Vor knapp drei Jahren startete Disney+ als Netflix-Jäger auf dem Streamingmarkt. Jetzt ist es gelungen: Der Unterhaltungsriese hat den einstigen Marktführer eingeholt.
Disney hat mit seinen Streaming-Angeboten den langjährigen Marktführer Netflix eingeholt. Die Dienste Disney+, Hulu und ESPN+ kamen im vergangenen Quartal zusammen auf rund 221 Millionen Abo-Kunden. Ungefähr so viele hatte zuletzt auch Netflix nach dem Verlust von rund einer Million Abonnenten.
Disney+: Zahlen oder Werbung
Zugleich müssen sich Kunden von Disney+ mit dem Start einer Version mit Werbung auf einen Aufpreis einstellen, wenn sie das Programm weiter ohne Unterbrechungen sehen wollen. Der US-Unterhaltungsriese nimmt im Streaming-Geschäft bisher hohe Verluste in Kauf.
So gilt in den USA der bisherige Preis von 7,99 Dollar vom 8. Dezember für die Version von Disney+ mit Werbung. Wer weiter werbefrei schauen will, muss 10,99 Dollar zahlen. Netflix stampft gerade ebenfalls eine Version mit Werbung aus dem Boden und hofft, sie zum Jahreswechsel zu starten.
- Serienjunkies müssen mehr zahlen
Ist es die Inflation? Oder gibt es andere Gründe für die höheren Gebühren, die manche Streaming-Anbieter jetzt von ihren Kunden verlangen?
Disney+, wo etwa Filme und Serien aus der Welt der Marvel-Comics und von "Star Wars" zu finden sind, war im vergangenen Quartal erneut der klare Wachstumstreiber. Der erst im November 2019 als Netflix-Jäger gestartete Dienst gewann binnen drei Monaten 14,4 Millionen Kunden hinzu und liegt jetzt bei gut 152 Millionen Abos. Mit der "Star Wars"-Serie "Obi-Wan Kenobi" und Marvels "Ms. Marvel" landete Disney+ zuletzt zwei Hits.
Branchenbeobachter sehen die vielen Streaming-Dienste angesichts von Inflation und Konjunktursorgen im Wettstreit darum, sich bei Verbrauchern als unverzichtbar zu etablieren.
Indische Abonnenten bringen Zugewinn
Der Zuwachs bei Disney+ lag deutlich über den Erwartungen der Analysten. Eine zentrale Rolle dabei spielte zugleich der indische Markt, wo rund acht Millionen Abonnenten dazukamen und der Service Disney+ Hotstar nun auf gut 58 Millionen Kunden kommt. Allerdings zog sich Disney dort aus dem Bieterkampf um Cricket-Spiele zurück, die aktuell ein Zuschauermagnet für den Dienst sind.
In den USA stagnierte die Abonnentenzahl von Disney+ unterdessen bei 44,5 Millionen, wie der Konzern nach US-Börsenschluss am Mittwoch mitteilte. Im gesamten internationalen Geschäft außerhalb Indiens kommt Disney+ nun auf 49,2 Millionen Kunden - ein Zuwachs von sechs Millionen binnen drei Monaten.
Auch Verlust schießt nach oben
Der operative Verlust der Disney-Sparte mit dem Streaming-Geschäft schoss auf gut eine Milliarde Dollar hoch. Im Vorjahresquartal war das Minus mit 293 Millionen deutlich kleiner. Der Konzern verweist unter anderem auf die hohen Produktionskosten.
Konzernchef Bob Chapek zeigte sich in einer Telefonkonferenz mit Analysten überzeugt, dass die Preiserhöhungen langfristig nicht zu einer Abwanderung von Kunden führen werde. Das Geld für das Entertainment-Imperium verdiente unterdessen das klassische Geschäft mit der TV-Kabelsparte sowie Filmstudios, Themenparks, Ferienanlagen und Kreuzfahrtschiffen.