Gasversorgung nach Wartung: Betrieb von Nord Stream 1 offen
Nach Wartung:Gazprom: Betrieb von Nord Stream 1 ungewiss
13.07.2022 | 20:09
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Wegen Wartungen fließt seit heute planmäßig kein Gas mehr durch Nord Stream 1 von Russland nach Deutschland. Geht es danach wie gewohnt weiter? Das lässt Gazprom offen.
Die Gasleitungen von Nord Stream 1 müssen ungefähr zwei Wochen lang gewartet werden.
Quelle: dpa
Der russische Energiekonzern Gazprom kann eigenen Angaben zufolge keine Prognose zur Wiederinbetriebnahme der Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 abgeben, weil dazu die nötigen Informationen fehlten. Seit heute werden die Gasleitungen gewartet. Wie es danach weitergehe, sei offen. Der Knackpunkt sei eine Turbine für die Kompressorstation 'Portowaja', die in Kanada repariert werde.
Gazprom habe keines der Dokumente gesehen, die es dem Hersteller Siemens erlaube, die in Gasturbine zurückzuholen, teilte das Unternehmen am Mittwoch auf seinem Telegram-Kanal mit. Unter diesen Umständen könne der Konzern auch nicht prognostizieren, wie sicher der Weiterbetrieb der für Nord Stream 1 nötigen Kompressorstation sei, heißt es.
Kanada genehmigt Lieferung von Turbine
Die Turbine von Siemens Energy war zur Reparatur nach Kanada geschickt worden. Nach wochenlangem Drängen der Bundesregierung haben die Nordamerikaner die Ausfuhr inzwischen genehmigt. Die Ausnahme war wegen der Sanktionen gegen Russland zum Ukraine-Krieg nötig.
Bundeskanzler Olaf Scholz dankte am Mittwoch Kanadas Regierungschef Justin Trudeau erneut für die Freigabe der gewarteten Siemens-Turbine. "Ich begrüße die Entscheidung der kanadischen Regierung, die Turbinen von Siemens nach der Inspektion wieder nach Deutschland zu liefern", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters.
Speichern von Gas für Deutschland derzeit fast unmöglich
Russland hatte den Ausfall einer Turbine Mitte Juni bereits als Grund für die Drosselung seiner Gaslieferungen über die Nord-Stream-Pipeline angeführt. Die Bundesregierung zweifelte diese Argumentation an. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte gesagt, es handele sich "um eine politische Aktion", die technischen Gründe seien nur vorgeschoben.
Die Einspeicherung von Gas in Deutschland ist nach dem Stopp der Lieferungen durch Nord Stream 1 fast zum Erliegen gekommen. Aktuell werde zwar netto noch weiter Gas eingespeichert, sagte ein Sprecher der Bundesnetzagentur am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. "Aber das bewegt sich auf ganz niedrigem Niveau." Wie aus der Webseite von Europas Gasinfrastruktur-Betreiber (GIE) hervorgeht, stieg der Füllstand der deutschen Gasspeicher zuletzt nur noch um 0,09 Prozent am Tag.
Gas fließt über die Ukraine nach Europa
Russlands Energieriese Gazprom pumpt nun nach der vorübergehenden Abschaltung von Nord Stream 1 sein Gas trotz des Krieges weiter über die Ukraine nach Europa. Die für Mittwoch vereinbarte Liefermenge liege bei 41,3 Millionen Kubikmeter und damit nicht einmal bei der Hälfte des möglichen Umfangs. Durchgelassen werde das Gas nur noch an der Messstation Sudscha.
Das geht aus Mitteilungen des ukrainischen Gasnetzbetreibers und von Gazprom hervor. Der Umfang entsprach dem der vergangenen Tage, obwohl durch die Abschaltung von Nord Stream 1 wegen der Wartungsarbeiten bis 21. Juli eigentlich größere Mengen durchgeleitet werden könnten.
Die Bundesregierung will bei der Erzeugung von Strom mehr Kohlekraftwerke einsetzen. So soll Gas gespart und stattdessen eingespeichert werden. 13.07.2022 | 1:50 min
Gazproms Pläne für die Durchleitung am Punkt Sochranowka seien abgelehnt worden, sagte Konzernsprecher Sergej Kuprijanow. Die Ukraine hatte angesichts des Krieges erklärt, die Kontrolle über eine wichtige Kompressorstation nicht mehr zu haben. Nach Darstellung von Gazprom ist die Funktion der Anlagen aber nicht beeinträchtigt. Es könne auch dort weiter der Transit erfolgen.
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