Bei der Bremer Greensill-Bank stehen rund 3,6 Milliarden Euro im Feuer. Vor allem öffentlichen Einrichtungen droht der Verlust ihrer Gelder. Eine Einlagensicherung greift nicht.
Die städtischen Kölner Bühnen haben 15 Millionen Euro bei der Greensill-Bank angelegt. Mit dem Geld spekulieren war gewiss das Letzte, was das Haus wollte, wie aus einer Stellungnahme des Geschäftsführenden Direktors Patrick Wasserbauer hervorgeht:
Das Gegenteil könnte nun der Fall sein. Zunächst muss noch geklärt werden, ob die Bank ihren Geschäftsbetrieb fortsetzen kann. Dem Vernehmen nach geht es um den Vorwurf der Bilanzfälschung. Die Greensill-Mutter erklärte am Montag ihre Insolvenz, sowohl in Großbritannien als auch in Australien. Die Zukunft der in Bremen ansässigen Tochter hängt also am seidenen Faden.
Greensill galt als solide Anlagenadresse
Besondere Brisanz erhält die Geschichte um die nun ins Straucheln geratene, relativ unbekannte Bank, weil sie bis zuletzt wenn auch nicht als erste so doch als solide Anlageadresse galt. Das geht aus einer Einschätzung des Wiesbadener Kämmerers Axel Imholz (SPD) hervor.
Man habe Greensill Termingelder in einer Gesamthöhe von 15 Millionen Euro anvertraut. Dabei gilt aus Wiesbadener Sicht ein Geldinstitut als anlagefähig, wenn es seinen Sitz in Deutschland hat sowie über eine positive Grundbewertung verfügt. Beide Kriterien seien bei Greensill gegeben gewesen, heißt es vom Stadtkämmerer.
Wie bei den meisten anderen Kommunen auch, legt Wiesbaden Wert darauf, dass man sein Geld "zur Risikominderung auf verschiedene Geldinstitute verteilt". Fast immer kommt der Zusatz, dass es bei der Geldanlage auch darauf ankäme, sparsam und wirtschaftlich mit dem Geld der Steuerzahler umzugehen.
Geschätzt rund eine halbe Milliarde Euro deponiert
Offenbar erfüllte die Greensill-Bank nicht zuletzt wegen attraktiver Zinsen diese Kriterien gut. Denn die Liste der Kommunen, die der in Schieflage geratenen Bank ihr Vertrauen schenkten, wird von Tag zu Tag länger.
Neben Wiesbaden überließen zahlreiche andere Kommunen wie auch Monheim am Rhein (38 Millionen Euro), Eschborn (35), Schwalbach (19), oder Osnabrück (11,5) dem Bremer Geldinstitut mehr oder weniger große Teile ihrer Gelder.
- Geld anlegen in Zeiten von Corona
Die Pandemie hat die Welt auf den Kopf gestellt. Auch in der Wirtschaft ist nichts mehr, wie es war. Darauf sollten Anleger im neuen Jahr achten.
Dumm nur, dass nach einem Beschluss der Bundesregierung Spareinlagen von Kommunen bei Bankpleiten nicht mehr geschützt sind. Mit anderen Worten sollte nach den Mutterunternehmen auch die Bremer Tochter insolvent werden, droht der Totalverlust dieser Gelder. Finanzexperten schätzen, dass Kommunen und Unternehmen insgesamt rund eine halbe Milliarde Euro bei der Greensill-Bank deponiert haben.
Sparer kommen wohl glimpflicher davon
Die deutschen Sparer dürfen derweil aufatmen. Sie werden wohl glimpflicher davonkommen. Dafür sorgt schon die deutsche Einlagensicherung, eine Auflage der EU, wonach jedes Land bis zu 100.000 Euro je Sparer garantieren muss. Mit anderen Worten Glück im Unglück, selbst in Fall einer Pleite bekommen die deutschen Sparer ihre Gelder zurück.
Nachdem was man bis heute weiß, reden wir über 3,1 Milliarden Euro, die über das Sicherungssystem abgedeckt sind. Ein Großteil dieses Geldes floss über Vergleichsportale wie Zinspilot oder Weltsparen zur Greensill-Bank. Portale, die Banken suchen, die geringfügig mehr Zinsen anbieten als der Rest.
Unabhängig davon, ob es nun für die Privatsparer heißt "noch mal mit dem Schrecken davongekommen", oder ob tatsächlich ein fundamentaler Schaden bei den Stadtkämmerern entsteht - die Vergangenheit zeigt immer wieder: Banken, die 0,1 oder 0,2 Prozentpunkte mehr Zinsen zahlen, sind oft auch in riskanteren Geschäften verwickelt.
Die deutsche Finanzaufsicht Bafin wird im Übrigen in spätestens sechs Wochen den Entschädigungsfall ausrufen. Und dann muss die deutsche Einlagensicherung binnen sieben Tagen jeden Sparer entschädigen.