Der Eurokurs sinkt seit Monaten. Inzwischen ist er auf gleichem Niveau wie der Dollar. Wie es zu der Währungsschwäche kommen konnte - und was diese nun bedeutet: ein Überblick.
Vor einem Jahr wurden für einen Euro noch 1,20 Dollar fällig, bis zu Beginn dieses Jahres sackte die Gemeinschaftswährung bereits auf 1,13 Dollar - seitdem beschleunigt sich der Wertverfall, jetzt kostet der Euro genauso viel wie ein Dollar.
Was sind die Gründe für die Euroschwäche?
Der Euro schwächelt vor allem deshalb, weil der US-Dollar immer stärker wird. Denn im Gegensatz zu Europa steigen die US-Zinsen bereits seit mehreren Monaten, was Geldanlagen im Dollarraum einfach attraktiver macht.
Allein die Ankündigung von US-Notenbankchef Jerome Powell Ende Januar, die US-Notenbank werde eine ganze Serie an konsequenten und deutlichen Zinserhöhungen einleiten, ließ den Dollar an Stärke gewinnen. Seitdem büßte der Euro weitere 10 Prozent seines Wertes ein.
Darüber hinaus leidet der Euro aktuell vor allem unter der sich zuspitzenden Gas-Krise in Europa und der damit verbundenen Furcht vor einer Rezession im Euroraum.
Auch die Unsicherheit durch den Ukraine-Krieg lässt Anleger in den vermeintlich sicheren Hafen des Dollar flüchten, auch wenn in den USA ebenfalls allmählich Rezessionssorgen um sich greifen. Dennoch, die US-Wirtschaft ist weit weniger betroffen vom Ukraine-Krieg als Europa.
Müsste vom schwachen Euro nicht der Export profitieren?
Tatsächlich macht der schwache Euro deutsche Waren auf dem Weltmarkt billiger und damit wettbewerbsfähiger, er wirkt für Unternehmen, die in den Dollarraum exportieren sogar wie ein Gewinnbooster. Deutsche Autos etwa sind in den USA derzeit stärker gefragt, weil sie günstiger zu haben sind.
Allerdings rechnen Ökonomen auch mit einer deutlichen Abkühlung der US-Konjunktur bis hin zu einer möglichen Rezession, was sich dann auch in deutschen Bilanzen widerspiegeln dürfte.
Was bedeutet der schwache Euro für den deutschen Import?
Für Importe müssen wir künftig mehr bezahlen, weil der Euro weniger wert ist. Das macht sich besonders bemerkbar bei den Rechnungen für Öl und Gas, denn Energie und auch Rohstoffe werden traditionell in Dollar abgerechnet. Auf diese Weise treibt der schwache Euro die Energiepreise und damit auch die Inflation.
Außerdem hat Deutschland inzwischen den inoffiziellen Titel "Exportweltmeister" verloren. Wie das statistische Bundesamt mitteilte, importiert die Bundesrepublik erstmals seit vielen Jahren mehr Waren als sie exportiert.
Ein schwacher Euro kommt da also genau zur falschen Zeit, weil wir mehr ausgeben müssen für das, was wir im Ausland einkaufen.
Könnten die EZB-Pläne für eine Zinswende den Euro stützen?
Die Europäische Zentralbank ist im Hinblick auf ihre Pläne zu einer Zinswende lange Zeit sehr zögerlich vorgegangen. Sie wird nun erst voraussichtlich am 21. Juli die Zinsen um einen Mini-Schritt von 0,25 Prozent anheben. Das wird nicht ausreichen, um den Euro zu stärken.
Die europäischen Währungshüter haben das Thema Inflation lange Zeit als vorübergehendes Phänomen eingestuft und deshalb keinen Grund zum Handeln gesehen. Für sie war es wichtiger, Unternehmen und Staaten in und nach der Corona-Pandemie weiterhin mit günstigen Krediten zu versorgen.
Jetzt, wo sie die Zinszügel anziehen muss, um die Geldflut und damit die Inflation zu bremsen, ist es fast zu spät. Denn steigende Preise durch knappe Energie und Lebensmittel lassen sich nicht ohne Weiteres mit höheren Zinsen einfangen. Zudem muss sie beim Anheben der Zinsen die Konjunktur im Blick haben.
Starke Zinserhöhungen würden angesichts trüber Wirtschaftsaussichten die Investitionsneigung von Unternehmen noch weiter ausbremsen. Darüber hinaus wächst die Gefahr hochverschuldeter EU-Staaten, durch steigende Zinsen in eine Schuldenkrise zu stürzen.
Dennoch: obwohl die mittelfristigen Aussichten für die europäische Wirtschaft mit Risiken durch Krieg und Gas-Krise belastet sind, ist die europäische Währung gegenüber vielen anderen Währungen in den vergangenen Monaten deutlich aufgewertet - der Dollar zeigt sich aber eben einfach noch robuster.
Auch Kroatien wird den Euro einführen - wie ist die wirtschaftliche Lage?
Zehn Jahre nach seinem EU-Beitritt wird nun Kroatien an 2023 auch den Euro einführen, schon jetzt ist das Land durch den Wechselkursmechanismus eng an die Eurozone gebunden.
Doch Kroatien ist derzeit das drittärmste Land in der EU und liegt mit einem Schuldenstand von knapp 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zwar unterhalb des aktuellen Durchschnitts der Euroländer von 95 Prozent (Deutschland 70 Prozent). Der europäische Stabilitätspakt erlaubt jedoch eigentlich nur 60 Prozent als Höchstgrenze.
Europäische Musterschüler in Sachen Staatsverschuldung, wie Schweden und Dänemark etwa, deren Staatsverschuldung nur 37 Prozent des Bruttoinlandsproduktes streben dagegen nicht in den Euro und wollen ihre eigene Währung behalten.
Im Januar kommt der Euro für Kroatien. Es gibt Kritik, andere wiederum freuen sich. Was könnte die Euro-Einführung für das beliebte Urlaubsland bedeuten?