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Interview
Deckel drauf, Spülmaschine an:Wie man Energie einsparen kann
03.10.2022 | 15:45
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Ob Ökoprogramm oder Spar-Duschkopf, überall im Haushalt kann Energie eingespart werden. Ein Energie-Experte erklärt, wie Verbrauch und Kosten zu Hause gesenkt werden können.
Energie-Experte Sebastian Schmidt erklärt, wie man Energie sparen kann ohne zu frieren.
Quelle: obs
Durch die stark gestiegenen Gas- und Strompreise zittert so mancher vor der nächsten Abrechnung. Vor Kälte zittern, das ist aber nicht nötig. Energie-Experte Sebastian Schmidt erklärt, wie im Haushalt Energie eingespart werden kann.
ZDFheute: Kann beim Heizen gespart werden – ohne zu frieren?
Sebastian Schmidt: Ja, das sollte auch das Ziel sein. Zuerst sollte ich prüfen, ob meine Heizung überhaupt richtig funktioniert. Wenn die zum Beispiel gar nicht so heiß wird oder Geräusche macht, kann es sein, dass ich sie entlüften sollte. Das kostet gar nichts und würde schon mal ungefähr 15 Prozent einsparen.
Außerdem macht es Sinn, die Raumtemperaturen in den einzelnen Räumen abzusenken.
Sebastian Schmidt, Energie-Experte
ZDFheute: Was sind die idealen Temperaturen in den jeweiligen Räumen?
Sebastian Schmidt: Im Schlafzimmer reichen 18 Grad völlig aus. Das ist auch für den Schlaf förderlich. Im Wohnzimmer werden meist 20 Grad empfohlen. Im Bad darf es etwas wärmer sein, 22 Grad – damit sich dort kein Schimmel bildet. Heizkörper sollten zudem frei stehen, also keine Möbel davor stellen, keine Wäsche zum Trocknen darüber hängen und die Heizkörper von Staub befreien. Das kann gerne mal 20 bis 30 Prozent ausmachen.
ZDFheute: Sollte die Heizung auch mal komplett abgeschaltet werden?
Sebastian Schmidt: Nein, es braucht viel mehr Energie, um die ganzen Mauern und Möbel wieder aufzuheizen. 16 Grad ist die ideale Mindesttemperatur.
Tom Raulien ist Teamleiter für Energieeffizienz an der Deutschen Energie-Agentur (DENA). Er erklärt: "Mittelfristig ist der Umstieg auf Wärmepumpen oder der Anschluss an ein effizientes Wärmenetz mit hohem Anteil erneuerbarer Energien oder Abwärme zu empfehlen. Fossile Energien werden immer teurer, erneuerbare hingegen günstiger."
Der größte Energieverbrauch im Haus entfällt auf das Heizen von Räumen. Laut DENA lohnt sich deswegen eine Umrüstung der Energieversorgung von Häusern auf erneuerbare Energien. "Das ist nicht nur für eine sichere Versorgung sinnvoll, sondern auch aus Klimaschutzgründen notwendig", sagt Tom Raulien von der DENA.
Dem kann Energie-Experte Sebastian Schmidt nur zustimmen: "Langfristig lohnt es natürlich am meisten, komplett energieautark zu werden. Mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach und einer Wärmepumpe – dann heize ich quasi umsonst. Das ist natürlich eine langfristige Investition."
Dem kann Energie-Experte Sebastian Schmidt nur zustimmen: "Langfristig lohnt es natürlich am meisten, komplett energieautark zu werden. Mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach und einer Wärmepumpe – dann heize ich quasi umsonst. Das ist natürlich eine langfristige Investition."
ZDFheute: Wo lässt sich in Sachen Wasserverbrauch etwas einsparen?
Sebastian Schmidt: Neben dem Heizen sorgt Duschen für den größten Energieverbrauch im Haushalt. Hier kann man mit vielen Verhaltensänderungen einiges einsparen.
Ich empfehle den Tausch der Duschbrause gegen einen Spar-Duschkopf. Dieser kann im Idealfall mehr als die Hälfte der Kosten beim Duschen einsparen und ist ab 20 Euro zu haben. Er sorgt dafür, dass weniger Wasser verwendet wird, weil der Wasserstrahl mit Luft angereichert wird.
Richtig alte Duschköpfe verbrauchen bis zu 12, 14 Liter Wasser pro Minute, ein Spar-Duschkopf dagegen nur sechs Liter.
Sebastian Schmidt, Energie-Experte
Das heißt, ich kann am Ende für 20 Euro meine Duschrechnung halbieren.
ZDFheute: Was bringen Ökoprogramme bei einer Wasch- oder Geschirrspülmaschine?
Sebastian Schmidt: Ökoprogramme sind effizienter. Das liegt daran, dass dabei das Wasser nicht ganz so schnell und heiß aufgewärmt werden muss, was viel Energie verbrauchen würde.
Ein Ökoprogramm ist aber nicht zu verwechseln mit einem Kurzprogramm, was zwar sehr schnell läuft, aber eben auch sehr intensiv ist. Es ist zwar kurz, verbraucht aber viel mehr Energie.
ZDFheute: Stichwort Abwasch: Lieber per Hand spülen oder doch die Spülmaschine benutzen?
Sebastian Schmidt: Das ist ein sehr angenehmer Tipp: Geschirr immer in die Spülmaschine geben!
In der Regel ist eine Spülmaschine nicht nur ein Investment in den Komfort, sondern auch in die Energieeffizienz.
Sebastian Schmidt, Energie-Experte
ZDFheute: Kann man auch energieeffizienter kochen?
Sebastian Schmidt: Ein Deckel auf dem Topf lohnt sich immer. Das spart etwa 25 Prozent. Außerdem ist es besser, den Kühlschrank immer voll zu haben, was vielleicht erst mal überraschend klingt. Das liegt daran, dass die Gegenstände im Kühlschrank zusätzlich wie Kühlpads agieren. Ansonsten muss der Kühlschrank regelmäßig abgetaut werden. Eine ein Zentimeter dicke Eisschicht kann den Verbrauch um bis zu 30 Prozent erhöhen.
ZDFheute: Was empfehlen Sie noch?
Sebastian Schmidt: Ich sollte die Fenster überprüfen, ob die ziehen und gegebenenfalls diese dann isolieren. Das kostet ein paar Euro, bringt aber enorm viel. Außerdem lohnt es, die eigenen Elektrogeräte zu überprüfen.
Alles, was älter als zehn Jahre ist, steht im Verdacht, viel Energie zu fressen.
Sebastian Schmidt, Energie-Experte
Glühbirnen und Halogenleuchten sollten gegen LEDs ausgetauscht werden. Das gilt nicht nur für Lampen, sondern auch für den Fernseher: Plasmageräte verbrauchen 80 Prozent mehr Energie als moderne LED-Geräte.
ZDFheute: Was bringen mobile Heizgeräte?
Sebastian Schmidt: Es kommt drauf an. Die viel diskutierten Heizlüfter sind in Sachen Energieeffizienz nicht zu empfehlen. Hier kann man sich seinen eigenen Strom ziehen. Infrarotheizungen sind auf jeden Fall besser als Heizlüfter. Ansonsten kann ich Heizdecken als günstige Alternative zu Heizlüftern empfehlen.
Das Interview führte Julia Lösch.
Quelle: Smartricity
Der 33-Jährige ist Energie-Experte bei der Online-Energieberatung "Smartricity" und berät private Haushalte in Sachen Energie-Effizienz.
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