Vollständiger Importstopp für russische Energie? BDI-Präsident Russwurm warnt im ZDF vor einem solchen Schritt - und erklärt, warum Deutschland sich das nicht leisten könne.
Finanziert der Westen mit dem Kauf von russischem Gas den Krieg in der Ukraine? Das stimme so nicht, sagt Prof. Siegfried Russwurm, Präsident Bundesverband Deutsche Industrie.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat vor einem Importstopp für Öl und Gas aus Russland wegen dessen Angriffskriegs in der Ukraine gewarnt. "Wir sollten alles tun, um diese Eskalation zu vermeiden, auch wenn das emotional vor dem Hintergrund dieser Bilder unendlich schwer fällt", sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm am Dienstag im ZDF.
Russwurm: Rationalität nicht ausschalten
Die Situation in der Ukraine mache betroffen und "wütend", erklärte Russwurm. Dennoch müsse man jetzt auch die Auswirkungen auf Industrie und Unternehmen in Deutschland berücksichtigen. Energie sei "sehr teuer" geworden - "für die Endverbraucher, aber auch für die Industrie", so Russwurm. Man müsse auch rational denken.
Es wäre naiv zu glauben, dass die Einnahmen Russlands aus dem aktuellen Verkauf von Öl und Gas an Deutschland "jetzt akut diesen Krieg finanzieren", sagte Russwurm. "Wladimir Putin hat aufgerüstet. Seine Panzer müssen nicht an eine Tankstelle fahren und dort eine Rechnung bezahlen."
Russwurm: Umstellung der Energieversorgung dauert
Andererseits falle es Deutschland schwer, seine Energieversorgung umzustellen, sagte Russwurm. "Der Bundeskanzler hat völlig Recht: Das ist nichts, was innerhalb weniger Tage passieren kann." Einem aktuellen Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge deckte die EU im Jahr 2021 fast 40 Prozent ihres Gasverbrauchs mit Importen aus Russland.
Zurzeit steht und fällt Deutschlands Gasversorgung mit den Lieferungen aus Russland. Flüssiggasimporte zum Beispiel aus den USA sollen hier Abhilfe schaffen. Doch die Liefermengen sind begrenzt
Der BDI-Präsident wies darauf hin, dass es viele Industriezweige in Deutschland gebe, für die Energie ein wesentlichen Kostenfaktor sei.
Man müsse schauen, wie man einzelnen Unternehmen helfen könne, die in echte Schwierigkeiten kämen, weil zum Beispiel ihre Investitionen in Russland plötzlich wertlos seien. "Das sind nicht unendlich viele", sagte Russwurm.
Es sei jedoch nicht die "Zeit für Forderungen" von Seiten der Wirtschaft und Industrie. Aber "es ist Zeit dafür, dass wir uns in Deutschland vorbereiten, auf eine Situation, die auch noch schwieriger werden kann", bekräftigt Russwurm.
Am Nachmittag will die EU-Kommission erste Pläne vorlegen, wie sich die EU von russischen Energielieferungen abkoppeln kann.
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