Wie gut sind wir auf einen Importstopp von russischem Gas vorbereitet? Zentral sind dafür die Gasspeicher. Wo sie in Deutschland stehen, wer sie betreibt und wie voll sie sind.
Im Falle eines Gas-Notfalls sollen private Haushalte bevorzugt versorgt werden. Wirtschaftsmanager protestieren und fordern eine Änderung der Reihenfolge.
Wo gibt es Gasspeicher in Deutschland?
Die meisten Gasspeicher Deutschlands liegen in Norddeutschland, viele davon an der Grenze zu den Niederlanden. Bei den Kavernenspeichern handelt es sich meist um künstlich angelegte riesige Hohlräume in Salzgestein. Porenspeicher sind häufig ehemalige Gasförderstätten, die zu Gasspeichern umfunktioniert wurden.
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47 Gasspeicher gibt es hierzulande, wobei ein Speicher mehrere Kavernen umfassen kann. Deutschland hat die größte Speicherkapazität Europas mit 255 Terawattstunden Gas. Das entspricht mehr als einem Viertel des jährlichen deutschen Gasverbrauchs. Der lag zuletzt bei 950 Terawattstunden.
Wer betreibt die Gasspeicher?
Die deutschen Gasspeicher gehören den Großen der Gasbranche: Uniper (Tochter des finnischen Staatskonzerns Fortum), Astora/Gazprom Germania (unter Zwangsverwaltung durch die Bundesnetzagentur), Storengy (Tochter des französischen Konzerns Engie), dem norddeutschen Energiekonzern EWE und RWE.
Wie bekommen die Gasspeicher ihr Gas?
Die Speicherbetreiber verkaufen Speicherplatz an Händler und Gasversorger, häufig an Unternehmen aus dem eigenen Konzern. Weil im Winter der Gasverbrauch besonders hoch ist, speichern Händler und Versorger die vorab verkauften Gasmengen teilweise ein, um in den Monaten mit hohem Verbrauch das Gas auszuliefern.
Seit diesem Jahr muss der Marktgebietsverantwortliche die Gasmengen einkaufen und einspeichern, falls die Speicher nicht rechtzeitig zum Winter voll werden. So sollen eine Unterversorgung und starke Preisschwankungen verhindert werden. Verantwortlich dafür ist THE, Trading Hub Europe, ein Zusammenschluss der Ferngasnetzbetreiber.
Russland liefert kein Gas mehr nach Bulgarien und Polen. Angeblich auch deshalb, weil Polen das Gas nicht in Rubel zahlen will. Engpässe fürchtet Polen nicht, die Gasspeicher sind gut gefüllt. Zudem hatte sich Polen bereits unabhängiger gemacht.
Wer entscheidet, wann aus einem Gasspeicher Gas entnommen wird?
Das entscheidet der Versorger oder Händler, der den Speicherplatz gebucht hat. Der holt sich das Gas dann aus dem Speicher, wenn er das Gas an seinen Kunden, etwa ein Stadtwerk oder Industriebetrieb, liefern muss. Im Fall einer "Gasmangellage", wenn also Gas tatsächlich knapp ist und die Stabilität des Gasnetzes in Gefahr ist, dann kann der Marktgebietsverantwortliche eingreifen und Ausspeicherungen anordnen. Die Ferngasnetzbetreiber sind für die Stabilität des Gasnetzes zuständig.
Ist das Gas in Deutschland knapp?
Nein, Gas ist nicht knapp. Das kann sich aber ändern, wenn die Pipeline-Lieferungen aus Russland abreißen. Dann kann vor allem in Ostdeutschland der Gasfluss abreißen. In anderen Regionen Deutschlands kann es dann notwendig sein, den Gasverbrauch stark zu reduzieren, damit das Gasnetz stabil bleibt.
Grafiken- Wie es um unsere Gasversorgung steht
Geht Deutschland im kommenden Winter das Gas aus? Wie voll sind die Gasspeicher? Kommt noch Gas aus Russland? Zahlen zur Gasversorgung in Deutschland in interaktiven Grafiken.
von H. Koberstein, N. Niedermeier, M. Zajonz