Der Fernverkehr erholt sich, doch die Bahn kämpft weiter mit Problemen. Dass der Konzern schwarze Zahlen schreibt, verdankt er auch der Bahntochter Schenker.
Eine deutlich gestiegene Nachfrage von Reisenden und gute Geschäfte bei der Logistik-Tochter DB Schenker haben bei der Deutschen Bahn im ersten Halbjahr für einen kräftigen Aufschwung gesorgt.
Demnach machte das Unternehmen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres einen operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von rund 876 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2021 stand an dieser Stelle noch ein operativer Verlust von mehr als einer Milliarde Euro. Wegen der Corona-Pandemie war die Nachfrage massiv eingebrochen, das Angebot wurde aber weitgehend aufrechterhalten.
DB-Tochter verdoppelt Gewinn - Fahrgäste kehren zurück
Den größten Anteil am finanziellen Erfolg hatte indes die Bahn-Tochter Schenker. "Sie konnte ihren operativen Gewinn im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2021 auf rund 1,2 Milliarden Euro fast verdoppeln", teilte die Bahn mit. Doch auch die Fahrgäste kehren zurück.
Die Bahn gibt ihre Halbjahreszahlen bekannt. Der Konzern steckt in einer Krise, kämpft mit Verspätungen und Baustellen. Dabei möchte sie fit werden für doppelt so viele Fahrgäste.
Die Bahn verzeichnete allein im Fernverkehr im ersten Halbjahr eigenen Angaben zufolge mehr als 59 Millionen Reisende. Das waren demnach mehr als doppelt so viele (plus 117 Prozent) wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Im Regionalverkehr stieg die Nachfrage demnach um 60 Prozent auf rund 725 Millionen Fahrgäste. Hier dürfte insbesondere ab Juni das 9-Euro-Ticket die Nachfrage weiter angekurbelt haben.
Baustellen bremsen Zugverkehr
Vom Vor-Krisen-Niveau sind solche Zahlen noch weit entfernt. Im ersten Halbjahr 2019 verzeichnete der Konzern eigenen Angaben zufolge fast 72 Millionen Reisende im Fernverkehr. Die allmählich zurückkehrenden Kundinnen und Kunden hatten es bei ihren Bahnfahrten oft schwer.
Über Jahre sei die Schiene vernachlässigt worden - es brauche mehr Geld und einen parteiübergreifenden Schienenpakt, so Martin Burkert, von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft.
Das überlastete und vielerorts marode Schienennetz wird derzeit an vielen Stellen saniert - zahlreiche Baustellen bremsen den Verkehr. Im ersten Halbjahr kamen laut Bahn lediglich 69,6 Prozent der Fernverkehrszüge pünktlich ans Ziel. "In den ersten sechs Monaten des Vorjahres waren es noch 79,5 Prozent" hieß es. Als pünktlich gilt bei der Bahn ein Zug, solange er nicht mit mehr als sechs Minuten Verzögerung am Ziel ankommt.
Die Grundstuktur der Bahn könne besser funktionieren, würde man sie steuern, so Carl Waßmuth vom Fahrgast-Verband "Bahn für alle".