Die umweltschädliche Massentierhaltung in Deutschland muss reduziert werden, fordert das Umweltbundesamt - und zwar durch eine Halbierung des Fleischkonsums.
Der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, fordert eine Halbierung des Fleischkonsums in Deutschland. Das sei notwendig, um die umweltschädliche Massentierhaltung zu reduzieren. Weniger Fleisch würde der Gesundheit und der Umwelt sehr guttun, sagte Messner den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Fleischkonsum im Jahr 2020 gesunken
Bereits jetzt werde in Deutschland zwar etwas weniger Fleisch gegessen, sagte Messner. "Aber wenn wir wirkungsvoll etwas ändern und uns an die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) halten wollen, dann wäre eine Halbierung des Fleischkonsums in Deutschland das Ziel", erklärte er.
- Fleischverzehr sinkt - 57,3 Kilo pro Person
Der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch ist 2020 so niedrig gewesen wie noch nie seit Beginn der Berechnung 1989. Im Schnitt lag er bei 57,3 Kilogramm pro Person.
Weniger Fleisch, besseres Klima, mehr Umweltschutz
Wer weniger Fleisch esse, dafür aber qualitativ besseres, könne das auch "im Geldbeutel ausbalancieren", so Messner. Auch Landwirte würden dann besser bezahlt.
Klimaschutz und Gerechtigkeitsfragen müssten zusammengebracht werden. "Aber wenn wir nichts tun, unser Ernährungs- und Konsumverhalten nicht verändern, wird es dramatische und sehr teure Klimafolgen geben, unter denen einkommensschwächere Haushalte oft viel stärker leiden", warnte er.
Rund ein Siebtel der globalen Emissionen geht auf die Tierhaltung zurück. Besonders die jüngeren Generationen wünschen sich eine "Fleischwende".
Verbraucherschützer warnen vor zu hohen Preisen
In der Debatte um bessere Tierwohlstandards warnt der Chef des Verbraucherzentralen-Bundesverbands, Klaus Müller, gegenüber dem Spiegel vor zu hohen Preisen.
Daher fordert er: "Wir benötigen ein Konzept, wie jenseits von Bio gute Tierhaltung in einem mittleren Preissegment möglich ist." Zwar würden höhere Standards für die Tierhaltung Fleisch verteuern, das dürfe aber nicht zu Fleischpreisen führen, wie sie heute in Bioläden üblich seien.
Zugleich warnte der Verbraucherschützer davor, die Debatte über Fleischkonsum moralisch zu überhöhen. "Wir brauchen einen Umbau der Tierhaltung, aber der muss politisch vorangetrieben werden", sagte Müller.
Gewerkschaft droht mit Streiks
Unterdessen droht die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) der Fleischwirtschaft mit Streiks. "Wir wollen Schluss machen mit Hungerlöhnen für Knochenjobs", sagte NGG-Verhandlungsführer Freddy Adjan der Neuen Osnabrücker Zeitung vor der an diesem Montag beginnenden nächsten Verhandlungsrunde.
Die Gewerkschaft will einen Mindestlohntarifvertrag für die etwa 160.000 Beschäftigten. Das Einstiegsgehalt soll demnach bei 12,50 Euro pro Stunde liegen und nach kurzer Einarbeitungszeit auf 14 Euro steigen.
Facharbeiter sollen mindestens 17 Euro in der Stunde erhalten.