In der Corona-Pandemie ist die Plastikproduktion stark angestiegen. Gleichzeitig stürzen Niedrigpreise für Neu-Kunststoffe Recycler in die Krise. Branchenexperten schlagen Alarm.
Recycling-Krise: Warum die Plastikproduktion steigt, die Nachfrage nach Recycling-Produkten aber sinkt.
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Wer greift zu Recyclingmaterial, wenn er Neuware um die Hälfte günstiger haben kann?
Das ist der Knackpunkt im Geschäft mit Kunststoffverpackungen. Eine Tonne des gebräuchlichsten Kunststoffs PET kostet neu zwischen 600 und 700 Euro. Um kostendeckend zu arbeiten, müssen Unternehmen für vergleichbares Recyclingmaterial, so genanntes Rezyklat, etwa 1.200 bis 1.500 Euro verlangen.
Brancheninsider: "Recycling interessiert derzeit keinen"
Weil im Zuge der globalen Corona-Pandemie die Erdölpreise in den Keller gerutscht sind und erdölbasierte Kunststoff-Neuware unschlagbar günstig auf den Markt kommt, stecken viele Recycler in Existenznot.
In seiner aktuellen Ausgabe zitiert der "Europäische Wirtschaftsdienst" einen Recycler mit den Worten: "Wir gehen von einer Marktbereinigung aus, Recycling interessiert derzeit keinen."
In der Corona-Zeit: 20 Prozent mehr Plastikmüll
Dabei ist es gleichzeitig das große Thema, denn seit Beginn der Corona-Krise hat sich Leichtverpackungsabfallmenge um 20 Prozent erhöht, berichtet der Entsorger Veolia. Branchenkenner bestätigen die Zahl im Schnitt für die gesamte Bundesrepublik.
Das heißt: Einerseits läuft die Recycling-Maschinerie auf Hochtouren. Die Quote ist von etwa 42 Prozent im Jahr 2018 auf derzeit circa 58,5 Prozent gestiegen und soll 2022 laut Verpackungsgesetz 63 Prozent betragen. Andererseits bleiben die Recycler auf ihrem Produkt sitzen.
Recyclern droht die Pleite
Die Europäische Union schreibt zwar vor, dass ab 2025 neue PET-Getränkeflaschen aus mindestens 25 Prozent Rezyklat bestehen müssen. Experten befürchten indes, dass dies für einige Recycler zu spät kommt.
Peter Kurth, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE), zeigt sich im Gespräch mit ZDFheute alarmiert:
Kurth fordert "dringend verbindliche Rezyklat-Quoten für neue Kunststoffprodukte". Umweltschutzverbände pflichten dem genauso bei wie Gunda Rachut, Chefin der Zentralen Stelle Verpackungsregister - der Behörde, die das Einhalten des Verpackungsgesetzes überwacht.
Rachut sagt im Gespräch mit ZDFheute:
Ein Anfang könnte die Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetzes sein, die im Bundestag beraten wird: Nach Plänen des Bundesumweltministeriums sollen Bundesbehörden und staatliche Unternehmen künftig "Produkte aus Recycling gegenüber Neuanfertigungen bevorzugen".
Gängige Praxis: Recyclingmaterial als Ersatzbrennstoff
Umweltverbände fordern zudem, Kunststoff-Neuverpackungen, die nicht recycelt werden, stark zu besteuern. Das könnte die Gesamtmenge an Kunststoffverpackungen verringern sowie Rezyklat konkurrenzfähiger machen - und so Wertstoffe nicht länger in Rauch aufgehen lassen.
Denn: "Statt in neuen Kunststoffprodukten landen Rezyklate heute sehr oft als Öl-Ersatzbrennstoffe in den Öfen der deutschen Zementwerke und der Industrie", berichtet BDE-Präsident Kurth.
Jährlich 40 Kilogramm Plastikverpackungsmüll pro Bundesbürger
Menschen wie Kurth oder Rachut, die sich täglich mit den riesigen Mengen an Kunststoffabfällen beschäftigen, würden das Problem gerne bei der Wurzel packen: Angesichts einer jährlichen Müllmenge von mehr als drei Millionen Tonnen allein in Deutschland, was etwa 40 Kilogramm pro Kopf entspricht, sehen sie viel Einsparpotenzial.
Kurth gibt zu bedenken:
So wird's was mit dem Recycling
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