Das Brexit-Abkommen zwischen der EU und Großbritannien steht, die Wirtschaft atmet auf. Doch es ist zu erwarten, dass es gleich zu Beginn zu Verstößen gegen den Deal kommen wird.
Nach der Einigung auf einen Brexit-Handelspakt zwischen der EU und Großbritannien läuft die Analyse des Vertragswerks auf Hochtouren. Vertreter aller Branchen begrüßten das Abkommen, das am Donnerstag nach monatelangem Ringen geschlossen wurde.
Von einem "Seufzer der Erleichterung" sprach die deutsch-britische Industrie- und Handelskammer (AHK) in London. Sorgen bereitet aber die sehr kurze Zeit, um sich durch das dicke Dokument zu wühlen.
"Tiefgreifende Veränderungen" für Wirtschaft
Auf EU-Seite kann der Vertrag nicht mehr rechtzeitig ratifiziert, sondern nur noch vorläufig angewendet werden. Um die nötigen Vorbereitungen zu treffen, berief die deutsche Ratspräsidentschaft deshalb für diesen Freitag eine Sitzung der EU-Botschafter ein. Auf britischer Seite hat die Regierung angekündigt, am 30. Dezember das Parlament zu befassen.
AHK-Chef Ulrich Hoppe mahnte, die Wirtschaft müsse sich trotz des Deals auf "tiefgreifende Veränderungen" einstellen.
Es hat lange gedauert, doch der Brexit-Deal ist da. Großbritannien scheidet zum Jahresende aus dem EU-Binnenmarkt aus, aber mit dem neuen Abkommen wird es weiter offenen Handel geben.
Der Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands BDI, Joachim Lang, betonte: "Das Abkommen ist besser als kein Abkommen." Allerdings bedeute der Pakt für die meisten Unternehmen dennoch zusätzliche Bürokratie und unnötige Grenzformalitäten.
Verstöße von Unternehmen gegen Regeln zu erwarten
"Viele Unternehmen werden gegen Regularien verstoßen, weil sie mit der neuen Regelflut noch nicht vertraut sind", sagte York-Alexander von Massenbach von der britischen Handelskammer in Deutschland der Deutschen Presse-Agentur.
Nach fast einem Jahr der Verhandlungen über den Brexit haben sich die EU und Großbritannien auf einen Handelspakt geeinigt. Wie kam es zum Deal? Eine Chronologie.
Der Vertrag soll die Beziehungen beider Seiten von Januar 2021 an neu aufstellen. Wichtigster Punkt ist, Zölle zu vermeiden, unbegrenzten Handel in beide Richtungen zu erlauben und Reibungsverluste so weit wie möglich zu begrenzen.
Großbritannien war bereits Ende Januar aus der EU ausgetreten, ist während einer Brexit-Übergangsphase bis Jahresende aber noch Mitglied im EU-Binnenmarkt und in der Zollunion.
EU und Großbritannien zufrieden mit Brexit-Abkommen
EU-Kommissionschefin von der Leyen nannte das Abkommen fair und ausgewogen. "Und es war ein Gebot der Vernunft für beide Seiten", fügte von der Leyen hinzu. Die EU habe sich in einer sehr guten Verhandlungsposition befunden und ihre Interessen voll gewahrt.
In London äußerte sich Premierminister Johnson ähnlich.
Die Regierung erklärte: "Wir haben wieder Kontrolle über unser Geld, unsere Grenzen, unsere Gesetze, unseren Handel und unsere Fischgründe zurückgewonnen." Aus Sicht der Regierung sei mit dem Abkommen alles erreicht, was die britische Öffentlichkeit mit dem Brexit-Referendum von 2016 wollte.