Ifo-Institut: Homeschooling frisst Lernzeit und Förderung
FAQ
Studie des ifo-Instituts:Homeschooling frisst Lernzeit und Förderung
von Katharina Schuster
20.04.2021 | 10:00
|
Nach einem Jahr Pandemie läuft es immer noch nicht rund beim Homeschooling. Kinder lernen weniger, wenn sie zu Hause sind und Lernschwächere werden kaum unterstützt. Ein Überblick:
Das ifo-Institut hat über 2.000 Eltern befragt, wie es ihren Kindern beim Homeschooling geht.
Im Durchschnitt haben Schulkinder während der Schulschließungen (2021) 4,3 Stunden pro Tag mit schulischen Tätigkeiten verbracht - 4,6 Stunden mit Fernsehen, Computerspielen und Handy.
Für die Hälfte der Kinder war die Situation eine psychische Belastung - deutlich stärker als während der ersten Schließungen.
Positive Aspekte: Die Mehrheit der Eltern gibt an, dass ihr Kind gelernt hat, sich eigenständig Unterrichtsstoff zu erarbeiten.
Wie viel Zeit nutzen Kinder zum Lernen?
Im Durchschnitt haben die Schulkinder 4,3 Stunden pro Tag mit schulischen Tätigkeiten verbracht. Das ist eine knappe Dreiviertelstunde mehr als während der ersten Schulschließungen im Frühjahr 2020 - aber immer noch waren es drei Stunden weniger als an einem üblichen Schultag vor Corona.
Fast jedes vierte Kind (23 Prozent) hat sich nicht mehr als zwei Stunden am Tag mit Schule beschäftigt. Mit Fernsehen, Computerspielen und Handy verbrachten die Schulkinder täglich4,6 Stunden, also mehr Zeit als mit dem Lernen für die Schule.
Wie effektiv ist das Lernen zu Hause?
Die Mehrzahl der Eltern (56 Prozent) denkt, dass ihr Kind pro Stunde zu Hause weniger lernt als im regulären Unterricht in der Schule, 22 Prozent denken das Gegenteil. Während sich die Lernzeit kaum nach schulischen Leistungen und Familienhintergrund unterscheidet, haben leistungsschwächere Schüler*innen und Nicht-Akademikerkinder zu Hause deutlich weniger effektiv und konzentriert gelernt.
Dafür verfügt die große Mehrheit der Familien über Computer oder Tablet, drei Viertel haben eine zuverlässige Internetverbindung.
Ausstattung für das Lernen zu Hause
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Etwa ein Viertel (26 Prozent) der Schüler*innen hatten täglich gemeinsamen Unterricht für die ganze Klasse (z.B. per Video). Während der Schulschließungen im Frühjahr 2020 waren es nur sechs Prozent.
Die gute Nachricht: Den Schulen in Deutschland ist es gelungen, einen größeren Anteil der Schulkinder mit digitalem Fernunterricht zu erreichen und somit regelmäßigen Austausch mit Lehrkräften und Klassenkamerad*innen sicherzustellen.
Die schlechte Nachricht: Nach einem Jahr Corona-Pandemie haben immer noch 39 Prozent der Schüler*innen nur maximal einmal pro Woche Videounterricht. Für mehr als ein Drittel besteht der Schulalltag also fast ausschließlich aus eigenständigem Lernen.
Die Daten der ifo-Studie lassen vermuten, dass regelmäßiger Videounterricht den Kindern dabei hilft, mehr Zeit mit Lernen zu verbringen. Die Teilgruppe der Schüler*innen, die mehr als einmal pro Woche Videounterricht hatten, verbrachte pro Tag durchschnittlich 0,7 Stunden mehr Zeit mit schulischen Aktivitäten.
Für die repräsentative Studie wurden bundesweit Eltern zwischen dem 17. Februar und dem 10. März 2021 mit Hilfe eines Online-Fragebogens befragt.
Die Stichprobe von 2.122 Befragten umfasst Eltern von Schüler*innen an allen allgemeinbildenden Schulen - Grundschulen, Haupt-, Real- und Gesamtschulen, Gymnasien und sonstigen weiterführenden Schularten.
Wie kommen lernschwache Kinder zurecht?
Die Schulschließungen stellen vor allem für leistungsschwächere Schüler*innen eine Herausforderung dar, weil sie größere Probleme haben, sich Unterrichtsstoff selbstständig zu erarbeiten. Außerdem verbringen diese Kinder mehr Zeit mit Fernsehen, Computer- und Handyspielen oder sozialen Medien und weniger Zeit mit förderlicheren Tätigkeiten wie Lesen, Musizieren oder Bewegung.
Verstärkt wird das durch weniger individuelle Gespräche mit Lehrkräften. Laut ifo-Insititut erhalten leistungsstärkere Schüler*innen und Akademikerkinder öfter Rückmeldungen zu eingereichten Arbeitsblättern und persönliches Feedback. Ähnlich wie schon im Frühjahr 2020 ist also nicht zu erkennen, dass während der Schulschließungen 2021 ein besonderer Fokus der Lehrkräfte auf der Förderung benachteiligter Kinder lag.
Wie geht es den Familien im Homeschooling?
Für die Hälfte der Kinder (50 Prozent) war die Situation während der Schulschließungen eine große psychische Belastung - deutlich mehr als während der ersten Schließungen (38 Prozent). Knapp 20 Prozent der Kinder sind laut ihren Eltern traurig und ängstlich.
Außerdem gibt ein Viertel der Eltern an, dass ihr Kind während der Schulschließungen nervös oder anklammernd ist. 40 Prozent der Eltern stellen eine Verschlechterung der Konzentrationsfähigkeit im Vergleich zu vor Corona fest.
Für 76 Prozent der Kinder war es eine große Belastung, nicht wie gewohnt Freund*innen treffen zu können. Im Einklang damit stimmen 55 Prozent der Eltern der Aussage zu, dass die Schulschließungen den sozialen Fähigkeiten ihres Kindes geschadet haben. Ein knappes Drittel der Eltern berichtet darüber hinaus, dass ihr Kind während der Corona-Pandemie an Körpergewicht zugenommen hat.
Auch für über die Hälfte der Eltern (52 Prozent) waren die Schulschließungen eine große psychische Belastung. 40 Prozent gaben zudem an, dass sie sich mit ihrem Kind Anfang 2021 mehr gestritten haben als sonst. Während der Schulschließungen im Frühjahr 2020 lag dieser Wert deutlich niedriger (28 Prozent). Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Situation in einigen Familien deutlich verschlechtert hat.
Familie ist mit der Situation gut klargekommen
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Welche positiven Effekte erlebten die Eltern durch Homeschooling?
Die Mehrheit der Eltern gibt an, dass ihr Kind durch die Schulschließungen gelernt hat, sich eigenständig Unterrichtsstoff zu erarbeiten (56 Prozent) und mit digitalen Technologien (z.B. Computer, Tablet, Internet) besser umzugehen (66 Prozent).
Ebenfalls mehr als die Hälfte der Eltern (54 Prozent) findet darüber hinaus, dass ihr Kind während der Corona-Pandemie gelernt hat, mit Krisen gut umzugehen.
Fazit: Insgesamt zeigen sich nach einem Jahr Pandemie immer noch massive Lernzeitverluste. Die Schulen haben es verschlafen, Konzepte zu entwickeln, um lernschwächere Schulkinder zu unterstützen. Positive Aspekte des Homeschoolings sind, dass die Kinder gelernt haben, eigenständig zu arbeiten und mit Computer und Internet besser umzugehen.