Die Sorge vor zu wenig Gas wegen des Ukraine-Kriegs wächst. Die Bundesnetzagentur hat Kriterien festgelegt, wer im Krisenfall weiter Gas bekommt und wer nicht.
Haushalte dürfen laut Bundesnetzagentur auch im Fall eines russischen Gaslieferstopps darauf vertrauen, weiter mit Gas versorgt zu werden. Im Fall eines Engpasses legt die Behörde fest, wer wie viel Gas bekommt.
Zu den sogenannten geschützten Kunden gehören nach Angaben des Präsidenten der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, folgende:
- Feuerwehr
- Krankenhäuser
- Polizei
- Schulen
- Kitas
- Gefängnisse
- Bundeswehr
- Privathaushalte
Ebenfalls geschützt seien alle Gewerbebetriebe mit bis zu 1,5 Millionen Kilowattstunden Gasverbrauch pro Jahr, darunter Bäckereien oder Supermärkte, sagte Müller der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" weiter.
Freizeitbereich muss zuerst schließen
Hingegen müssten sich Freizeiteinrichtungen als erstes auf Abschaltungen einstellen, zum Beispiel Schwimm- und Spaßbäder. Im Fall von Großverbrauchern aus der Industrie richteten sich die Abwägungen "nach sechs Kriterien, mit denen wir uns den Abschaltungen nähern".
- Dazu gehörten die Dringlichkeit der Maßnahme und die Größe des Unternehmens. Ein Großteil des gesamten industriellen Gasverbrauchs in Deutschland entfalle auf Großverbraucher mit einem Verbrauch von mehr als zehn Megawattstunden pro Stunde. Dazu gehörten etwa 2.500 Betriebe.
- Ein weiterer Aspekt seien die Vorlaufzeiten, einige Firmen brauchten mehr Zeit, um geordnet herunterzufahren.
- Außerdem gehe es um die volks- und betriebswirtschaftlichen Schäden.
- Ein wichtiges Kriterium sei schließlich die Bedeutung der Versorgung für die Allgemeinheit. Das spiele zum Beispiel bei Lebensmitteln oder Medikamenten eine Rolle.
Bundesnetzagentur: Keine feste Reihenfolge möglich
Die Bundesnetzagentur gab am Dienstag ihre Handlungsoptionen bei einer Gasnotlage auch in einer Veröffentlichung bekannt. In dem Papier betont die Behörde, dass es "keine feste Abschaltreihenfolge in Bezug auf einzelne Verbraucher oder Branchen geben" könne.
"Es gilt, bei geringstmöglichem Schaden die in der konkreten Situation schnellstmögliche Lösung zu finden", sagte Müller der Zeitung. Einfach werde das nicht. "Wir müssen uns klarwerden, dass die Gasmangellage eine echte Krise ist. Das Leben ist dann nicht mehr fröhlich und locker, und deshalb bin ich sicher, dass solche Eingriffe auf Verständnis stoßen würden."