Die deutsche Wirtschaft ist 2020 deutlich geschrumpft. Warum Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern trotzdem "glimpflich" durch die Krise gekommen ist.
Die deutsche Wirtschaftsleistung ist im vergangenen Jahr um fünf Prozent gesunken – der stärkste Rückgang seit elf Jahren. Der Hauptgrund dafür ist ein deutlicher Exportrückgang.
Ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um deutliche fünf Prozent im vergangenen Jahr haben die Statistiker in Wiesbaden in einer ersten Schätzung errechnet. Es ist der schärfste Einbruch des Bruttoinlandsproduktes (BIP) seit 2009, als die Finanz- und Wirtschaftskrise die Welt in Atem hielt.
Staatliche Hilfsmaßnahmen als Schlüssel
Die gute Nachricht aber lautet: Durch staatliche Hilfsmaßnahmen wie den massiven Einsatz von Kurzarbeit, Überbrückungsgeldern oder die Senkung der Mehrwertsteuer und die starke Erholung der Wirtschaft in den Sommermonaten ist der Einbruch weniger stark ausgefallen als viele Beobachter befürchtet hatten. Und auch weniger stark als in vielen anderen Ländern.
Der Leiter der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen im Statistischen Bundesamt in Wiesbaden, Albert Braakmann, sieht Deutschland im Ländervergleich gut aufgestellt. Denn EU-weit dürfte der Rückgang im Durchschnitt bei 7,5 Prozent liegen, in den 19 Staaten der Eurozone sogar bei knapp 8 Prozent.
Bisher ist der Arbeitsmarkt recht glimpflich durch die Corona-Krise gekommen: In der Baubranche gab es kaum Auswirkungen, die Industrieproduktion läuft vielerorts recht gut. Vom Job-Abbau besonders betroffen sind Handel, Gastronomie und die …
Stagnation zum Jahresende - "Glück im Unglück"
Mit Spannung wurden die Schätzungen für das letzte Quartal des Jahres 2020 erwartet. Hier gab es verstärkten Gegenwind für viele Bereiche der Wirtschaft wie die Gastronomie und die Geschäftsschließungen im Zuge des zweiten Shutdowns. "Das Beste an der Dramazahl ist, dass die Wirtschaft Ende 2020 wohl mindestens mit einer schwarzen Null davongekommen ist", kalkuliert Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe auf Basis des fünf-Prozent-Rückganges im Gesamtjahr.
Zwar seien die Prognosen nach Auskunft des statistischen Bundesamtes für das vierte Quartal mit besonderer Vorsicht zu genießen; doch wiesen verschiedene Indikatoren darauf hin, dass die Wirtschaft in den letzten drei Monaten des Jahres tatsächlich "nur" stagniert hat. Das vierte Quarteil sei besser gelaufen, als Anfang November befürchtet, meint Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank.
Zeichen für 2021 stehen auf Erholung
Hier allerdings stellen die Statistiker in ihren Wirtschaftsdaten eine deutliche Zweiteilung fest: Während vor allem das Dienstleistungsgewerbe nach wie vor unter den Maßnahmen gegen die Pandemie leidet, läuft es in weiten Teilen der Industrie besser. So rechnet Ökonom Sebastian Dullien damit, dass sich die Industrie weiter robust erholen werde. Dullien ist Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung.
Zwar werde es im ersten Quartal dieses Jahres ein leichtes Minus geben, doch schon im zweiten Quartal rechnen er und viele seiner Kolleginnen und Kollegen wieder mit einer wirtschaftlichen Erholung. "Grund hierfür sind massive Nachholeffekte bei Konsum, Ausrüstungsinvestitionen und Exporten. Beim Konsum spielt eine Rolle, dass die Deutschen 2020 nach IMK-Schätzung etwa 100 Milliarden Euro mehr gespart haben als in normalen Jahren".
Mit anderen Worten: Was die hiesigen Konsumenten während des Lockdowns nicht kaufen können, das werden sie voraussichtlich nachholen, wenn die Einschränkungen enden und die Geschäfte wieder öffnen.
Auch Corona-Impfstoff macht Hoffnung
Für die weitere Entwicklung schließlich werden die Impfungen und deren Wirksamkeit eine entscheidende Rolle spielen. "Halten die Impfstoffe, was sie versprechen, wird die Wirtschaftsleistung ab dem Frühjahr im Zuge der dann möglichen Lockerungen der Infektionsschutzmaßnahmen kräftig anziehen", sagte Stefan Kooths vom Institut für Weltwirtschaft.
Insgesamt rechnen die meisten Volkswirte nach dem starken Rückgang im vergangenen Jahr wieder ein starkes Wirtschaftswachstum für das laufende Jahr 2021.
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Deutsche Wirtschaft schrumpft um fünf Prozent
Wegen der Corona-Krise ist 2020 das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland um fünf Prozent zurückgegangen. Das ist etwas weniger als in der Finanzkrise.