Leere Straßen, geschlossene Läden, ausgebremste Produktion: Die Corona-Krise trifft die Wirtschaft mit voller Wucht. Ist sie verheerender als die Lehman-Pleite? Ein Vergleich.
In der Corona-Krise werden immer wieder Parallelen zur Finanzkrise 2008/2009 gezogen. "Die Kosten werden voraussichtlich alles übersteigen, was aus Wirtschaftskrisen oder Naturkatastrophen der letzten Jahrzehnte in Deutschland bekannt ist", sagt Präsident des Ifo-Instituts, Clemens Fuest.
Hinkt der Vergleich? Eine Einordnung:
Ursachen der Finanzkrise
Anders als Corona-Krise hatte die Finanzkrise ihren Ursprung im Bankennetz - und laxen Regeln. Erst finanzierten Geldhäuser über Jahre Zehntausenden Amerikanern Häuser und Wohnungen - auch solchen, die sich ein Leben auf Pump nicht leisten konnten. Die schlecht besicherten Kredite (Subprime-Hypotheken) bündelten Finanzjongleure zu Päckchen und verkauften sie in großem Stil.
Weil Ratingagenturen die undurchschaubaren Wertpapiere mit Bestnoten adelten, interessierte sich niemand mehr für deren riskanten Inhalt. Die Blase platzte, als viele Kreditnehmer ihre Raten nicht mehr zahlen konnten.
ZDFzoom: Geheimakte Finanzkrise
Was 2007 wie ein auf die USA begrenztes Problem aussah, wuchs sich spätestens mit der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers am 15. September 2008 zu einer weltweiten Bankenkrise aus.
Zinssenkungen, Banken-Kontrolle, mehr Eigenkapital
Nahezu alle Volkswirtschaften rund um den Globus stürzten 2009 in eine Rezession. US-Fed, Europäische Zentralbank (EZB) und weitere Notenbanken senkten die Zinsen drastisch und pumpten Milliarden in die Märkte. Die Politik bemühte sich, mehr Banken-Kontrolle und schärfere Regeln festzuzurren.
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Vieles, was auf den Weg gebracht wurde, erweist sich in der Corona-Krise als solides Fundament. Banken müssen mehr Eigenkapital vorweisen, mit dem sie Verluste abpuffern können. Die EZB überwacht die großen Banken im Euroraum zentral, für die Abwicklung maroder Banken gibt es europäische Regeln. Für Staaten zogen die Europäer den Euro-Rettungsschirm ESM ein.
Staatsverschuldung, höhere Zinsen, Hilfsprogramme
Konjunkturprogramme und Rettungsmilliarden für Banken ließen staatliche Schuldenberge weiter wachsen - ein Problem für schwächere Euro-Volkswirtschaften. Sie mussten höhere Zinsen aufbringen, um frisches Geld am Kapitalmarkt zu bekommen, was die Schulden in die Höhe trieb. Für Griechenland, Portugal, Irland und Zypern wurden Hilfsprogramme aufgelegt - gegen strenge Reform- und Sparauflagen der Geldgeber.
Auch in der Corona-Krise wird die Staatsverschuldung steigen. Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied zur Finanzkrise: Die Notenbanken feuern aus allen Rohren.
Nach der Finanzkrise folgte ein langer Aufschwung
Hoffnung bereitet im Rückblick das schnelle Wiederanspringen der deutschen Wirtschaft nach dem schweren Konjunktureinbruch 2009: Nur ein Jahr später meldete sich Europas größte Volkswirtschaft zurück, es folgte ein zehnjähriger Aufschwung. Ökonomen rechnen aktuell mit einer ähnlichen Entwicklung: Die deutsche Wirtschaft dürfte im kommenden Jahr wieder wachsen, weil die Krise eine im Kern gesunde Volkswirtschaft trifft.
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