Europa auf gutem Kurs: So voll sind die Gasspeicher

    Europa auf gutem Kurs:So voll sind die Gasspeicher

    Svenja Bergerhoff - Autorenfoto
    von Svenja Bergerhoff
    01.09.2022 | 09:32
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    Deutschlands Ziel, seine Gasspeicher zum 1. September zu 75 Prozent zu füllen, wurde schon Mitte August erreicht. Wie läuft es im Rest Europas?

    Österreich, Straßwalchen: Ein Arbeiter dreht während eines Pressetermins im Gasspeicher Haidach an einem Handrad einer Leitung.
    Österreich ist auf einem guten Weg, seine Gasspeicher-Ziele zu erreichen.
    Quelle: Uwe Lein/dpa

    EU-weit gilt das Ziel, die Gasspeicher bis zum 1. November zu mindestens 80 Prozent zu füllen. Das hat das EU-Parlament im Juni so gebilligt. Anstreben sollten die Mitglieder aber einen Füllstand von 85 Prozent. Momentan liegt der Stand EU-übergreifend schon bei rund 80 Prozent.

    Gasspeicher-Ziele: Deutschland im Soll

    Deutschland hat sich strengere Ziele gesetzt. Heute, am 1. September, sollen die Speicher zu 75 Prozent gefüllt sein, am 1. Oktober zu 85 Prozent und am 1. November zu 95 Prozent.
    Das erste Ziel wurde klar erreicht. Die Speicher in Deutschland sind schon zu über 83 Prozent mit Gas gefüllt. Man hat also schon fast das für den 1. Oktober angepeilte Ziel erreicht.
    Füllstand der deutschen Gasspeicher
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    Auch andere EU-Länder haben sich Ziele gesetzt. Österreich beispielsweise möchte seine Speicher bis zum Beginn der Heizsaison, also dem Stichtag 1. November, zu 80 Prozent gefüllt haben. Unsere Nachbarn liegen damit also genau auf den EU-Vorgaben.
    Österreichs größter regionaler Energieversorger hat über zwei Millionen Kunden - und wegen der Strom- und Gaskrise große Finanzprobleme. Die Regierung sagte Unterstützung zu.30.08.2022 | 2:01 min

    Österreich könnte Gasspeicher-Ziel erreichen

    Gerade allerdings sind die Speicher in Österreich erst zu rund 66 Prozent gefüllt. Die Zuwachsrate beträgt knapp ein halbes Prozent am Tag. Sollte diese Entwicklung so weitergehen, sieht es ebenfalls gut aus, dass Österreich sein Ziel schon vorzeitig erfüllen kann.
    Füllstand wichtiger Speicher
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    Ambitionierter sind sowohl Frankreich als auch Italien. Frankreich wollte ursprünglich ebenfalls 80 Prozent am 1. November erreichen.
    Nachdem das Land aber schon im Sommer mit Problemen bei der Stromerzeugung zu kämpfen hatte und man mit der vollständigen Einstellung russischer Gaslieferungen rechnen muss, möchte die Regierung nun am 1. November einen Füllstand von nahezu 100 Prozent erreichen.

    Sollte Russland am Ende wirklich gar nichts mehr liefern, würde uns das auch treffen. Wir müssen alle Szenarien durchspielen, auch die schwierigsten.

    Elisabeth Borne, Premierministerin Frankreich, 06.07.2022

    Gerade sind die französischen Speicher zu circa 92 Prozent gefüllt. Ein Erreichen des Ziels scheint also wahrscheinlich.

    Italien mit mehr Optionen bei Lieferarten

    In Italien hat die Regierung noch unter Führung von Mario Draghi das Ziel ausgebeben, die Speicher bis November zu 90 Prozent zu füllen. Momentan liegen die Speicherstände bei ungefähr 82 Prozent.
    Italien ist ähnlich abhängig von russischen Gaslieferungen wie Deutschland. Der Vorteil der Italiener: Sie verfügen über mehrere LNG-Terminals für den Import von verflüssigtem Erdgas. Das erleichtert den Umstieg auf andere Lieferarten.

    Portugal und Polen sind Speicher-Spitzenreiter

    Besonders gut stehen in puncto Füllstand Portugal und Polen da. In beiden Ländern sind die Gasspeicher voll. Polens Gasspeicher haben allerdings eine eher geringe Kapazität, die erst in Zukunft ausgebaut werden soll.
    Eine neue Pipeline nach Norwegen und LNG-Terminals sollen dafür sorgen, dass das Gas trotzdem nicht ausgeht.
    Gasfüllstände in europäischen Ländern
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    Spanien unabhängig von russischem Gas

    Gut versorgt ist auch Spanien. Deren Speicher sind zu 84 Prozent gefüllt. Schon lange hat man sich dort unabhängiger von russischem Gas gemacht. Mit Hilfe von mehreren LNG-Terminals, wo zum Beispiel Flüssiggas aus den USA importiert wird, und einer Pipelineverbindung nach Algerien.
    Allein das Unterstützen anderer EU-Staaten ist schwierig. Denn: Es gibt nur unzureichende Pipeline-Verbindungen.
    Mehr als sechs große Depots, in denen Flüssiggas wieder in Gas umgewandelt werden kann, machen das Land zum Umschlagplatz von Flüssiggaslieferungen aus den USA, Katar und Nigeria. 15.06.2022 | 2:16 min

    Sorgenkinder Lettland, Bulgarien und Ungarn

    Am schlechtesten im Hinblick auf die prozentualen Füllstände ihrer Gasspeicher stehen in der EU derzeit Lettland (ca. 55 Prozent), Bulgarien (ca. 61 Prozent) und Ungarn (ca. 63 Prozent) da.
    Insgesamt aber sind die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union auf einem guten Weg, was die Einlagerung von Gas für den Winter betrifft. Doch auch, wenn die Gasspeicher voll sind, ist man in der kalten Jahreszeit auf weitere Lieferungen angewiesen.
    Denn volle Gasspeicher in Deutschland würden für circa zwei bis drei Monate ausreichen und sind nur als Puffer gedacht. Eine Heizperiode kann aber über sechs bis sieben Monate andauern.
    Svenja Bergerhoff ist Reporterin in der ZDF-Redaktion Europa.

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