Japan: Ex-Manager von AKW Fukushima freigesprochen

    Oberstes Gericht in Japan:Ex-Manager von AKW Fukushima freigesprochen

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    Tote, verseuchte Erde und eine neue Umweltpolitik: Die Fukushima-Katastrophe hatte gravierende Folgen. Drei Ex-Manager des AKW-Betreibers Tepco wurden jetzt freigesprochen.

    Im Zusammenhang mit der Atomkatastrophe von Fukushima vor zwölf Jahren hat das Obergericht von Tokio den Freispruch von drei ehemaligen Managern des Kernkraftwerksbetreibers Tepco bestätigt. Die Angeklagten hätten nicht fahrlässig gehandelt. Sie seien auch nicht für den Tod von mehr als 40 Anwohnern während ihrer Zwangsevakuierung nach dem Erdbeben und dem folgenden Tsunami 2011 verantwortlich, erklärte das Gericht am Mittwoch. Die Bewohner der Katastrophenregion sind enttäuscht.

    Tote nach Zwangsevakuierung aus Pflegeheim

    Das Gericht befand den ehemaligen Tepco-Vorsitzenden Tsunehisa Katsumata, der heute 82 Jahre alt ist, sowie zwei weitere ehemalige Führungskräfte für nicht schuldig. Ihnen war vorgeworfen worden, keine vorbeugenden Schutzmaßnahmen ergriffen zu haben, die eine Katastrophe in dem Atomkraftwerk möglicherweise verhindert hätten.
    Zudem waren sie beschuldigt worden, den Tod von 44 älteren Patienten verursacht zu haben, deren Zustand sich während oder nach der Zwangsevakuierung aus einem Krankenhaus und einem Pflegeheim verschlechterte.

    Oberstes Gericht bestätigt Urteil von 2019

    Der Oberste Gerichtshof in Tokio bestätigte damit die Entscheidung einer niedrigeren Instanz von 2019, die ebenfalls die drei ehemaligen Tepco-Manager freigesprochen hatte.
    Das Gericht erklärte damals zur Begründung, ein Tsunami von der Größe, die das Kraftwerk traf, sei nicht vorhersehbar gewesen. Die Welle war an einigen Stellen 17 Meter hoch. Die drei Angeklagten hatten stets ihre Unschuld erklärt.

    Viele Bürger in Fukushima wütend über Urteil

    Dutzende Einwohner von Fukushima und ihre Unterstützer zeigten sich vor dem Gerichtsgebäude enttäuscht und verärgert über das Urteil.

    Ich bin wütend über die Richter, die die Entscheidung getroffen haben, ohne den Fall vollständig zu untersuchen.

    Ruiko Muto, Einwohner von Fukushima

    Die Richter hätten die Anlage noch nicht einmal gesehen. "Das ist für viele Angehörige der Opfer und andere, die von der Katastrophe betroffen sind, inakzeptabel."
    Das zerstörte Kernkraftwerk Fukushima von oben.
    Am 11. März 2021 jährt sich zum zehnten Mal die Tsunami- und Atomkatastrophe von Japan, die bis zu 20.000 Menschen das Leben und rund 160.000 Japaner ihre Heimat kostete.09.03.2021 | 43:28 min

    Anklage hatte fünf Jahre Haft gefordert

    Der Fall ist der einzige Strafprozess im Zusammenhang mit dem Unglück von Fukushima. Die Atomanlage wurde zunächst von einem Erdbeben der Stärke 9,0 erschüttert und danach von einem gewaltigen Tsunami getroffen. Die Kühlsysteme fielen aus, alle drei Reaktoren überhitzten. Eine große Menge Strahlung wurde freigesetzt und Zehntausende Menschen verloren ihr Zuhause und ihre Arbeitsplätze.
    Die drei Männer wurden von einem zivilen Anklageausschuss vor Gericht gebracht. Im Prozess forderten die Staatsanwälte jeweils fünf Jahre Haft für die Ex-Manager. Sie führten an, Tepco hätte die Katastrophe verhindern können, wenn vor dem Tsunami ausreichende Sicherheitsmaßnahmen ergriffen worden wären. So hätten sie auf der Grundlage einer langfristigen Tsunami-Prognose von Experten unter anderem die Wasserdichtigkeit der Reaktoren verbessern können.
    Das Gericht wies diese Argumentation zurück und erklärte, die Tsunami-Vorhersage sei nicht zuverlässig gewesen. Die Staatsanwaltschaft prüfte eine Berufung gegen das Urteil.
    Quelle: AP

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