Optionen für Unternehmen: Energiesparen mit Homeoffice?
Optionen für Unternehmen:Energiesparen mit mehr Homeoffice?
von Brigitte Scholtes
24.09.2022 | 11:38
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Homeoffice ist gut fürs Klima - das hat das Freiburger Öko-Institut errechnet. Kann es den Unternehmen auch helfen, Energie zu sparen?
Spart unter anderem Fahrtkosten: Homeoffice
Quelle: Imago
Kann Homeoffice den Unternehmen beim Energiesparen helfen? Laut darüber nachgedacht hat jedenfalls schon Stefan Wolf, Chef des Arbeitgeberverbands Metall. Der hatte unlängst der dpa gesagt: Er glaube, dass viele Mitarbeiter mit Blick auf ihren Arbeitsplatz "versuchen, dem Unternehmen Strom und damit Kosten zu sparen (...), indem sie von zu Hause arbeiten". Er fügte hinzu: "Das erwarte ich auch."
Auch im Homeoffice wird Energie verbraucht
Nicht nur die IG Metall ist über diese Aussage verwundert. Deren Chef Jörg Hofmann bezweifelt, ob es wirklich energieeffizienter ist, wenn sehr viele Arbeitnehmer zu Hause arbeiten - und dort Strom und Wärmeenergie verbrauchen. "Es geht ja um das Sparen von Energie in einer Krise und nicht um das Sparen für das Unternehmen." Ohnehin können Produktionsmitarbeiter nicht von zu Hause aus arbeiten.
"Auf der einen Seite müssen die Menschen entlastet werden, aber auf der anderen Seite ist das essenziell, dass wir in diesem Winter Gas sparen", sagt Veronika Grimm vom Sachverständigenrat Wirtschaft.20.09.2022 | 5:31 min
Andere jedoch schon. Wo immer Homeoffice möglich sei, etwa im administrativen Bereich, habe man das wegen der Erfahrungen in der Corona-Krise schon vor der Energiekrise angeboten, sagt Ludwig Veltmann, Hauptgeschäftsführer des Mittelstandsverbunds, im Gespräch mit ZDFheute.
Größere Zusatzeffekte mit Blick auf eine mögliche Energieeinsparung erwartet Veltmann entsprechend nicht. In aller Regel planten Arbeitgeber auch keineswegs, "zur Energieeinsparung ihre Mitarbeitenden zum Homeoffice zu verpflichten". Die Mittelständler leisteten schon "Sonderzahlungen" an ihre Mitarbeiter, damit diese die höheren Kosten schultern könnten, so Veltmann.
Energie für Weg zum Arbeitsplatz einsparen
Claudia Kemfert, Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), hatte in den Funke-Medien jedoch auf Studien verwiesen, nach denen bis zu fünf Prozent des Energieverbrauchs eingespart werden könnten, wenn im Homeoffice gearbeitet werde. Die zusätzlichen Energiekosten dort fielen ja für den Transport zum Arbeitsplatz weg.
Doch ist eine solche Regelung nicht in allen Branchen möglich. Den hohen Energieverbrauch von Handwerksbetrieben wie Bäckereien oder etwa Gartenfachbetrieben, die ihre Gewächshäuser beheizen müssen, kann man so nicht senken. Reine Dienstleistungsunternehmen aber könnten das erwägen.
Unterschiede bei Homeoffice-Regelung
Die Deutsche Börse zum Beispiel winkt ab: "Es ist nicht vorgesehen, die Energiekosten durch mehr Remote Work zu senken", sagte ein Sprecher ZDFheute. Deshalb können die Mitarbeiter nur an zwei Tagen in der Woche von zu Hause aus arbeiten.
Anders als etwa bei der Commerzbank, die inzwischen der Forderung ihrer Belegschaft in der Zentrale nach mehr Homeoffice nachgekommen ist. Denn die Mitarbeiter haben die Flexibilität schätzen gelernt. Sie können nun sogar 70 Prozent ihrer Arbeitszeit zu Hause bleiben. Das könnte der Bank jetzt auch wegen der Energiekosten zugutekommen.
Weniger Bürofläche bei der Deutschen Bank
Die Deutsche Börse jedenfalls hat vorausschauend geplant: "So sind Strom und Gas für unsere Unternehmenszentrale in Eschborn für dieses und nächstes Jahr bereits vollständig eingekauft. Damit sind wir unabhängig von kurzfristigen Preisschwankungen."
Bei der Deutschen Bank werden wie in vielen anderen Unternehmen auch die Raumtemperaturen gesenkt. Das will die Bundesregierung über eine Verordnung ohnehin erreichen. Die Deutsche Bank will aber auch ihr Immobilienportfolio verkleinern. So heißt es in einer Mitteilung von Anfang August: "Ende 2024 wird die Bank in Frankfurt und Eschborn 40 Prozent weniger Fläche haben als Anfang 2021." Das aber dürfte wohl nur mit mehr Homeoffice möglich sein.
2021 haben fast 60 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten nicht an ihrem Wohnort gearbeitet. Spitzenreiter mit den meisten Einpendlern ist München.