Der hochverschuldete chinesische Immobiliengigant Evergrande soll eine ausstehende Zahlung kurz vor Fristablauf getätigt haben. Märkte reagierten erleichtert auf die Nachricht.
Das angeschlagene chinesische Immobilienunternehmen Evergrande hat das Geld für eine am 23. September fällige Anleihezinszahlung einem Insider zufolge an einen Treuhänder überwiesen. Damit bestätigt die Nachrichtenagentur Reuters einen vorhergehenden Bericht des chinesischen Finanzportals "Securities Times". Eine mit der Angelegenheit vertraute Person sagte Reuters am Freitag, das Unternehmen habe am Donnerstag 83,5 Millionen Dollar auf ein Treuhandkonto bei der Citibank transferiert.
Demnach habe Evergrande alle Anleihegläubiger vor Ablauf der tilgungsfreien Zeit am 23. Oktober auszahlen können. "Dies ist eine positive Überraschung", sagte James Wong, Portfoliomanager bei GaoTeng Global Asset Management, und fügte hinzu, dass viele einen Zahlungsausfall erwartet hätten. Die Nachricht werde das Vertrauen der Anleihegläubiger stärken, so Wong.
Die Pleite des Riesenkonzerns könne die "chinesische Wirtschaft infizieren" und sich schnell zu einer Weltwirtschaftskrise ausweiten, so ZDF-Korrespondent Ulf Röller in Peking über den hochverschuldeten Immobilienkonzern Evergrande.
Evergrande-Aktie stieg deutlich im Wert
Evergrande verpasste zwei Zahlungen für seine Dollaranleihen am 23. und 29. September, wodurch eine 30-tägige Frist für die Zahlung in Gang gesetzt wurde. Die Nichtzahlung der Zinsen hätte zu einem formellen Zahlungsausfall des Unternehmens führen und einen Zahlungsverzug für andere Dollar-Anleihen von Evergrande auslösen können. Die Dollar-Anleihen des Immobilienunternehmens stiegen am Freitagmorgen sprunghaft an. Die Aktien von Evergrande stiegen am Freitag in der Spitze um 7,8 Prozentpunkte.
An den asiatischen Märkten sorgte die Information für etwas Erleichterung. Der chinesische Branchenindex für den Immobiliensektor notierte zeitweise 6,5 Prozentpunkte fester. Zusätzlich beflügelten Kurszuwächse bei Technologiewerten die asiatischen Börsen. In Tokio legte der Nikkei-Index zeitweise um ein Prozent auf 28.989 Zähler zu. In China gewann der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzen 0,7 Prozent. Der Shanghai-Index notierte knapp im Minus.
Sorge vor Flächenbrand in Chinas Immobiliensektor
Evergrande sitzt auf einem Schuldenberg von umgerechnet rund 300 Milliarden Dollar, den das Unternehmen in Jahren aggressiver Expansion angehäuft hat. Evergrande gilt als das weltweit am höchsten verschuldete Immobilienunternehmen. Es muss dringend Geld auftreiben, um Banken, Zulieferer und Anleihengläubiger fristgerecht bezahlen zu können. Käuferinnen und Käufer von Wohnungen warten zudem auf die Übergabe.
Angesichts des Umfangs der Verbindlichkeiten ging zuletzt an den Finanzmärkten die Sorge um, dass ein Kollaps des Konzerns einen Flächenbrand im chinesischen Immobiliensektor auslösen könnte.
Der Konzern ist so groß, dass einige Experten eine "Ansteckungsgefahr" für Chinas Wirtschaft und darüber hinaus befürchten. In den kommenden Wochen und Monaten werden weitere Zinszahlungen für Anleihen fällig.
- Peking tritt auf die Schuldenbremse
Dass der chinesische Immobilienriese Evergrande der Pleite entgegentaumelt, ist keine Nachricht mehr. Die Konsequenz, mit der Chinas Führung den Fall abwickelt, sehr wohl.