Grundsteuer und Steuererklärung: Finanzämter sind überlastet

    Überlastete Finanzämter:Steuerzahler warten länger auf ihren Bescheid

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    Deutschland im Steuer-Stau: Wegen der neuen Grundsteuer droht nach Gewerkschaftsangaben eine Überlastung der Finanzämter. Auch die Bearbeitung von Steuerbescheiden dauere länger.

    Archiv: Finanzamt
    Die Hälfte der Grundstückseigentümer hat immer noch keine Grundsteuererklärung abgegeben.
    Quelle: imago

    Gut drei Wochen vor Fristende zur Abgabe der Steuererklärung für die neue Grundsteuer kommen die Finanzämter wegen des Mehraufwands mit ihrer Arbeit kaum noch hinterher. Der Vorsitzende der Deutschen Steuergewerkschaft, Florian Köbler, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe:

    Die Finanzverwaltung steht kurz vor dem Kollaps. Die Gründe sind vielfältig. Aber der Hauptgrund ist die Erklärung.

    Florian Köbler, Chef der Deutschen Steuergewerkschaft

    Verlängerung der Steuererklärungsfristen

    Zwar habe knapp die Hälfte der Grundstückseigentümer immer noch keine Grundsteuererklärung abgegeben. Weil die Kommunen zur Festlegung der neuen Grundsteuer bis Mitte 2024 die Daten vom Fiskus benötigen, seien zur Bearbeitung der vorliegenden Erklärungen aber bereits sehr viele Kräfte abgestellt worden. Hinzu komme, dass die Politik der Finanzverwaltung im Zusammenhang mit den jüngsten Entlastungspaketen zahlreiche Zusatzaufgaben aufgehalst habe, beklagte Köbler.
    Durch die im Jahr 2019 beschlossene Grundsteuerreform greifen ab 2025 neue Methoden für die Berechnung der Steuer. Wegen der schleppenden Abgabe hatte das Bundesfinanzministerium die Abgabefrist bereits um drei Monate von Ende Oktober auf Ende Januar verlängert.

    Finanzämter brauchen länger für Steuererklärungen

    Die Umstände verzögern Gewerkschaftschef Köbler zufolge auch die Bearbeitung der aktuellen Einkommensteuererklärungen für Arbeitnehmer und Selbstständige. "Ich gehe davon aus, dass bundesweit 50 Prozent mehr unbearbeitete Einkommensteuererklärungen auf Halde liegen als im Vorjahr", sagte Köbler. "Der Bürger muss länger auf die Steuerbescheide und damit auf mögliche Erstattungen warten." Die durchschnittliche Bearbeitungsdauer dürfte von anderthalb Monaten auf "eher drei Monate" steigen.
    Im vergangenen Jahr brauchte der Fiskus durchschnittlich 54 Tage bis zur Erstellung eines Steuerbescheids und damit fünf Tage mehr als noch im Jahr 2021, wie die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf eine Auswertung des Online-Steuerportals Lohnsteuer Kompakt berichtet. Demnach handelt es sich um den ersten Anstieg der Bearbeitungszeit seit dem Jahr 2018.
    Für Köbler sind die Verzögerungen laut dem Bericht nur ein Vorgeschmack auf das gerade begonnene Jahr.

    2023 wird sich die durchschnittliche Bearbeitungsdauer der Steuererklärungen dramatisch erhöhen.

    Florian Köbler, Chef der Deutschen Steuergewerkschaft

    Quelle: dpa, AFP

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