Wer in grüne Finanzanlagen investiert, hofft in der Regel auf mehr Klimaschutz. Tatsächlich ist der Effekt nicht ganz so groß, wie aus einer Studie zu "Green Finance" hervorgeht.
Grüner wird's nicht! Was man sonst gerne mal scherzhaft an der Ampel sagt, wenn am Steuer geträumt wird, hat hier eine ganz andere Bedeutung. Grüne Finanzanlagen haben offenbar weit weniger Einfluss auf Investitionen von Unternehmen und Staat, als gewünscht.
Somit scheinen sie weniger zum Klimaschutz beizutragen, als bisher vielleicht angenommen wurde. Das zeigt eine gemeinsame Analyse der Dresdner Niederlassung des ifo Instituts, des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE und der ESMT Berlin.
Genau prüfen, was bei Green Finance drinsteckt
Warum ist grün nicht gleich grün? Ein Grund dafür: Es gibt weder in Unternehmen noch im Staatshaushalt eine ursächliche Verknüpfung zwischen grünen Finanzierungsinstrumenten und einer Verwendung der Gelder für grüne Zwecke.
Vor allem junge Menschen wollen ihr Geld ökologisch sauber anlegen. Doch wie nachhaltig sind grüne Geldanlagen und worauf muss man bei der Auswahl achten?
Das fand das ifo-Institut in der Niederlassung Dresden heraus. "Green Finance" habe daher nicht unbedingt die positiven Eigenschaften, die Anleger*innen sich von ihnen erhofften.
Anleger*innen sollten sich einbringen
Allerdings können sich Privatanleger*innen aktiv in Entscheidungsprozesse im Unternehmen einbringen, entweder persönlich oder über ihre Fondsvertreter*innen, um eine tatsächliche Änderung in der Produktion hin zu mehr Nachhaltigkeit anzustoßen. Ihr Einfluss, ein Unternehmen oder ihren Fonds aktiv zu lenken, zahlt sich langfristig aus.
Allerdings müssen Anleger*innen auch dazu bereit sein, möglicherweise Renditeeinbußen hinzunehmen. Denn eine grünere Unternehmenspolitik geht momentan öfter noch zulasten der Erträge. Zunehmend lassen sich aber auch in diesen Bereichen steigende Renditen erkennen.
Kleiner Anfang zeigt noch nicht die große Wirkung
Unternehmen, die grüne Aktien ausgeben, wirtschaften dadurch allein noch nicht nachhaltiger. Werden Aktientitel von Firmen zusammengestellt, die ökologisch verantwortlich handeln, hat das noch nicht den Rieseneinfluss auf eine tatsächliche Veränderung in der gesamtwirtschaftlichen Produktion.
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Wer in grüne Finanzanlagen investiert, macht dadurch zwar sein Gewissen und sein eigenes Portfolio grüner. Es ändert aber insgesamt nichts an den Emissionen der Gesamtwirtschaft. Das zeigt die Studie ebenfalls.
Auch bei Staatsanleihen noch grüner Nachholbedarf
Banken und Fondsgesellschaften bieten grüne Aktien, Staatsanleihen und Portfolios an. Mit ihrer Hilfe soll die Transformation der Wirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit unterstützt werden.
Wer also grüner investieren möchte, hat die Möglichkeit, das auch über grüne Staatsanleihen zu tun. Diese kann der Bund in genau der Höhe emittieren, in der vorher grüne Ausgaben im Bundeshaushalt identifiziert werden konnten. Somit findet also ein Tausch statt: Es werden konventionelle durch grüne Anleihen ersetzt.
Soweit, so grün? Nicht ganz: Denn durch grüne Staatsanleihen werden dem Bundeshaushalt keine zusätzlichen Mittel zur nachhaltigen Transformation zur Verfügung gestellt. Wenn Privatanleger*innen grüne Staatsanleihen kaufen, kann es also keine direkte Einflussnahme auf den Klimaschutz geben.
Politische Regeln für den grünen Finanzmarkt gefordert
Die Transformation hin zum grünen Finanzmarkt ist in vollem Gange. Die Autoren der heutigen Studie fordern, dass die Politik ihren Schwerpunkt beim Thema Nachhaltigkeit mit politischen Regeln unterfüttert, statt auf privates Engagement zu setzen. Zum Beispiel ließe sich der Schadstoffausstoß mithilfe eines Emissionshandelssystems erheblich verringern.
So könnte die machbare Anpassung hin zu einer CO2-neutralen Gesellschaft schrittchenweise erreicht werden. Grüner wird's also – es braucht nur Geduld und klare Regeln.
Sina Mainitz ist Redakteurin und Moderatorin im ZDF-Börsenstudio in Frankfurt.
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