Kostenlose Schnelltests sind fester Bestandteil der Pandemiebekämpfung. Doch der Andrang auf Tests bringt Betreiber in finanzielle Nöte und damit die Testinfrastruktur in Gefahr.
Seit dem 8. März steht jedem Bürger eine kostenloser Corona-Schnelltest in der Woche zur Verfügung, finanziert vom Staat. Die sogenannten Antigen-Schnelltests sind schnell zu einer wichtigen Säule der Pandemiebekämpfung geworden.
Test-Boom bringt einige Anbieter in Geldnot
Gerade vor Ostern war in den Testzentren im Land Hochkonjunktur. Das Unternehmen CoviMedical betreibt unter dem Namen 15Minutentest.de 66 Testzentren in Deutschland. Weitere sind geplant, die Nachfrage nach Tests ist groß. Allein in der Woche vor Ostern wurden in den Zentren über 110.000 Tests durchgeführt. 0,67 Prozent davon waren positiv. Rund 700 asymptomatisch Infizierte wurden so kurz vor möglichen Osterbesuchen entdeckt.
Doch der rasante Anstieg an Nachfragen nach den Tests bringt auch Probleme: Durch das enorme Wachstum des Unternehmens fehlt das Geld für weitere Tests, Schutzausrüstung und Handschuhe. Es besteht die Gefahr, dass einige der Zentren in den nächsten Tagen den Betrieb einstellen müssen, da ihnen das Material ausgeht.
Will heißen: Früher haben die Getesteten ihre Tests direkt selbst bezahlt, mit diesem Geld konnte neues Material gekauft werden. Durch die Bürgertests wird nun viel mehr getestet, das Geld kommt aber erst später. Denn das Geld für die Tests wird über die Kassenärtzlichen Vereinigungen (KV) und das Bundesamt für Soziale Sicherung ausgezahlt.
Das Problem sei, dass die bereits erbrachten Leistungen nur monatlich abgerechnet werden können, so Christoph Neumeier, Geschäftsführer von CoviMedical. Am 15 April werden, "wenn alles gut läuft", 3,63 Millionen Euro von der KV ausgezahlt, das schließt alle Leistungen der Testzentren bis zum 31. März ein.
Die tatsächlichen Forderungen, also das Geld, das CoviMedical Lieferanten schuldet, belaufen sich aber auf fast acht Millionen Euro, da Ausrüstung und Tests im Voraus beschafft werden müssen, um sicherzustellen, dass Menschen getestet werden können. Fehlt dieses Geld zur Vorfinanzierung, könnten bald keine Tests mehr durchgeführt werden.
Bundesamt beruft sich auf Coronavirus-Testverordnung
Beim Bundesamt für Soziale Sicherung sind die Probleme der Vorfinanzierung in den Testzentren bekannt, man sei auch im Austausch mit den Betreibern. Man beruft sich aber auf die Coronavirus-Testverordnung (§ 7 Abs. 1 TestV) des Bundesgesundheitsministeriums (BMG):
Ob hinsichtlich der (Vor-)Finanzierung regulatorischer Änderungsbedarf besteht, könne nicht beurteilt werden, dafür sei das BMG zuständig.
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Hohes Risiko für Betreiber durch kostenlose Bürgertests
Die Betreiber der Testzentren sind damit auf den guten Willen ihrer Lieferanten angewiesen.
Für das Unternehmen von Christoph Neumeier birgt diese Situation einiges an unternehmerischem Risiko, das hauptsächlich durch die Einführung der Bürgertests entstanden ist. Gegründet hatte er CoviMedical mit Kollegen aus der brachliegenden Veranstaltungsbranche. Seit Anfang Dezember wurde getestet, damals mussten die Getesteten noch direkt selbst bezahlen. Nun droht die wichtige Testinfrastruktur durch bürokratische Hürden bei der Abrechnung ins Stocken zu geraten.