Am 20. März endet die Homeoffice-Pflicht für Unternehmen. Für viele wird das nach zwei Jahren zu Hause eine große Umstellung. Oder geht es anders weiter als vor Corona?
Diese beiden Sätze aus dem Infektionsschutzgesetz haben für viele Menschen eine radikale Veränderung ihres Arbeitsalltags verursacht. Seit bald zwei Jahren heißt es für alle mit Bürojob: Der Arbeitsplatz ist zu Hause.
Homeoffice, um Corona-Infektionen zu vermeiden
Die Homeoffice-Pflicht gilt zwar erst wieder seit dem 18. November 2021, viele Unternehmen haben jedoch auch ohne die Pflicht seit dem Beginn der Pandemie ihre Mitarbeiter zu Hause arbeiten lassen, um Infektionen am Arbeitsplatz zu verhindern.
Am 19. März endet nun die Homeoffice-Pflicht. Wie gehen Unternehmen damit um? Was wollen die Mitarbeiter?
Was wollen die Mitarbeiter?
Dieser Frage ist die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) nachgegangen und hat rund 1.000 Beschäftigte mit Büroarbeitsplatz befragen lassen: Demnach haben 61 Prozent der Arbeitnehmer, die ihren Bürojob schon einmal von zu Hause oder einem anderen Ort aus erledigt haben, überwiegend positive Erfahrungen gemacht - nur ein Fünftel berichtete von negativen Erfahrungen. Positiv sei dabei vor allem die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
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Bei der Frage der Gesundheit am Arbeitsplatz zeigt sich, dass die Erfahrung sehr unterschiedlich ausfallen kann: Vier von zehn Berufstätigen mit Homeoffice-Erfahrung beobachten, dass sich das Arbeiten zu Hause auf ihren Gesundheitszustand auswirkt. Während es jedem Fünften damit körperlich und geistig besser geht, hat sich bei ebenso vielen das Wohlbefinden verschlechtert.
Was sagen Verbände und Gewerkschaften?
Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, forderte von der Regierung klare Regeln für das "Homeoffice der Zukunft". Aktuell sei es wichtig, Homeoffice "weiterhin ein Element des betrieblichen Infektionsschutzes" anzubieten. Doch auch für die Zeit nach der Pandemie sei das Thema für viele Beschäftigte wichtig:
Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), sieht das ähnlich wie die Gewerkschaftsvertreter:
Etwas anders sieht er aber den Ruf nach gesetzlichen Regelungen: Mit einem "stumpfen Anspruch auf Homeoffice" erreiche man nichts.
Was sagt die Politik?
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe kurz vor der jüngsten Ministerpräsidentenkonferenz bekräftigt, aus dem "coronabedingten ungeplanten Großversuch zum Homeoffice" grundlegende Konsequenzen ziehen zu wollen. Zu Hause zu arbeiten sei für Millionen von Menschen zur neuen Normalität geworden.
Im Januar hatte Heil Pläne für einen Rechtsanspruch angekündigt: Arbeitgeber sollten Beschäftigten künftig das Arbeiten von zu Hause ermöglichen müssen.
Was sagen große Unternehmen?
Einer der größten Arbeitgeber in Deutschland ist die Volkswagen AG. Stand 2020 waren dort knapp 663.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, 220.000 davon in Deutschland selbst.
Konzernvorstand Gunnar Kilian ist im Unternehmen für das Personal zuständig. Für ihn ist klar:
Viele Beschäftigte wollen laut Kilian gerne die soziale Komponente der Zusammenarbeit am Arbeitsplatz in Anspruch nehmen. Das sei eine Erkenntnis aus den zurückliegenden Monaten. Die Hauptaufgabe sei es daher, "ein gutes Gleichgewicht zwischen mobiler Arbeit und der unabdingbaren Zusammenarbeit und Interaktion im Büro sicherzustellen".
Vorgesehen ist, dass Beschäftigte der Volkswagen AG an bis zu vier Arbeitstagen pro Woche mobil arbeiten und diese Arbeitstage innerhalb eines Kalendermonats flexibel verteilen können. Voraussetzung ist dabei, dass sich das mit den betrieblichen Abläufen vereinbaren lässt.
Aktuell bewerte man noch, wann die Rückkehr ins Büro beginnen kann. Maßgeblich für diese Entscheidung wird neben dem Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz auch die Ausgestaltung der Corona-Regeln in den jeweiligen Kommunen und Bundesländern sein.
Siemens sieht mobiles Arbeiten als "neue Normalität"
Siemens beschäftigt in Deutschland rund 86.000 Angestellte sowie mehrere tausend Auszubildende. Der Konzern habe als eines der ersten globalen Unternehmen die Entscheidung getroffen, den Mitarbeitenden zwei bis drei Tage pro Woche mobiles Arbeiten zu ermöglichen, wenn das mit der Beschäftigung vereinbar ist, erklärt ein Sprecher auf Anfrage von ZDFheute.
In der Produktion oder im Außendienst sei das natürlich eher nicht möglich, und das sei bei allen Diskussionen über Homeoffice immer mitzuerwähnen:
Momentan seien alle, bei denen es möglich ist, ausschließlich im Homeoffice. Mobiles Arbeiten sei aber als Kernelement der "neuen Normalität" bereits im Juli 2020 beschlossen worden. An zwei bis drei Tagen pro Woche sollen die Mitarbeitenden denjenigen Arbeitsort wählen, an dem er oder sie am produktivsten ist.
Das hybride Arbeitsmodell schließt also auch Co-Working-Büros mit ein. Präsenz-Zeiten im Büro sollen das mobile Arbeiten sinnvoll ergänzen.
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