Veronika Grimm, eine der fünf Wirtschaftsweisen, fordert nach Russlands Überfall auf die Ukraine ein grundsätzliches Umdenken. Und die Energiepreise, sagt sie, werden hoch bleiben.
ZDFheute: Sie beraten die Bundesregierung. Von welchem Wachstumsszenario geht man dort eigentlich aus?
Veronika Grimm: Die aktuellen Prognosen gehen von einem Basisszenario aus, bei dem jetzt kurzfristig erstmal kein Lieferstopp eintritt. In der März-Prognose des Sachverständigenrats revidieren wir unsere Prognose aus dem letzten Herbst trotzdem deutlich nach unten, auf 1,8 Prozent für das Jahr 2022.
Das liegt daran, dass wir im Winter zwei Corona-Wellen erlebt haben und jetzt der Krieg die Lieferketten beeinträchtigt.
ZDFheute: Wie resilient ist die deutsche Wirtschaft, Stichwort Lieferengpässe?
Grimm: Es gibt mittlerweile wieder viele Störungen der Lieferketten. Die ukrainischen Kabelbäume, die jüngst in der deutschen Automobilindustrie fehlten, waren ja zuletzt in der Diskussion.
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Wenn ein wichtiger Input-Faktor kurzfristig ausfällt, dann steht die Produktion erstmal still. Das kennen wir schon aus der Corona-Krise. Typischerweise wird dann dieser Input anderweitig auf dem Weltmarkt beschafft. Das dauert eine Weile, aber diese Substitution werden wir jetzt auch beobachten.
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ZDFheute: Was wird aus Ihrer Sicht nach dieser Krise anders sein als vorher?
Grimm: Der russische Angriff auf die Ukraine markiert das Ende der regelbasierten Weltordnung, die schon seit einiger Zeit erodiert ist, aber an die viele noch glauben wollten. Wir werden uns in Europa neu aufstellen müssen.
Bei Energielieferungen müssen wir uns unabhängig machen von Russland. Das bedeutet: Gas auf dem Weltmarkt beschaffen, die Energiewende schneller vorantreiben, schneller die Infrastrukturen für die Transformation ausbauen.
ZDFheute: Öffnen wir einmal den Blick auf Europa. Wie wichtig ist der Faktor Sicherheit für die deutsche Wirtschaft, aber auch für Investitionen aus dem Ausland?
Grimm: Es muss aktuell das oberste Ziel sein, Sicherheit und Stabilität in Europa wiederherzustellen. Nur wenn die europäische Sicherheitsarchitektur nicht aus den Fugen gerät, kann sich wirtschaftliche Aktivität dynamisch entfalten. So würden etwa die Risikoprämien, die Kapitalgeber verlangen, deutlich ansteigen, wenn sich die Eskalation in Europa fortsetzt und ausweitet. Daher spricht vieles für ein Primat der Sicherheitspolitik.
Die ökonomischen Konsequenzen, die wir etwa bei einer Ausweitung der Sanktionen auf russische Energieträger tragen müssten, können in der kurzen Frist groß sein, aber auch der wirtschaftliche Schaden wäre vermutlich größer, wenn wir in Europa langfristig eine sehr unsichere Lage hätten.
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ZDFheute: Was bedeutet dieses Szenario jetzt für Verbraucher und für Unternehmen?
Grimm: Wir brauchen politisch ganz klar einen Perspektivwechsel. Es wird nicht so weitergehen können wie bisher. Für untere Einkommen müssen die Belastungen zwar gezielt abgefedert werden. Wir werden aber nicht durch breit angelegte Entlastungen den Status Quo aufrechterhalten können. Generell wäre es sehr angemessen gewesen, wenn die Politik zum Beispiel durch ein Tempolimit oder durch autofreie Sonntage die Brisanz der aktuellen Lage signalisiert hätte.
Wir müssen den Menschen klar kommunizieren:
Vor allem werden fossile Energieträger deutlich teurer sein. Es lohnt sich also, ihren Einsatz zu reduzieren und auf erneuerbare Energien zu setzen.
Das Interview führte Alexander Poel.
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Russlands Angriff auf die Ukraine dauert an. Es gibt Sanktionen gegen Moskau, Waffen für Kiew. Aktuelle News und Hintergründe zum Krieg im Blog.
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