Die Deutschen werden für ihre Sparmentalität gern belächelt. Jetzt, in der Krise, kann sie vor finanziellen Nöten bewahren. Es lauern aber auch Gefahren, gerade für Selbständige.
Wenn die Aktien an den Börsen steigen, gehen die meisten Deutschen leer aus. Denn nur jeder siebte legt sein Geld in Aktien an. In den USA dagegen ist es jeder zweite. Dafür sind die Deutschen Sparweltmeister, wohl wissend, dass die Inflation den Wert des Geldes bei Nullzinsen schmälert.
Dieses stoische Sparverhalten hat sich im Krisenjahr 2020 für manch einen ausgezahlt. In Zeiten von Kurzarbeit, Jobverlust und Umsatzeinbrüchen bei Selbständigen ist Liquidität Trumpf. Sei es für hohe Fixkosten wie Miete oder um den eigenen Betrieb länger am Laufen zu halten.
Notgroschen in sichere Geldanlage investieren
"Ein Notgroschen soll meist jederzeit in voller Höhe verfügbar sein, weshalb sich dafür nur sichere Geldanlagen eignen", sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Am Aktienmarkt sollten Anleger nur in der Höhe investieren, wie sie auch die Wertschwankungen verkraften können.
Die Bereitschaft, das Risiko an den Aktienmärkten einzugehen, ist hierzulande niedrig. Lieber lassen sich deutsche Anleger Gewinne entgehen, um bei einem Einbruch an den Börsen verschont zu bleiben.
In Krisenzeiten wird noch mehr gespart
Dass die Verluste bei einer langfristigen Anlage meist wieder ausgeglichen werden und am Ende ein Plus da steht, überzeugt viele nicht. Die deutsche Vorliebe für den Sparstrumpf steht im Kontrast zu der amerikanischen Risikofreude. Doch auch dort gibt es ein Umdenken.
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Wie aus einer Analyse im Auftrag des US-Handelsministeriums hervorgeht, schoss im Frühjahr die Sparquote in der Krise auf 30 Prozent hoch. Normalerweise liegt sie bei sechs bis acht Prozent. Und die Deutschen legen jetzt noch mehr zur Seite, gerade weil die Einkünfte in der Krise weniger werden. Das hat eine Studie des Bankenverbands gezeigt. Ein Fünftel der Befragten gab an, seit Ausbruch der Pandemie mehr zu sparen als vor der Krise.
Altersvorsorge sichern trotz sinkender Aufträge
Doch auch bei einem vergleichsweise dicken Geldpuffer lauern Fallstricke. Wenn die Wirtschaft stockt, und das Geld besonders knapp wird, laufen insbesondere Selbständige Gefahr, an Reserven zu gehen, die eigentlich für die Altersvorsorge gedacht waren. Um den mühsam aufgebauten Betrieb länger am Leben zu halten, nehmen sie so in Kauf, später als geplant in den Ruhestand gehen zu können.
- Corona trifft die Schwächsten
Während die Corona-Pandemie die Arbeitslosenzahlen nur vergleichsweise moderat ansteigen lässt, sind Minijobber*innen härter betroffen. Student Iven erzählt.
Der Druck ist besonders hoch, wenn sie durch das Raster für staatliche Unterstützung fallen:
Denn dies seien zwei verschiedene Dinge, warnt Peer Wandinger, der seit 14 Jahren in seinem Blog "Selbständig-im-Netz" Freiberuflern Tipps gibt. "Ich verstehe, dass der Staat besonders denen unter die Arme greift, die gar kein mehr Geld haben", sagt er.
Absicherung fürs Alter kann geschützt werden
Um zu vermeiden, dass die Altersvorsorge im allgemeinen Vermögenstopf landet, können auch Selbständige geschützte Anlagevarianten wählen. Eine Möglichkeit ist etwa, in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen oder in eine selbst genutzte Wohnimmobilie zu investieren.
Susanne, eine selbständige Webdesignerin, ist jedenfalls zufrieden mit ihrer Sparrate:
Auch in der Pandemie musste die 52-Jährige nicht auf ihr Erspartes zurückgreifen. "Bisher decken sich meine Einnahmen und Ausgaben ganz gut", sagt sie. "Aber man weiß nie, was kommt. Und für die Nerven ist ein dicker Puffer auch ganz gut."
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