Russland will Insidern zufolge seine Gas-Lieferungen durch Nord Stream 1 wieder aufnehmen. Die Berichte darüber sorgten an der Börse schon mal für Euphorie.
Berichte über eine Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen haben am Dienstag auf dem deutschen Aktienmarkt eine Kurs-Rally ausgelöst. Der Dax ging mit einem Plus von 2,69 Prozent auf 13.308,41 Zähler aus dem Handel.
In Berichten der Nachrichtenagenturen Reuters und Bloomberg hieß es, dass die russischen Gaslieferungen nach Abschluss der Wartungsarbeiten von Nord Stream 1 voraussichtlich wieder aufgenommen werden. Dann soll wieder Gas durch die Pipeline fließen.
Insider: Pipeline wird Gas mit verringerter Kapazität liefern
Die Pipeline werde ihren Dienst aber nicht in voller Auslastung tun, sagten zwei mit dem Vorgang vertraute Personen am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Der russische Gas-Monopolist Gazprom hatte die Kapazität der Lieferungen durch Nord Stream 1 bereits im vergangenen Monat auf 40 Prozent beschnitten und dies auf die Wartung einer Turbine zurückgeführt.
"Sie (Gazprom) werden zu dem vor dem 11. Juli gesehenen Niveau zurückkehren", sagte nun einer der Insider. Durch Nord Stream 1 war in der Vergangenheit mehr als ein Drittel der russischen Gas-Exporte in die Europäische Union geleitet worden. Am 11. Juli war der Gas-Strom durch die Pipeline für eine Wartung unterbrochen worden. Deren Ende wird für den Donnerstag erwartet.
Gazprom äußerte sich nicht
Gazprom und die Betreiber der Pipeline wollten sich zunächst nicht äußern. Die Europäische Kommission hatte zuvor mit Blick auf die Pipeline und die Frage künftiger Lieferungen erklärt, sie bereite sich auf alle Szenarien vor, auch auf ein Ausbleiben der Lieferungen nach der Wartung.
Im vergangenen Monat hatte Russland die Durchflussmenge bereits auf 40 Prozent der Gesamtkapazität der Pipeline reduziert und dies mit der verspäteten Rückgabe von in Kanada gewarteten Anlagen begründet. Kanzler Olaf Scholz (SPD) hatte technische Gründe für die Drosselung als vorgeschoben bezeichnet und Russland vorgeworfen, Gaslieferungen als politische Waffe einzusetzen.
Uniper-Aktie legt zehn Prozent zu
Durch die Pipeline Nord Stream 1 wurden vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine jährlich 55 Milliarden Kubikmeter Gas von Russland nach Deutschland transportiert. Die Reduktion der Lieferungen aus Russland hatten dann unter anderem auch den größten deutschen Gas-Importeur Uniper in eine Schieflage gebracht.
Der Düsseldorfer Konzern muss wegen der Lieferkürzungen Russlands Gas am teuren Spotmarkt kaufen, um seine Lieferverpflichtungen zu erfüllen - und fährt damit hohe Verluste ein. Die Tochter des finnischen Energie-Riesen Fortum hatte die Bundesregierung um Hilfe gebeten. Die Gespräche um eine Rettung laufen. Uniper-Aktien legten nach der Reuters-Meldung zu den russischen Gas-Lieferungen zu und notierten mit einem Plus von mehr als zehn Prozent bei 10,40 Euro.
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