LNG auf dem Vormarsch: Einer der Gründe, warum der Gaspreis wieder sinken könnte.
Quelle: epa
Leichtes Aufatmen an den
Gasmärkten? Experten zufolge können Abnehmer für die kommenden Monate gar auf eine Fortsetzung dieses Trends hoffen. "Wir werden mit Sicherheit eine Dämpfung der Preise in den nächsten 18 Monaten sehen", sagt Timm Kehler, Geschäftsführer des Verbands "Zukunft Gas".
Vermutlich würden sie zwar über dem Niveau von 2021 liegen, also vor dem
Ukraine-Krieg - jedoch "deutlich unter dem, was wir in den letzten Wochen und Monaten erleben mussten".
Die Experten des Energiewirtschaftlichen Instituts der Universität Köln (EWI) sagen in einer
Studie für die kommenden Jahre ebenfalls Rückgänge voraus.
Gaspreis niedriger - aber immer noch vergleichsweise hoch
Im Vergleich zu seinem Rekordhoch von Ende August hat sich der richtungsweisende europäische Erdgas-Future um fast die Hälfte auf aktuell rund 180 Euro je Megawattstunde verbilligt - kostet allerdings immer noch mehr als doppelt so viel wie vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine und knapp zehn Mal so viel wie Anfang 2021.
Börsianer begründeten den Preisrückgang der vergangenen Wochen unter anderem mit gut gefüllten Speichern in Europa, die die Gefahr akuter Engpässe im kommenden Winter verringerten. Hinzu kämen rekordhohe Einfuhren von Flüssigerdgas (
LNG) aus den USA und eine sinkende Nachfrage aufgrund des weiterhin hohen Preisniveaus, erläutern die Analysten von EnergyScan, dem Datenanbieter des Versorgers Engie.
Im Oktober könnten in einigen Staaten die Gaslagerstätten bereits ihre Kapazitätsgrenze erreichen. In Deutschland sind die
Gasspeicher aktuell zu gut 90 Prozent gefüllt.
Füllstand der deutschen Gasspeicher
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USA bald Hauptlieferant für Gas?
Ein Eckpfeiler der künftigen Energieversorgung ist Flüssigerdgas aus den USA. Der Bau der schwimmenden LNG-Terminals komme voran, sagt Verbandschef Kehler. Sobald diese in Betrieb gingen, werde dank der vereinfachten Lieferung der aktuelle Aufschlag im Vergleich zu den Preisen, die in Asien gezahlt würden, zurückgehen. Bis 2030 könnten die USA zum größten Gaslieferanten der EU aufsteigen und bis zu 90 Prozent der Menge bereitstellen, die Russland 2021 geliefert habe, rechnen die EWI-Experten vor.
Der entscheidende Hebel bei der Preisentwicklung sei jedoch der Verbrauch, heißt es in der EWI-Studie weiter. "Ginge die EU-Gasnachfrage bis zum Jahr 2030 um 20 Prozent gegenüber 2021 zurück, könnten sich Großhandelspreise auf dem Niveau von 2018 einstellen - unabhängig davon, ob der Gashandel mit Russland beschränkt ist oder nicht." Vor vier Jahren pendelte der Gaspreis um die Marke von 20 Euro je Megawattstunde.
Rezession als Preisdämpfer
Die Elektrifizierung der Industrie, Einsparungen und die Produktion von Biogas als Ersatz-Energieträger könnten den EWI-Experten zufolge den Gasverbrauch drosseln. Ein Teil des Nachfrage-Rückgangs wird voraussichtlich aber auf das Konto der Rezession gehen, die Volkswirte für unausweichlich halten.
"Die massiv gestiegenen Strom- und Gaspreise machen die Produktion mancher Güter unrentabel, so dass diese von den Unternehmen trotz ausreichender Aufträge heruntergefahren wird", erläutert Commerzbank-Analyst Christoph Weil. "Gleichzeitig lässt die Unsicherheit über die künftige Gasversorgung die Unternehmen vorsichtiger werden, was für weniger Investitionen spricht."
Wie viel Gas verbrauchen Haushalte und Industrie? Wie voll sind die Gasspeicher? Wie viel Gas bekommt Deutschland? Grafiken zur Gasversorgung in Deutschland.
von H. Koberstein, R. Meyer, N. Niedermeier, M. Zajonz
Quelle: Reuters