Die Fahrradbranche boomt - auch wegen Corona. Dabei boomt es im Norden des Landes mehr als im Süden. Zum Problem dieses Jahr wird die Ersatzteilversorgung.
Von den Wachstumszahlen der Fahrradbranche können Autohändler nur träumen. Mittlerweile ist die Nachfrage so groß, dass es an Ersatzteilen fehlt. Und im Norden Deutschlands scheint die Liebe zum Fahrrad am größten.
Monatelange Engpässe befürchtet
Aber: Corona-Pandemie und Fahrradboom in Kombination verschärfen zum Beginn der schönen Jahreszeit den Ersatzteilmangel für Zweiräder. Manche Teile werden über Monate nicht erhältlich sein, fürchtet der Verband des deutschen Zweiradhandels.
Lieferprobleme gibt es demnach insbesondere bei Verschleißteilen wie Bremsbelägen, Ketten, Kettenrädern und Ritzeln für die Gangschaltung.
2020 waren die Fahrradverkaufszahlen in Deutschland sprunghaft gestiegen. Nach einer Yougov-Umfrage im Auftrag der HUK Coburg gibt es erhebliche regionale Unterschiede - und auch nach Geschlecht: Im Norden sind Räder beliebter als im Süden, und es fahren mehr Männer als Frauen. Befragt wurden 4.029 Menschen, die HUK Coburg veröffentlichte die Ergebnisse am Dienstag anlässlich des bevorstehenden "Tag des Fahrrads" am 3. Juni.
Teilenot treibt die Preise
Als Gründe für den Ersatzteilmangel nennt Hempelmann die weltweit gestiegene Fahrradproduktion, weswegen die Hersteller mehr Teile benötigen. "Außerdem wird mehr Fahrrad gefahren, so dass mehr repariert werden muss. Und der Rohstoffmangel trägt auch noch dazu bei, und treibt die Preise."
Andere Fachleute haben in den vergangenen Monaten zudem darauf verwiesen, dass die Fahrradbranche wie andere Wirtschaftszweige auch unter den durch die Pandemie verursachten Störungen des Wirtschaftslebens leidet. Ein großer Prozentsatz der Fahrradteile und auch viele Rahmen werden in Ostasien gefertigt.
Seit Jahren zu beobachtender Trend
Der Absatz von Fahrrädern steigt in Deutschland seit Jahren, im ersten Corona-Jahr 2020 war die Nachfrage besonders hoch. Insgesamt wurden nach Zahlen des Zweirad-Industrieverbands über fünf Millionen Fahrräder verkauft, das war im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg von fast 17 Prozent, darunter waren bereits knapp zwei Millionen E-Bikes.
Lieferschwierigkeiten bei Fahrradteilen gab es schon im vergangenen Jahr, doch hat sich das Problem offensichtlich mittlerweile verschärft. Insgesamt gibt es nach Schätzung der Industrie in Deutschland inklusive Elektrorädern mittlerweile 79 Millionen Fahrräder, fast so viele wie Einwohner.
Ein Ende des Teilemangels ist nach Einschätzung des Fahrradhandelsverbands vorerst nicht in Sicht. Mit einer Entspannung rechnet Hempelmann im Herbst.
Im Flachland beliebter
Dabei ist die Liebe zum Fahrrad im flachen Norden Deutschlands offensichtlich größer als im hügeligen Süden. Laut der Umfrage sagten bundesweit 29 Prozent, dass für sie das Fahrrad ideales Verkehrsmittel sei - 30 Prozent Männer und 28 Prozent Frauen. Beide Geschlechter betrachtet lag Bremen mit 45 Prozent an der Spitze, an letzter Stelle das Saarland mit 19 Prozent.
Abgesehen von Bremen ist das Fahrrad auch in mehreren anderen norddeutschen Bundesländern überdurchschnittlich populär: Auf den Plätzen zwei bis vier lagen Niedersachsen mit 38 Prozent sowie Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils 37 Prozent.
Berlin Stadt der Fahrradmuffel
Aus dem Rahmen fällt das ebenfalls im Flachland liegende Berlin, wo Fahrräder ebenfalls nur für durchschnittliche 29 Prozent ideales Verkehrsmittel sind. Als erstes süddeutsches Bundesland liegt Bayern auf Platz neun mit 29 Prozent exakt im Bundesdurchschnitt.