Strom und Gas: Wechsel des Anbieters kann sich lohnen

    Stammkunden zahlen drauf:Strom und Gas: Wechsel kann sich lohnen

    von Sven-Hendrik Hahn
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    Wer wechselt, kann Geld sparen. So einfach ist die Regel, die in diesem Jahr wieder Gültigkeit hat, trotz Preisbremsen für Strom und Gas. Was beim Wechsel wichtig ist.

    Auf einer Stromrechnung für den Zeitraum 2022 bis 2023 liegt ein Kugelschreiber
    Die Preise für Strom und Gas fallen wieder - aber längst nicht bei allen Anbietern. Darauf kommt's beim Wechsel des Energienabieters an.05.06.2023 | 4:31 min
    Energie war im letzten Jahr so teuer wie nie. Die Regierung hat daher Preisbremsen für Strom und Gas eingeführt, um zu hohe Kosten abzumildern. Doch jetzt liegen viele Preise unter den Schwellen der Preisbremsen. Kostenlose Vergleichsportale helfen zu wechseln und viel Geld zu sparen.

    Wechsel lohnt sich bei Tarif über Preisbremse

    "Die Preisbremsen für Strom und Gas gelten nur für 80 Prozent des Verbrauchs", erklärt Sonja Guettat von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.

    All diejenigen, die in einem Tarif sind, der über den Preisdeckeln liegt, sollten über einen Wechsel nachdenken.

    Sonja Guettat von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz

    Viele Verbraucher haben das schon erkannt, berichtet ein Online-Kündigungsdienst: Allein die Sonderkündigungen wegen Preiserhöhungen hätten im ersten Quartal um 82 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugenommen, heißt es bei "Aboalarm".
    Die hohen Energiepreise als Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine waren monatelang Thema. Jetzt entspannt sich die Lage etwas.
    Derzeit sinken die Energiepreise für Strom und Gas. Jedoch liegen viele Tarife noch über der Energiepreisbremse, weshalb sich für die meisten Verbraucher erstmal nichts ändern wird.22.05.2023 | 1:57 min

    Möglichkeiten zum Energiesparen dennoch nutzen

    Und auch Verbraucherschützerin Guettat berichtet von vielen Ratsuchenden. Wechseln kann sich lohnen trotz Preisbremse, denn: Die Strompreisbremse greift ab 40 Cent je Kilowattstunde für 80 Prozent des prognostizierten Verbrauchs. Bei Gas liegt die Schwelle bei 12 Cent je Kilowattstunde, ebenfalls für 80 Prozent des vom Versorger vorhergesagten Verbrauchs.
    Idee der Regierung: Das soll einerseits Verbraucher vor hohen Kosten schützen, andererseits Energiesparen belohnen: "Es ist ratsam zu gucken: Habe ich eine Einsparmöglichkeit, kann ich meinen Verbrauch weiter reduzieren?", so Guettat: "Und dann der Tarifwechsel."

    Mit beiden Stellschrauben ist es möglich, eine Ersparnis zu erzielen.

    Sonja Guettat von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz

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    Energieanbieter senken Preise derzeit für Neukunden

    Beim Strom fallen die Preise derzeit und liegen im Schnitt bei rund 33 Cent je Kilowattstunde, gleiches Bild beim Gaspreis: Der sinkt ebenfalls und liegt bei elf Cent pro Kilowattstunde - Preisbremsen sind bei den Berechnungen des Vergleichsportals Verivox für WISO jeweils eingerechnet.
    Es lässt sich also jetzt schon Geld sparen, aber das gilt der Verbraucherschützerin zufolge eher nicht für treue Kunden: "Wir stellen fest, dass die Anbieter die Preise für Neukundinnen und -kunden senken. Bestandskundinnen und -kunden profitieren derzeit noch nicht von den fallenden Preisen." Außerdem würden auch die Grundversorgungstarife derzeit noch nicht stark sinken, erklärt Guettat.

    Versorger kann nach günstigerem Tarif gefragt werden

    Besonders die Grundversorger, die die meisten Kunden in einem Versorgungsgebiet haben, halten die Preise hoch oder erhöhen derzeit noch. Das liege vor allem an der Einkaufspolitik der Grundversorger, die eher langfristig einkaufen. Alternative Anbieter haben jetzt bereits deutlich niedrigere Preise für Strom und Gas.
    Was tun? Erstens nachfragen - meist hat der örtliche Energieversorger günstigere Tarife - oder zweitens den Anbieter wechseln.
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    Stichwort Klimaneutralität: "Wenn wir wollen, dass die Unternehmen die Transformation schaffen, dann werden sie für einen begrenzten Zeitraum Hilfe benötigen", so der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil, SPD.04.05.2023 | 7:21 min

    Tipps zum Energieanbieterwechsel

    Das ist einfach: Im Internet gibt es Vergleichsportale, bei denen man seinen bisherigen Anbieter und den Vorjahresverbrauch eingibt und weitere Wünsche - etwa Ökostrom oder Ökogas. Wichtig:
    • Boni beim Suchfilter rausnehmen, denn sie verfälschen das Ergebnis,
    • Vertragslaufzeiten bis höchstens ein Jahr.
    Tipp von Expertin Guettat: "Ich empfehle auch, sich nicht direkt auf den günstigsten Anbieter zu stürzen, sondern kurz zu recherchieren: Was hat es mit diesem Anbieter auf sich? Was ist das für ein Tarif?" Wenn man dann noch unsicher sei, könne man sich auch an die Verbraucherzentralen wenden. "Denn wir wissen genau, welche Anbieter verbraucherfreundlich oder -unfreundlich sind."
    War man bisher in einem Basistarif, beträgt die Kündigungsfrist nur zwei Wochen. Wichtig: Auch bei Problemen mit dem neuen Anbieter bleibt es nicht dunkel oder die Heizung kalt, dann muss der Grundversorger einspringen.
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    Mehrere hundert Euro Ersparnis möglich durch Wechsel

    Das Fazit der Verbraucherschützerin:

    So ein Wechsel des Tarifs kann mehrere hundert Euro Ersparnis in die Haushaltskasse spülen und klappt in der Regel auch reibungslos.

    Sonja Guettat von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz

    "Darum sollten alle die, die sich derzeit in einem teuren Tarif befinden, diese Option nutzen," empfiehlt Guettat. Hunderte Euro weniger für Strom und Gas - einfach so: eine Preisbremse, die wirklich was bringt.
    Sven-Hendrik Hahn ist Redakteur bei WISO.

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