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Interview

Bundesnetzagentur zu Gas-Krise : Müller: "Geht nicht darum, Angst zu schüren"

Datum:

Die Gas-Pipeline Nord Stream 1 ist vorerst dicht - wegen Wartungsarbeiten. Der Bundesnetzagentur-Chef Müller zur Frage: Was, wenn Russland den Hahn danach nicht wieder aufdreht?

Die Pipeline Nord Stream 1 liefert nun kein Gas mehr für den deutschen Markt - wegen Wartungsarbeiten. Offiziell geplant ist, dass diese 10 Tage dauern. Doch ob Russland den Gashahn danach wieder aufdreht, das fragen sich derzeit Politiker und Bürgerinnen.

Was tun, wenn nach dem 21. Juli kein Gas mehr fließt? Das beantwortet Klaus Müller, der Präsident der Bundesnetzagentur, bei ZDFheute live. Das sagt er zur Frage...

... ob er eigentlich mitbekommt, wie die Wartungsarbeiten laufen?

"Das kriegen wir nicht mit, weil die Pipeline ist weitestgehend auf dem Boden der Ostsee beziehungsweise teilweise sogar in Russland. Insofern kann das keiner aus Deutschland kontrollieren.

Wir wissen aus der Vergangenheit: Es geht um Softwareüberprüfung, es geht um die Überprüfung von Schweißnähten, es geht um Reinigungs- und Wartungsarbeiten."

... ob er sich am 21. Juli auch überraschen lassen muss, ob der Gas-Hahn wieder aufgedreht wird?

"Für uns gilt das gleiche wie für Sie: Wir werden natürlich auf Zwischentöne hören (...). Aber letztendlich werden wir sehen, was nach den zehn Tagen - da ist jetzt das angekündigte Datum - passieren wird.

Es gab auch schon Wartungen, die waren ein bisschen schneller. Es gab auch Wartungen, die haben ein paar Tage länger gedauert.
Klaus Müller, Präsident Bundesnetzagentur

Leider heißt es zur Zeit abwarten, aber parallel sich darauf vorbereiten."

... ob man mit den Diskussionen über steigende Preise den Menschen nicht Angst macht?

"Ich glaube nicht, dass es ums Angstmachen geht. Sondern zu sensibilisieren und den Menschen reinen Wein einzuschenken. Schon heute sind die Gasrechnungen exorbitant gestiegen, die jetzt bei den Menschen ankommen. Das sind aber die Gaspreissteigerungen aus dem Herbst letzten Jahres. Also in der Vorkriegszeit.

Seitdem ist der Gaspreis nochmal um ein Vielfaches gestiegen. Und ich glaube, wenn man den Menschen nicht ehrlich und deutlich kommuniziert, was das für ihr Portemonnaie bedeutet, und auch letztendlich für das Risiko, dass womöglich auch für die Industrie, für die Wirtschaft, zu wenig Gas da ist, dann würde man glaube ich nicht ehrlich mit den Menschen sein. (...)"

Es geht nicht darum, Angst zu schüren - wirklich nicht. Aber es geht darum, den Menschen ehrlich zu sagen, was ist.
Klaus Müller, Präsident Bundesnetzagentur

"Die Verbraucher werden die sehr stark steigenden Gaspreise erst im Winter merken" mit "bis zu 400% Preissteigerungen", so Prof. Claudia Kemfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung.

Beitragslänge:
4 min
Datum:

... warum die Pipeline Nord Stream 2 keine Option ist?

"Nord Stream 2 ist eine nicht genehmigte Pipeline. Bisher hat es dazu keine Zertifizierung gegeben, die aber vorgeschrieben wäre. Es würde momentan auch ganz klar den europäischen Sanktionen gegen den russischen Angriffskrieg widersprechen."

... ob aufgrund der Gas-Knappheit die Laufzeiten von Atomkraftwerken verlängert werden sollten?

"Wir haben eine Gas-Krise. Das heißt, wir haben momentan zu wenig Gas und auch sehr, sehr teures Gas, was nach Deutschland geliefert wird. Gas wird für zwei Zwecke benötigt: als Grundstoff in der chemischen Industrie zum Beispiel und als Wärme-Energie.

Atomkraft erzeugt Strom. Das heißt, ich kann das weder in der chemischen Industrie als Grundstoff einsetzen noch hilft es uns tatsächlich bei dem, was unsere Wohnungen heizt.

Wir werden jetzt Gas-Kraftwerke durch Kohlekraftwerke ersetzen (...). An Strom mangelt es in unseren Szenarien Stand heute nicht."

... wie viele LNG-Terminals im Bau sind und woher das Flüssiggas dafür kommen soll?

"Die Bundesregierung hat in einer ersten Runde vier schwimmende LNG-, also Flüsiggas-Terminals, gechartert, sozusagen angemietet über mehrere Jahre hinweg. Zwei davon sollen noch in diesem Winter angelandet und angeschlossen werden.

(...) Wenn uns das zwei Mal gelingen sollte in diesem Winter, würde uns das real helfen. Das ersetzt noch nicht die kompletten Mengen, die wir aus Russland bekommen, aber im nächsten Sommer soll es noch drittens und viertens geben - das hilft uns insgesamt schon mal sehr, was das Thema Versorgungssicherheit angeht."

Das Gas könnte dann weltweit eingekauft werden. USA ist eine Quelle, Kanada ist eine Quelle, es gibt aber auch noch weitere Länder, die liefern.
Klaus Müller, Präsident Bundesnetzagentur
Montage: Wladimir Putin und Wolodymyr Selenskyj vor einem Blick auf das zerstörte Mariupol

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