Der Leitzins im Euroraum bleibt auf dem Rekordtief von null Prozent. Das entschied der Rat der Europäischen Zentralbank am Donnerstag in Frankfurt.
Trotz der zuletzt erreichten Höchststände bei der Inflation belässt die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins bei historisch niedrigen null Prozent. Auch die beiden weiteren wichtigen Zinssätze ließ die Zentralbank unverändert, wie sie am Donnerstag mitteilte. Die EZB bestätigte zudem ihren Zeitplan, die milliardenschweren Anleihekäufe im dritten Quartal einzustellen.
Strafzinsen für Bank-Einlagen bleiben bestehen
Der EZB-Rat beschloss am Donnerstag, den geldpolitischen Schlüsselsatz von 0,0 Prozent beizubehalten. Zugleich müssen Banken weiterhin Strafzinsen zahlen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Notenbank horten. Dieser sogenannte Einlagesatz bleibt bei minus 0,5 Prozent. Der EZB-Rat hält die Tür allerdings für eine Erhöhung offen: Bei Bedarf würden "alle Instrumente" angepasst.
Mit diesen Maßnahmen wolle der EZB-Rat sicherstellen, dass sich die Inflation mittelfristig bei dem Zielwert von 2,0 Prozent stabilisiert. Zuletzt war die Teuerung mit 7,5 Prozent aber weit darüber hinausgeschossen. Die EZB will als Vorstufe einer Zinswende zunächst ihre milliardenschweren Anleihenkäufe auslaufen lassen. Das für den Sommer ins Auge gefasste Aus für das sogenannte APP-Programm ist jedoch an die Bedingung geknüpft, dass sich der Inflationsausblick nicht eintrübt.
Wie es jetzt mit dem Leitzins weitergeht
Ökonomen halten einen ersten Zinsschritt noch in diesem Jahr für möglich. Im Juni werde er zusammen mit seinen Kollegen im EZB-Rat auf der "Basis frischer Daten" über die künftige Geldpolitik entscheiden, sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel jüngst im Interview mit dem ARD-Magazin "Plusminus". "Was wir jetzt sehen, deutet darauf hin, dass sich möglicherweise auch der Sparer bald wieder über höhere Zinsen freuen kann."
Der Ukrainekrieg belastet die Wirtschaft im Euroraum und heizt die Energiepreise weiter an, die bereits zuvor Haupttreiber der Teuerung waren. Im Euroraum erreichte die Teuerungsrate im März mit 7,5 Prozent den höchsten Stand seit Einführung des Euro als Verrechnungswährung 1999.
- Was die EZB gegen hohe Inflation tun kann
Preise steigen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Europäische Zentralbank soll diese Inflation bekämpfen. Doch ein steigender Leitzins allein reicht in so einer Krise nicht.