Die steigenden Preise sind schon lange auf dem Konto sichtbar. In diesen Tagen kommt dort auch das erste Geld aus den Entlastungspaketen an. Inwieweit gleicht es die Inflation aus?
Der Staat hat zwei Entlastungspakete geschnürt, um die steigenden Preise bei Energie und Lebensmitteln abzufedern. Aber inwieweit hilft das Geld? Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hat aktuell nochmal nachgerechnet und kommt zu diesen Ergebnissen:
Für Menschen in der Grundsicherung ist die Entlastung am höchsten: Bei Alleinlebenden liegt sie bei 90 Prozent, bei Paaren mit zwei Kindern sogar bei 91 Prozent. Generell lässt sich sagen: Je geringer das Einkommen, desto höher die prozentuale Entlastung.
Doch es gibt einen Knackpunkt: Von der Energiepreispauschale profitieren nur Erwerbstätige. Deshalb stehen Paare mit zwei Kindern, in denen beide Eltern arbeiten gehen, besser da als Alleinerziehende oder eine Familie, in der nur einer berufstätig ist. Am geringsten fällt die Entlastung für Rentner aus.
Mehrausgaben für Familien im vierstelligen Bereich
In Euro und Cent bedeutet das aufs Jahr gerechnet:
- Familie in der Grundsicherung: Mehrausgaben von 931 Euro, Entlastung von 850 Euro - es bleibt eine Belastung von 81 Euro
- Familie mit 3.600 bis 5.000 Euro Nettoeinkommen pro Monat: Mehrausgaben von 1.926 Euro, Entlastung von 1.036 Euro - Belastung von 890 Euro
- Rentner mit weniger als 900 Euro, ohne Wohngeld: Mehrausgaben von 657 Euro, Entlastung von 69 Euro - Belastung von 588 Euro
Und so sehen die IMK-Forschenden um Professor Sebastian Dullien in den staatlichen Maßnahmen zwar "im Großen und Ganzen eine umfangreiche und sozial weitgehend ausgewogene Entlastung". Bei den Nichterwerbstätigen, vor allem Rentnerinnen und Rentnern, bemängeln sie aber eine "soziale Schieflage".
Außerdem fällt auf: Die Inflation nagt auch schon an den Entlastungspaketen. Als die Experten im April die staatlichen Maßnahmen zum ersten Mal durchrechneten, fielen die Entlastungen noch höher aus.
Wann kommt das Geld an?
Während die Inflation schon lange zu spüren ist, kommen die Entlastungspakete erst langsam an. Zuerst wurden Anfang Juni Tankrabatt und 9-Euro-Ticket eingeführt. In diesen Tagen dürften viele das erste Geld aus den Maßnahmen auf dem Konto haben:
Einerseits machen sich Steuererleichterungen bemerkbar. Rückwirkend zum 1. Januar wurden Grundfreibetrag, Arbeitnehmerpauschbetrag und Entfernungspauschale erhöht - daher bekommen jetzt viele Berufstätige Lohnsteuerkorrekturen vom Arbeitgeber und somit Geld nachgezahlt.
Dazu kommen im Juli Zuschläge auf staatliche Leistungen: 100 Euro Familienzuschlag pro Kind werden automatisch zusätzlich zum Kindergeld überwiesen. Wer Sozialleistungen bezieht, bekommt 200 Euro extra, bei Arbeitslosengeld I sind es 100 Euro.
Wann kommt das Geld aus den Entlastungspakten an?
Auch der Heizkostenzuschuss wird jetzt ausgezahlt - wann genau ist Ländersache. Beantragt werden muss auch er nicht. Laut Bundesbauministerium machte Rheinland-Pfalz am 15. Juni den Anfang, die meisten anderen Länder folgen bis September. Baden-Württemberg gibt als Termin das dritte Quartal bis Ende Oktober an. Den Heizkostenzuschuss bekommt, wer Wohngeld erhält: Bei einem Ein-Personen-Haushalt sind es einmalig 270 Euro, bei zwei Personen 350 Euro. Für jede weitere Person kommen 70 Euro dazu. Empfänger von Bafög und ähnlichen Ausbildungshilfen erhalten 230 Euro.
Wer erwerbstätig ist, bekommt im September oder Oktober mit seinem Gehalt die Energiepreispauschale ausgezahlt - allerdings abzüglich Steuern.
Habeck: Ein Monatseinkommen mehr fürs Heizen
Gerade bei den Heizkosten dürfte der große Preisschub erst noch kommen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) stimmte die Bürger am Mittwochabend bei Markus Lanz auf heftige Erhöhungen im Herbst und Winter ein. Die würden pro Haushalt "im vierstelligen Bereich liegen. Und das kann dann eben auch mal ein Monatseinkommen für eine Familie sein."
Sehen Sie hier die "Lanz"-Sendung mit Robert Habeck.