Der "Globale Risiko Report" beschreibt die dramatischen Auswirkungen der Pandemie und zeichnet ein düsteres Bild. Der jungen Generation droht ein Zeitalter der Chancenlosigkeit.
Es ist nicht das Ziel einer Risikoanalyse, Optimismus zu verbreiten. Im Gegenteil. Der "Globale Risiko Report", den das Weltwirtschaftsforum (WEF) seit 2004 pünktlich zum großen Treffen von Politik und Wirtschaft in Davos veröffentlicht, versteht sich als eine Art Risiko-Seismograf.
Das Ziel: mehr oder weniger erkennbare Probleme frühzeitig sichtbar machen - damit planbares und koordiniertes Handeln Schlimmeres mildern oder vielleicht sogar verhindern kann. Erarbeitet wird der Bericht unter Federführung der in Genf ansässigen internationalen Organisation, mit Unterstützung der strategischen Partner, akademischen Beratern und mehr als 650 Führungskräften, die dem Netzwerk des WEF angehören.
Schon 2006 Warnung vor Pandemie
2006 warnten die Verfasser erstmals vor den alarmierenden Gefahren einer Pandemie, die sich durch die wachsenden globalen Reisetätigkeiten und fehlende Warnsysteme weltweit verbreiten könne. Doch auch in den kommenden Jahren blieben die Warnungen weitgehend ungehört.
15 Jahre später steht die Welt vor den katastrophalen Auswirkungen einer globalen Pandemie und den damit verbundenen unmittelbaren Risiken. Ihre Analyse steht im Zentrum des diesjährigen Berichtes.
Spaltung der Gesellschaft droht
Als unmittelbare Auswirkungen der Pandemie in den nächsten zwei Jahren listet der Bericht die weltweite Sorge um Lebensunterhalt, Angst vor wirtschaftlichem Stillstand und damit auch um den eigenen Arbeitsplatz. Allein die erste Schockwelle der Pandemie und der damit verbundene Shutdown führten zu einem gewaltigen Verlust an Arbeitsstunden - allein im zweiten Quartal 2020 entsprach dieser Verlust 495 Millionen Jobs weltweit.
Aufgrund der wachsenden Ungleichheit droht weltweit eine verschärfte Spaltung der Gesellschaften, auch aufgrund wachsender Falschinformationen und der damit verbundenen Polarisierungen.
Risiko Perspektivlosigkeit
Und - diesem globalen Problem widmet der Bericht besondere Aufmerksamkeit - wir sehen das Heranwachsen einer desillusionierten, perspektivlosen jungen Generation. Sie erleidet nach der Finanzkrise bereits die zweite globale Krise innerhalb eines Jahrzehnts. Wie unendlich schwierig es ist, eine hohe Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen, haben die Jahre nach der Finanzkrise gezeigt.
Es drohe, so der Bericht, eine "Beschäftigungs-Eiszeit" und der Verlust von Vertrauen in die gesellschaftlichen Institutionen. Die drohende Perspektivlosigkeit der jungen Generation angesichts dieser ökonomischen und Herausforderungen, ungleicher Bildungschancen sowie die damit verbundenen mentalen und gesundheitlichen Probleme werden weltweit vernachlässigt. Mit hohen Risiken für die Zukunft.
Langfristig Klimawandel größtes Risiko
Mittelfristig bewertet der Report vor allem wirtschaftliche und technologische Folgen als globale Risiken. Die wachsende wirtschaftliche Bedrohung durch das Platzen von Spekulationsblasen, Schuldenkrisen und instabile Preise aber auch das Zusammenbrechen von IT- Infrastrukturen aber auch zunehmende Konflikte zwischen Staaten und eine Schwächung der internationalen Zusammenarbeit.
Langfristig aber bleibt das größte Risiko die Untätigkeit beim Klimawandel, zumal die globale Zusammenarbeit in diesem Bereich eher abnimmt. Eine Immunität aber gegen Klimawandel, den Verlust von Biodiversität und die Zerstörung natürlicher Ressourcen gibt es nicht, so der Bericht.
Es ist schon eine Tradition, dass der "Globale Risiko Report" im Vorfeld des Weltwirtschaftsforums in Davos publiziert wird, als Agenda und Grundlage für die dortigen Diskussionen. Das große Treffen wurde zwar schon im Herbst in den virtuellen Raum verlegt. Themen aber gibt es genug und vielleicht zählt in diesen Wochen im Zeichen der globalen Pandemie ja Content mehr als Kontakte.
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