Trotz finanzieller Hilfen vom Bund in 2020 stand Tui erneut vor der Pleite. Die Aktionäre haben einem dritten Finanzpaket zugestimmt - und müssen sich auch daran beteiligen.
Der deutsche Staat kann sich als Großaktionär in größerem Umfang an dem Reisekonzern Tui beteiligen. Umsatzeinbrüche inmitten der Corona-Pandemie sollen so aufgefangen werden.
Der von der Corona-Krise hart getroffene Reisekonzern Tui wird durch Finanzspritzen seiner Aktionäre und des Staates vor einer Pleite bewahrt. Die Anteilseigner stimmten auf der außerordentlichen Hauptversammlung mehrheitlich den notwendigen Schritten zu.
Tui-Aktionäre müssen sich am Rettungspaket beteiligen
Insgesamt beläuft sich die dritte Finanzhilfe für Tui seit Beginn der Corona-Krise auf 1,8 Milliarden Euro - wobei der Anteil des Bundes fast 1,3 Milliarden ausmacht. Damit die staatlichen Hilfen fließen können, mussten die Anteilseigner diese Maßnahmen absegnen:
- Eine Kapitalerhöhung über 500 Millionen Euro
- Ein Umtauschrecht sogenannter stiller Einladen in Aktien
Die zusätzlichen Aktien aus der Kapitalerhöhung sollen ergänzendes Geld in die Kasse bringen. Und das Umtauschrecht war Voraussetzung für die 1,3 Milliarden an staatlicher Hilfe in Form von sogenannten "stillen Einlagen".
Mit diesen kann der Bund "bei Bedarf" eine Sperrminorität an Tui von 25 Prozent plus einer Aktie erlangen. Damit hätte der Staat dann ein Mitspracherecht bei weiteren zentralen Entscheidungen des Unternehmens.
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Reisebranche beklagt 28 Milliarden Verlust
Laut Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbands, sind 11.000 Reisebüros, 2.300 Reiseveranstalter sowie tausende touristische Dienstleister betroffen.
Auflagen auch für Unternehmensleitung von Tui
So lange Tui von öffentlichem Geld abhängig ist, muss das Unternehmen Bedingungen erfüllen:
- Der Konzern darf keine Firmen kaufen,
- darf an die Aktionäre keine Dividenden zahlen
- und keine Boni an die Manager zahlen.
So soll ein unfairer Wettbewerbsvorteil durch Staatshilfe verhindert und ein Anreiz geschaffen werden, die Milliarden zügig wieder zurückzuzahlen.
Zu Beginn der außerordentlichen Hauptversammlung hatte Tui-Chef Fritz Joussen bei den Aktionären für das dritte milliardenschwere Rettungspaket geworben: Tui sei durch die Reisebeschränkungen in der Pandemie über Nacht zu einem Unternehmen ohne Produkt und ohne nennenswerten Umsatz geworden. Doch angesichts der überall anlaufenden Impfkampagnen sähe er Licht am Ende des Tunnels.
Auch EU gibt grünes Licht für Tui-Hilfspaket
Die EU-Kommission hatte zuvor am Montagabend in Brüssel erklärt, dass die wettbewerbsrechtlichen Rahmenbedingungen für bis zu 1,25 Milliarden Euro an deutschen Hilfen aus ihrer Sicht erfüllt sind.
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Milliarden-Staatshilfen für Tui genehmigt
Mit bis zu 1,25 Milliarden Euro darf Deutschland den von der Corona-Krise getroffenen Reisekonzern Tui unterstützen. Das haben die Wettbewerbshüter in der EU genehmigt.
Diese Hilfe sei gerechtfertigt, weil sie die Insolvenz von Tui abwende, "die gravierende Folgen für die Beschäftigung in Deutschland und die deutsche Wirtschaft hätte", erklärte die Brüsseler Behörde.
Im Frühjahr war Tui das erste deutsche Großunternehmen, dem der Bund finanziell unter die Arme griff. Insgesamt wurden dem Konzern einschließlich privater Mittel im Rahmen dreier Hilfspakete mittlerweile 4,8 Milliarden Euro an Unterstützung zugesprochen, um die Umsatzeinbrüche in der Viruskrise aufzufangen.