Die Europäische Zentralbank (EZB) belässt den Leitzins im Euro-Raum bei null Prozent. Ein wichtiges Pandemie-Krisenprogramm soll in Reaktion auf die hohe Inflation aber auslaufen.
Der Leitzins im Euroraum bleibt auf dem Rekordtief von null Prozent. Das entschied der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte. Auf diesem Niveau liegt der Zins nunmehr seit März 2016. Geschäftsbanken müssen nach wie vor 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken.
EZB rechnet nicht mit anhaltend hoher Inflation
Kritiker werfen der EZB vor, mit dem vielen billigen Geld die Inflation anzuheizen, die sie eigentlich im Zaum halten will. Erklärtes Ziel der Notenbank sind eigentlich stabile Preise bei einer Teuerungsrate von zwei Prozent. Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft von Verbrauchern, weil sie sich für einen Euro dann weniger kaufen können als zuvor.
Sowohl in Deutschland als auch im Euroraum haben sich die Teuerungsraten in den vergangenen Monaten immer weiter vom Ziel der EZB entfernt. In Deutschland kletterte die Inflation im November auf 5,2 Prozent. Die EZB erklärt den sprunghaften Anstieg der Teuerung vor allem mit Sonderfaktoren, die sich im nächsten Jahr abschwächen sollten: etwa die Erholung der Ölpreise nach dem Corona-Schock und Lieferengpässe infolge gestiegener Nachfrage. Zudem schlage derzeit die Rücknahme der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung in Deutschland durch.
Abschied von Pandemie-Krisenprogramm
An einer Stellschraube dreht die EZB dennoch: Europas Währungshüter lassen ihr Corona-Notkaufprogramm für Anleihen im kommenden Jahr auslaufen. Die Europäische Zentralbank (EZB) werde "die Nettokäufe von Vermögenswerten im Rahmen des PEPP Ende März 2022 einstellen", entschied der EZB-Rat am Donnerstag.
Das bedeutet, dass die Zentralbank ab April keine zusätzlichen Papiere mehr hinzukaufen wird. Der Bestand an Anleihen soll dann noch bis Ende 2024 konstant gehalten werden. Das Volumen des PEPP hatte die Zentralbank mit Sitz in Frankfurt von ursprünglich 750 Milliarden Euro zwei Mal auf 1,85 Billionen Euro erhöht. Die Anleihenkäufe helfen Staaten wie Unternehmen: Diese müssen für ihre Wertpapiere nicht so hohe Zinsen bieten, wenn eine Zentralbank als großer Käufer am Markt auftritt.
Die Inflation im Euro-Raum wird auch von diesem Hilfsprogramm in der Corona-Pandemie angetrieben.
Großbritannien erhöht überraschend den Leitzins
Anders als die EZB erhöhte die Bank von England am Donnertag überraschend den Leitzins. Sie ist damit die erste der großen Zentralbanken weltweit, die seit Ausbruch der Corona-Krise den Schlüsselsatz anhebt. Er stieg von 0,1 Prozent auf 0,25.
Die US-Notenbank Fed stellte am Mittwoch Zinserhöhungen für 2022 in Aussicht. Ende kommenden Jahres solle der Leitzins bei 0,9 Prozent liegen, gab die Fed bekannt.
Schweizer Nationalbank belässt Leitzins
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) beließ den Leitzins am Donnerstag hingegen bei minus 0,75 Prozent. Hintergrund ist der starke Franken - er stieg jüngst auf den höchsten Stand seit mehr als sechs Jahren. Die Zentralbank will sich also auch weiterhin mit Devisenmarktinterventionen gegen eine übermäßige und wirtschaftsschädliche Aufwertung des Frankens stemmen.
"Die SNB bleibt sich treu" fasste Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, stellvertretend für viele andere Volkswirte zusammen. "Große geldpolitische Veränderungen stehen wohl vorerst nicht an."
- Inflation: Fed tritt auf die Bremse
Wegen der hohen Inflation verabschiedet sich die US-Notenbank Fed von ihrer ultralockeren Geldpolitik - und ebnet den Weg für Leitzins-Erhöhungen im kommenden Jahr.