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FAQ

Energiekosten : Wer verdient an steigenden Spritpreisen?

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Seit Beginn des Ukraine-Krieges sind die Preise für Benzin und Diesel deutlich gestiegen. Doch woran liegt das eigentlich und wer profitiert davon am meisten? Eine Spurensuche.

Blick auf die Zapfsäulen einer Tankstelle
Tanken ist nach wie vor teuer.
Quelle: dpa

Die Benzin- und Dieselpreise an den Tankstellen richten sich nach den Beschaffungskosten, also den Weltmarktpreisen für Benzin und Diesel - und das sind in Europa vor allem die Preise am Rotterdamer "Spotmarkt" - und nicht, beziehungsweise nur sehr indirekt, nach den Preisen für Rohöl.

Diese Kosten sind nur ein Faktor der Preisbildung. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Knappheit von Raffineriekapazitäten, so der Wirtschaftsverband en2x auf ZDF-Nachfrage. Nicht Rohöl sei knapp, sondern die daraus hergestellten Produkte.

Warum sind die Raffineriekapazitäten knapper geworden?

Dafür gibt es mehrere Gründe. Aktuell wurden in der Ukraine mehrere Raffinerien durch den Krieg zerstört; sie fallen seitdem für die Produktion aus. Und Raffinerien in Westeuropa und auch in Deutschland sind seit Kriegsbeginn dabei, aus der Verarbeitung russischen Erdöls auszusteigen. Zuvor wurden schon infolge der Corona-Pandemie europaweit Raffinerie-Kapazitäten abgebaut, weil die Nachfrage gesunken war.

„Ohne PCK läuft nichts!“, heißt es in Schwedt. Ein Embargo gegen russisches Öl ohne Alternative ist für die Menschen dort keine Lösung. Sie fordern den Erhalt der Raffinerie und der Arbeitsplätze.

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Sind das die einzigen Gründe für die Teuerung?

Nein. Zu dem knapper werdenden Angebot kam 2022 eine steigende Nachfrage. Weltweit zieht nach Corona die Konjunktur in diesem Jahr an, was Auswirkungen auch auf den Transport- und Flugverkehr hat.

In Osteuropa, besonders in der Ukraine, ist kriegsbedingt die Nachfrage nach Benzin und Diesel gestiegen. Und erste Unternehmen in Deutschland haben begonnen, das ebenfalls knappe Erdgas durch Mineralölprodukte zu ersetzen. Was hinzukommt: Trotz steigender Preise können viele Verbraucher nicht einfach auf das Tanken verzichten, da sie auf das Auto angewiesen sind.

Wer verdient alles am Sprit?

Am Anfang der Wertschöpfungskette stehen vor allem die Länder, in denen Erdöl gefunden und gefördert wird. Geld verdienen in dieser Phase auch die Spezialfirmen für die Ölsuche wie auch für die Förderung in Wüsten oder aus dem Meeresboden.

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Um sicher zu sein, für das Rohöl einen bestimmten Preis zu erhalten, kann das Öl vorab an einer Rohstoffbörse verkauft werden, hier sind also Banker und Börsianer mit von der Partie.

Öl wird weltweit in Dollar gehandelt; damit unterliegt es für Europäer dem Wechselkursrisiko: Wird der Euro gegenüber dem Dollar schwächer, werden Benzin und Diesel teurer. Und manche Besitzerländer lagern das Öl erstmal ein und warten auf höhere Preise - die klassische Spekulation.

Auf dem Weg zur Raffinerie verdienen weitere Akteure wie Lagerinhaber und natürlich Transporteure wie zum Beispiel Reedereien. Die Verarbeitung in Raffinerien wird von Ölkonzernen wie auch kleineren Unternehmen betrieben.

Wer profitiert nun von den höheren Preisen?

Das weiß eigentlich niemand so genau, denn viele Teilnehmer in der Produktionskette müssen öffentlich darüber keine Auskunft geben. Auch dem Bundeskartellamt ließ diese Frage keine Ruhe. Es hat darum im Mai 2022 eine förmliche sogenannte ad-Hoc Sektoruntersuchung der Raffinerie- und Großhandelsebene eingeleitet.

Stefan Gerwens (ADAC, Ressortleiter Verkehr) zu einer Übergewinnsteuer, Tankrabatt und dem Ende des Verbrennungsmotors

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Denn das Kartellamt hält es für möglich, dass Raffinerien und/oder der Großhandel von den steigenden Preisen profitieren, indem sie ihre Marktmacht ausnutzen: Es hatte festgestellt, dass der durchschnittliche Abstand zwischen den Tankstellenpreisen ohne Steuern von E5-Benzin zum Rohölpreis im Jahre 2021 und bis Februar 2022 die 40-Cent-Marge nie überschritten hatte. Nach Kriegsbeginn vergrößerte sich dieser Abstand auf 40 bis 50 Cent und nach dem 27. Mai sogar auf rund 60 Cent.

"Dieser größer gewordene Abstand macht deutlich, warum wir uns eingehender mit der Raffinerieebene befassen müssen. Wir wollen wissen, warum die Preise phasenweise bei Raffinerie und Tankstelle gestiegen sind, obwohl der Rohölpreis nicht im selben Maße stieg", so Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes.

Was hat der Tankrabatt bisher gebracht?

Um festzustellen, ob der Tankrabatt wirklich an die Verbraucher weitergegeben wurde, muss man in Länder wie zum Beispiel Österreich schauen, in denen es keinen gab. Laut ifo-Institut und Fernuniversität Hagen ist der Tankrabatt Anfang Juni nahezu vollständig weitergegeben worden. Im Juli seien dagegen die Preise in Österreich etwas stärker gefallen als in Deutschland, so Prof. Hans-Jörg Schmerer von der Fernuni Hagen.

Erstes Fazit von Schmerer: Das sei eine erste Schätzung, "es spricht aber dafür, dass der Tankrabatt bereits im Juli nicht mehr vollumfänglich weitergegeben wurde."

Auch Kartellamts-Chef Mundt konstatierte am 4. August: "Die Abstände der E5-/E10-Tankstellenpreise zum Rohölpreis haben sich in den letzten Wochen deutlich verringert. Sie liegen jedoch weiterhin auf einem höheren Niveau als noch im Mai. Der Abstand für Diesel liegt weiterhin über dem hohen Niveau von Anfang Juni unmittelbar nach der Energiesteuersenkung."

Die Untersuchung der Wettbewerbshüter dauert noch an. Das sei mit hohem Aufwand verbunden, erste Ergebnisse sollen "im Herbst" präsentiert werden.

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