Die US-Notenbank plant mögliche Zinsschritte in den USA. Bis zu vier Mal könnte sie den Leitzins dieses Jahr erhöhen, heißt es. Dreht die EZB nun auch bald an der Zinsschraube?
Die Ära des ultra-billigen Geldes könnte in den USA bald Geschichte sein. Am Dienstag und Mittwoch tagt die US-Notenbank Fed. Am Mittwoch dürfte sie dann womöglich erklären, dass sie dieses Jahr den Leitzins insgesamt vier Mal um 25 Basispunkte erhöhen wird. Darauf deutet vieles hin. Im März könnte es damit los gehen.
Die US-Notenbank steht unter Druck. Die Wirtschaft in den USA fasst wieder Tritt, die Verbraucherpreise sind kräftig angestiegen. Zuletzt lag die Inflation mit über sieben Prozent so hoch, wie seit 40 Jahren nicht mehr.
Hohe Inflation wird Biden angekreidet
Im Kampf gegen die Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen hat die US-Notenbank den Geldhahn aufgedreht und aufgrund ihrer Null-Zins-Politik den Markt mit billigem Geld versorgt. Dadurch konnte investiert und Jobs geschaffen werden. Doch die Folge ist: Inflation. Die steigenden Preise machen vor allem Joe Bidens Wählern, den einfachen Amerikanern, zu schaffen.
Die demokratische Wählerschaft schmilzt dahin, politischen Auftrieb bekommt einer, der schon mal Präsident war - Donald Trump nämlich. Nun soll die Liquidität wieder schrittchenweise und ganz behutsam aus dem Markt genommen werden. Das soll die Inflation eindämmen und auch Joe Biden politisch stärken. Im November sind Kongresswahlen in den USA.
- Was aus Bidens Versprechen geworden ist
Biden wollte Amerika wieder vereinen, Corona besiegen und die USA auf den Weg zur Klimaneutralität bringen. Große Versprechen - was ist ein Jahr nach Amtsantritt daraus geworden?
Was bedeuten steigende Zinsen in den USA für die Eurozone?
Steigende Zinsen in den USA machen Geldanlagen in US-Dollar wieder deutlich attraktiver. Die möglichen, steigenden Zinsen könnten also die Kapitalströme zwischen der Eurozone und den USA ordentlich durcheinander wirbeln. Investiert wird dort, wo man sich die höchste Rendite verspricht. Der Euro-Dollar-Kurs wird sich verändern.
Ein vermeintlich stärkerer Dollar und schwächerer Euro hilft der Exportnation Deutschland, ihre Waren in die USA zu exportieren. Was in den USA passiert, ist nicht 1:1 auf die Eurozone übertragbar, doch wenn die Fed an der Zinsschraube dreht, muss die EZB es auch tun. Schließlich haben wir inzwischen auch eine Inflation von über fünf Prozent. Das mag manch eine*r unterbewusst denken. Doch so einfach ist es nicht.
Inflation in Eurozone könnte sinken
Die meisten Volkswirte gehen davon aus, dass die Inflation im Euroraum perspektivisch wieder sinken wird und bei rund zwei Prozent landen könnte. Dafür spricht, dass sich in vielen Bereichen die wirtschaftliche Lage wieder entspannt.
Getragen wird diese Hoffnung von einem vorläufigen Ende der Pandemie im Sommer. Hinzu kommen hoffentlich weniger Lieferengpässe und Chipmangel, so dass die vollen Auftragsbücher endlich abgearbeitet werden können. Preistreibend bleiben die hohen Energiepreise.
Lagarde denkt an Europa
In der Brust der EZB-Chefin Christine Lagarde dürften zwei Herzen schlagen. Eines für stabile Preise und eines für eine stabile Eurozone. Ein friedliches und stabiles Miteinander zwischen den europäischen Nachbarn dürfte am Ende die wichtigste Rolle spielen. Geldpolitische Kosmetik dürfte die EZB eher über die möglichen, auslaufenden Corona-Hilfen betreiben.
Christine Lagarde dürfte sich sehr genau anhören, was morgen ihr US-Kollege Jerome Powell verkündet - an der Zinsschraube drehen wird sie wohl vorerst nicht. Sie setzt darauf, dass die Inflationsrate langsam sinkt und sich dann einpendelt - auf einem etwas höherem Niveau als vor der Pandemie. Trotz allen Preisauftriebs schlägt ihr Herz nämlich vor allem europäisch.
Sina Mainitz ist Redakteurin und Moderatorin im ZDF-Börsenstudio in Frankfurt.