Daimler wird heute seine Bilanz präsentieren. Im Zentrum des Interesses aber dürfte der radikale Umbau und die Aufspaltung des traditionsreichen Autobauers stehen.
Wenn Ola Källenius die Bilanz seines Konzerns vorstellt, könnte er das mit einem lachenden und weinenden Auge tun. Vor Steuern und Zinsen lag der Gewinn im Krisenjahr 2020 bei 6,6 Milliarden Euro. "Daimler legte erstaunlich gute Eckdaten für das Geschäftsjahr 2020 vor", sagte Branchenexperte Frank Schwope von der Nord/LB.
In der Tat lag der Vorsteuergewinn sogar um rund 2 Milliarden Euro höher als im Jahr zuvor. Das weinende Auge aber betrifft die Tatsache, dass Daimler 7,5 Prozent weniger Autos verkauft hat als 2019. Und dass der Konzern inmitten eines Umbaus steckt, der etliche Stellen kosten und Daimler in zwei Unternehmen aufspalten wird.
Autoanalyst: "In der Krise kann man gewinnen"
Vor gut einem Jahr hatte Daimler-Chef Ola Källenius ein radikales Spar- und Umbauprogramm eingeläutet. Im Zuge der Pandemie legte das Management nach. Die Personalkosten sollen künftig wohl um mehr als die anvisierten 1,4 Milliarden Euro sinken. Analysten gehen von 15.000 bis 20.000 Stellen aus, die während dieser Rosskur auf der Strecke bleiben könnten.
Autoanalyst Jürgen Pieper vom privaten Bankhaus Metzler sagt gegenüber ZDFheute:
Immerhin: Bisher plant der Konzern, ohne betriebsbedingte Kündigungen auszukommen.
Daimler war "lange Zeit ein schlafender Riese"
Die Branche befindet sich in einer turbulenten Transformation: Über Digitalisierung und automatischem Fahren hin zu alternativen Antrieben, vor allem Elektromotoren. Für die aber sind viel weniger Arbeitsschritte erforderlich.
Und Daimler hat das zusätzliche Problem, seinen Konkurrenten in Sachen Elektromobilität hinterherzuhinken. "Daimler ist lange Zeit ein schlafender Riese gewesen", sagt Jürgen Pieper.
Källenius: durch Aufspaltung Wandel "effektiver gestalten"
Nun versucht der Wal also abzuspecken. Und dazu hat Daimler auch seine Aufspaltung angekündigt: In Zukunft soll Mercedes Benz getrennt von der Truck- und Bussparte existieren. Letztere soll noch in diesem Jahr als eigenständiges Unternehmen an die Börse kommen. "Dies ist ein historischer Moment für Daimler und der Anfang für eine tiefgreifende Umgestaltung des Unternehmens", sagte Ola Källenius vor wenigen Tagen.
Viele Beobachter meinen, dass dies ein kluger Schritt sein und mehr Beweglichkeit für beide schaffe könnte. Das liegt auch deswegen nahe, weil Pkw-Hersteller batteriebasierte Elektromobilität entwickeln wollen. Für schwere Lastwagen dagegen sind brennstoffzellenbetriebene Elektromotoren en Vogue.
Die deutsche Autoindustrie ist Arbeitgeber für Millionen und eine wichtige Stütze des Wohlstands - auch dank ihrer guten Beziehungen zur Politik. Dann kommt die Krise.
Daimler-Betriebsrat befürchtet weitere Einschnitte für Beschäftigte
Der Betriebsrat allerdings spricht von einem "flauen" Gefühl bei vielen Beschäftigten. In der Tat sind beide Konzerne dann einfacher von Konkurrenten übernehmbar. Deswegen plädieren die Beschäftigten für eine Sperrminorität, mit der Mercedes eine mögliche Übernahme von Daimler-Truck im Ernstfall verhindern könnte. Zudem fürchten die Beschäftigten nach der Trennung aber weitere Einschnitte.
Dem hat Källenius zwar eine Absage erteilt. Es kämen keine Sparmaßnahmen zu den vom Aufsichtsrat beschlossenen Maßnahmen hinzu. Allerdings ist fraglich, inwieweit er dieses Versprechen halten kann. Denn in das eigenständige Schwesterunternehmen wird er nicht mehr hineinregieren können. Vielleicht gibt es Antworten auf diese Fragen, wenn er heute die vollständige Daimler-Bilanz erläutert.
- Daimler baut radikal um
Der Daimler-Konzern gibt sich eine neue Struktur, um fit für die Zukunft zu sein. Künftig soll es zwei eigenständige Unternehmen geben und beide sollen an der Börse notiert sein.