Der starke Anstieg des Gaspreises in Europa setzt Industrieunternehmen, die große Mengen an Erdgas benötigen, immer stärker unter Druck. Auch die Erzeugerpreise ziehen nun an.
Der Gaspreis in Europa hat wieder zu einem Höhenflug angesetzt. Nachdem sich der für den europäischen Gashandel richtungsweisende Terminkontrakt TTF an der Energiebörse in Amsterdam in den ersten beiden Augustwochen noch stabil an der Marke von 200 Euro je Megawattstunde gehalten hatte, stieg er im Wochenverlauf kräftig bis auf knapp 251 Euro.
Nur in der Zeit unmittelbar nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine war der Preis für das in Europa gehandelte Erdgas für kurze Zeit höher und hatte Anfang März einen Spitzenwert über der Marke von 300 Euro erreicht.
Ausweichen auf teure Alternativen für russisches Gas
Als Preistreiber gelten die reduzierten Liefermengen von russischem Erdgas nach Europa. So wurde die Kapazität der wichtigen Pipeline Nord Stream 1 auf 20 Prozent gesenkt. Viele europäische Abnehmer sind daher gezwungen, auf teure Alternativen auszuweichen.
Kurz vor dem Wochenende hielt sich der Gaspreis auf dem hohen Niveau und wurde am Freitagvormittag bei 237 Euro je Megawattstunde gehandelt. Zum Vergleich: Vor einem Jahr wurde Erdgas in Europa bei etwa 50 Euro gehandelt.
Erzeugerpreise im Juli so stark gestiegen wie noch nie
Der Preissprung gilt auch als einer der wesentlichen Gründe für die hohe Inflation. Im Juli hatte der Preisanstieg in der Eurozone im Jahresvergleich das Rekordhoch von 8,9 Prozent erreicht.
Der starke Anstieg des Gaspreises setzt Industrieunternehmen, die große Mengen an Erdgas benötigen, immer stärker unter Druck. So wird etwa die Budel-Hütte, eine Zink-Hütte in den Niederlanden, die Produktion ab September laut Unternehmensangaben vorläufig stoppen. Als Folge ist der Preis für Zink deutlich gestiegen.
Wie stark sich der hohe Gaspreis auf die Unternehmen auswirkt, zeigen Daten zur Entwicklung der deutschen Erzeugerpreise vom Freitag: Die Preise, die Unternehmen für ihre Waren verlangen, waren im Juli im Jahresvergleich um 37,2 Prozent gestiegen und damit so stark wie noch nie.
Hauptverantwortlich für den Schub der gewerblichen Erzeugerpreise ist weiterhin Energie. Mit den stärksten Einfluss hat nach Angaben des Statistischen Bundesamtes die Preisentwicklung bei Erdgas mit einem Anstieg von fast 164 Prozent im Jahresvergleich.
- Industrie: Entlastung geht an uns vorbei
Die Entlastungspläne polarisieren Wirtschafts- und Sozialverbände: Während die Industrie sich nicht berücksichtigt sieht, sehen Sozialverbände Topverdiener zu sehr berücksichtigt.