Habeck: Gas-Unterversorgung im Winter wäre "Alptraum"

    Gefahr eines Gasmangels:Habeck warnt vor "Alptraumszenario" im Winter

    09.07.2022 | 16:26
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    Was, wenn der Staat im Winter bei der Gasversorgung priorisieren muss? Im Deutschlandfunk warnt Wirtschaftsminister Habeck vor einer "Zerreißprobe, die wir lange so nicht hatten".

    "Wir müssen uns auf das Schlimmste einstellen", sagte Habeck dem Deutschlandfunk. "Ultima Ratio" wäre eine vom Staat gesteuerte Gaszuteilung.09.07.2022 | 5:53 min
    Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat im "Interview der Woche" des Deutschlandfunk mit Nachdruck vor Engpässen bei der Gasversorgung im kommenden Winter gewarnt. Im Moment sei die Situation zwar beherrschbar. Aber im Winter werde es ernst, wenn es nicht gelinge, die Speicher vollzubekommen und weitere Versorgungswege, etwa über schwimmende Terminals, zu etablieren.
    Habeck hatte unlängst die Alarmstufe des Notfallplans Gas ausgerufen, die noch keine staatlichen Eingriffe in den Gasmarkt zur Folge hat. Er betonte in dem Interview, die dritte und letzte Stufe, die sogenannte Notfallstufe, müsse ausgerufen werden, wenn es eine Unterversorgung mit Gas gebe.

    Habeck warnt vor "politischem Alptraumszenario"

    Als allerletztes Mittel müsse dann der Staat entscheiden, wo die Versorgungssicherheit zu gewährleisten sei und wo nicht. Habeck sprach von einem "politischen Albtraumszenario", das Deutschland vor eine Zerreißprobe stellen würde. Das gelte es zu verhindern, so Habeck im DLF. Und das nicht zuletzt durch das Einsparen von Gas.

    Das wird Deutschland vor eine Zerreißprobe stellen, die wir lange so nicht hatten. Deswegen, dieses Szenario müssen wir mit allem, was wir können, verhindern. Das wird die gesellschaftliche Solidarität bis an die Grenze und wahrscheinlich darüber hinaus strapazieren.

    Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) im DLF-Interview

    Derzeit sei die Lage noch relativ entspannt. Die derzeitige Situation nannte Habeck ein "Vorsorgeparadoxon". Es gäbe im Moment genug Gas. Wegen des warmen Sommers müsse niemand heizen. Es werde derzeit Gas gespeichert. Doch das solle nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Situation im Herbst und Winter komplett anders aussehen könne.
    Füllstand der deutschen Gasspeicher
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    "Das gesagt ist zwischen jetzt und einer potenziellen wirklichen Gasmangellage, also einer Unterversorgung, noch ein Spielraum, den wir klug politisch nutzen können", so Habeck.
    Wirtschaftsminister Habeck will mit "extrem scharfen Schwertern" den Zusammenbruch des europäischen Energiemarkts verhindern. Für die Bürger bedeute das einen teuren Winter.07.07.2022 | 75:31 min

    Habeck: Energiesparkampagne funktioniert

    Erst einmal könne man Gasverbräuche noch weiter reduzieren, so Habeck: "Bisher gibt es die Energiesparkampagne und Appelle und ich sehe auch, dass sie funktioniert. Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen schränken ihren Gasverbrauch ein."

    Jetzt holen wir im nächsten Schritt die Kohlekraftwerke ins Netz zurück. Klimapolitisch wirklich erbärmlich. Da kann ich auch gar nicht drüber (...) Das tut mir wirklich weh. Aber notwendig.

    Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) im DLF-Interview

    Per Gesetz bestimmte Luxus-Gasverbräuche verbieten?

    Industrieunternehmen, großen Gasverbrauchern werde man danach sagen: "Wenn ihr das reduziert, kriegt ihr Geld. Im Moment sparen sie nur Gas, weil es teuer ist. Dann würden sie Geld als Kompensation bekommen, quasi ein Geschäft daraus"

    Hallenbäder, Heizung, Warmwasser
    :So sparen Kommunen und Länder jetzt Energie

    Nürnberg macht Hallenbäder dicht. In Verwaltungsgebäuden könnte das Warmwasser abgestellt werden und NRW will Büros weniger beheizen: Deutschland versucht Energie zu sparen.
    Schimmbecken im Hallenbad
    Die Bundesregierung, meint Habeck, könnte die Situation auch gesetzlich regeln und damit "sagen, bestimmte Gasverbräuche lassen wir einfach nicht mehr zu. Sie sind eine Art Luxus, den wir in dieser Zeit uns nicht mehr leisten können. Vielleicht ist es kein Luxus. Das ist vielleicht das falsche Wort. Aber etwas, worauf wir verzichten können."
    Quelle: DLF

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