Auch bei Gas und Strom mischt Corona mit: Der Konjunkturaufschwung nach dem Pandemie-Schock lässt den Energiepreis steigen. Millionen Verbraucher werden das zu spüren bekommen.
Viele Verbraucher in Deutschland müssen sich zum Jahreswechsel auf deutlich steigende Preise für Strom und Gas einstellen. Die Vergleichsportale Check24 und Verivox berichteten an diesem Freitag von mehreren hundert Gas- und Stromversorgern, die vor allem ihre Grundversorgungstarife erhöhen wollen. Bis zu diesem Samstag müssen die Unternehmen Erhöhungen zum Jahreswechsel angekündigt haben - sechs Wochen vor dem Stichtag.
Verbraucher zahlen im Schnitt über 300 Euro mehr
Laut Verivox haben seit Juli insgesamt 463 Gasversorger die Preise erhöht oder Erhöhungen angekündigt, im Durchschnitt um 21 Prozent. Für einen Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden bedeute dies Mehrausgaben von 305 Euro im Jahr. Rund 3,9 Millionen Haushalte seien davon betroffen.
Check24 kommt auf anderer Datengrundlage auf eine jährliche Mehrbelastung von im Schnitt 369 Euro.
Viele Gasanbieter haben angekündigt, ihre Preise zum neuen Jahr um die 20 Prozent zu erhöhen. Das müssen Verbraucher nicht hinnehmen, ein Wechsel wird jedoch komplizierter.
Nach Angaben der Bundesnetzagentur gibt es in Deutschland derzeit 684 Gasversorgungsunternehmen, die Haushaltskunden beliefern. Demnach beziehen noch rund 17 Prozent aller Haushalte eine Gasgrundversorgung. Das bedeutet, dass sie weder den Lieferanten gewechselt noch beim örtlichen Grundversorger einen Tarifwechsel vorgenommen haben.
190 Unternehmen erhöhen Strompreise
Bei Strom liegen die Angaben der beiden Portale näher beieinander. Demnach erhöhen mehr als 190 Unternehmen wiederum vor allem in der Grundversorgung ihre Preise, im Schnitt um sieben (Verivox) beziehungsweise neun Prozent (Check24). Für einen Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 5.000 Kilowattstunden bedeutet dies laut Check24 Mehrausgaben von 146 Euro pro Jahr. Rund 1,6 Millionen Haushalte seien davon betroffen.
Unter anderem wegen der zum Jahreswechsel sinkenden EEG-Umlage zur Förderung von Ökostrom konnten mehr als 20 Unternehmen die Preise um gut 2 Prozent senken. Dies wird rund einer Million Haushalten zugute kommen. Strom beziehen laut Bundesnetzagentur noch rund 25 Prozent der Haushalte im Grundversorgungstarif.
Auch bei der Energie spielt Corona eine Rolle
In Deutschland gibt es rund 42,8 Millionen Wohnungen (Stand 2020). Knapp die Hälfte wird mit Gas beheizt. Hauptgrund für die höheren Energiepreise ist die weltweit gestiegene Nachfrage infolge des Konjunkturaufschwungs nach der Corona-Krise.
- EU will weiter Gasprojekte fördern - Kritik
Mehr erneuerbare Energien? Abkehr von fossilen Brennstoffen? Die Energie-Projekte, die die EU-Kommission fördern will, zeigen keinerlei Umdenken. Es hagelt Kritik.
- Jetzt das ZDFheute Update abonnieren
Starten Sie gut informiert in den Tag oder Feierabend. Verpassen Sie nichts mit unserem kompakten Nachrichtenüberblick am Morgen und Abend. Jetzt bequem und kostenlos abonnieren.