Minister Habeck befürchtet, dass schon bald gar kein russisches Gas durch die Nord-Stream-Pipeline fließt. Das könnte die Preise vervierfachen, warnt Energieexpertin Kemfert.
Die Gaspreise für Verbraucher könnten zum Winter explodieren, sagt Energieexpertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) befürchtet eine komplette Blockade von russischen Gaslieferungen in den nächsten Wochen. Die angekündigten Wartungsarbeiten an der Ostseepipeline Nord Stream 1 könnten dazu führen, dass durch diese wichtige Versorgungsleitung ab 11. Juli gar kein Gas mehr Deutschland erreicht.
Für private Verbraucher könnte das zu heftigen Preissteigerungen führen, sagte Energieexpertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung im ZDF-Morgenmagazin. Allerdings würden die Privathaushalte das erst ab dem Winter merken:
Darauf müsse man sich jetzt als Verbraucher vorbereiten und entsprechend Geld zur Seite legen.
- Wie es um unsere Gasversorgung steht
Geht Deutschland im kommenden Winter das Gas aus? Wie voll sind die Gasspeicher? Zahlen zur Gasversorgung in Deutschland in interaktiven Grafiken.
Expertin: Gasspeicher füllen, Verbrauch senken
Damit die Versorgung mit Gas trotz ausbleibender Lieferungen aus Russland gewährleistet bleiben kann, seien zwei Dinge elementar, so Kemfert weiter: die nationalen Gasspeicher auffüllen und den Gasverbrauch reduzieren.
Dann müsse man über Gasknappheit gar nicht nachdenken. Die Industrie sei schon dabei zu sparen, der Gasverbrauch bereits rapide gesunken. Grund dafür sei der hohe Preis, der für die Unternehmen jetzt schon spürbar ist.
Auch Auktionen trügen zu Einsparungen beim Gasverbrauch bei: Die Industrie fahre die Produktion herunter oder führe Kurzarbeit ein; dafür erhalte sie Entschädigungen. Der Vorteil: Später müsse die Produktion nicht abgeschaltet werden.
Kemfert: Gasmangel im Winter noch vermeidbar
Aktuell sind die Gasreserven zu 61 Prozent gefüllt. Je mehr jetzt schon Gas eingespart werde, desto wahrscheinlicher sei es, dass die Speicher bis 1. Oktober zu 80 und bis 1. November zu 90 Prozent gefüllt seien, so die Wirtschaftsexpertin. Dann werde es eine keine Versorgungslücke geben.
Ein Beitrag hierzu sei auch die Einsparung von Gas bei der Verstromung. Deshalb werde aktuell mehr Kohle für die Stromgewinnung eingesetzt. Die Lieferung von Gas aus anderen Regionen wie Norwegen trage zur Versorgungssicherheit bei, ebenso wie der Bau von Flüssiggasterminals zur Anlieferung von Energie per Schiff.
Nur wenn die Gasspeicher gefüllt werden könnten, könnten Versorgungseinbrüche im Winter vermieden werden. Das Sparen sei dafür für alle elementar, so Kemfert.