Die befürchtete Welle von Firmenpleiten ist auch im zweiten Corona-Jahr ausgeblieben. Der Wert ist sogar auf einem Tiefststand. Hingegen gibt es mehr Verbraucherinsolvenzen.
Die befürchtete Pleitewelle in der deutschen Wirtschaft ist auch im zweiten Corona-Jahr ausgeblieben. Die Zahl der Firmeninsolvenzen sinkt in diesem Jahr nach Schätzungen der Wirtschaftsauskunftei Creditreform um 10,8 Prozent auf das Rekordtief von 14.300 Fällen.
"Bei den Unternehmenspleiten haben wir den niedrigsten Wert seit Einführung der Insolvenzordnung im Jahr 1999 gemessen und zählen nur noch halb so viele Insolvenzen wie 2012", erläuterte der Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch, am Mittwoch.
Creditreform: Weniger Pleiten durch Corona-Hilfen
Trotz der Corona-Beschränkungen, die vor allem Gastronomie und Handel hart trafen, sei eine Insolvenzwelle durch staatliche Hilfen verhindert worden.
Einen weiteren Rückgang der Firmenpleiten erwartet Creditreform im kommenden Jahr allerdings nicht. "Wir gehen zwar nicht von einer Insolvenzwelle aus, rechnen aber mit einem Anstieg insbesondere im Handel und der Gastronomie. Im gewerblichen Bereich dürften die Zahlen stagnieren", sagte Hantzsch.
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Trotz der gesunkenen Fallzahlen erhöhte sich die Schadenssumme für die Gläubiger auf geschätzt 54 Milliarden Euro - nach 42,6 Milliarden Euro im Vorjahr. Grund waren den Angaben zufolge vor allem einige Großinsolvenzen im Immobilien- und im Finanzsektor, unter anderem die spektakuläre Pleite der Bremer Greensill Bank.
Zahl der Verbraucherpleiten rasant angestiegen
Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen stieg Creditreform zufolge in diesem Jahr dagegen sprunghaft um geschätzt knapp 81 Prozent auf 76.500 Fälle. Die Wirtschaftsauskunftei führt dies insbesondere darauf zurück, dass viele Betroffene eine Gesetzesreform abgewartet hätten. Danach werden sie nach drei statt wie bisher nach sechs Jahren von ihren restlichen Schulden befreit.
Creditreform erwartet, dass die Zahl der Verbraucherpleiten schrittweise weiter steigt, aber nicht mehr in dem Tempo der vergangenen Monate. "Wie es genau weitergeht, hängt stark von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und der damit verbundenen Arbeitslosigkeit ab."