Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm kritisiert im ZDF angesichts der hohen Inflation breite Maßnahmen wie Tankrabatte. Stattdessen spricht sie sich für gezielte Unterstützung aus.
Weil die Nachfrage nach der Pandemie "dynamisch zurückgekommen" und das Angebot beschränkt sei, würde eine Preissenkung die Nachfrage und den Druck nur erhöhen, so die Wirtschaftsweise Veronika Grimm.
Die Inflation in Deutschland steigt weiter: Kräftige Preissteigerungen für Energie und Lebensmittel haben die Teuerungsrate am Dienstag in Deutschland auf den höchsten Stand seit fast 50 Jahren getrieben. Im Mai lagen die Verbraucherpreise um 7,9 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt errechnet hat. Damit verharrte die Inflationsrate im dritten Monat in Folge über der Marke von sieben Prozent.
Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm rechnet nicht damit, dass sich das bald ändert: "Die Energiepreise sind weiter hoch, Lebensmittel sind knapp, dadurch dass Russland und die Ukraine weniger exportieren."
Kritik an "breiten Maßnahmen" wie dem Tankrabatt
Grund für die Inflation seien derzeit, so Grimm, mangelnde Angebote wegen des Ukraine-Kriegs und aufgrund von Folgen der Corona-Pandemie. Das Wichtigste sei im Moment, "in Europa die Inflation wieder in den Griff zu bekommen", so Grimm, die auch die Bundesregierung berät.
Von breiten Maßnahmen wie dem Tankrabatt hält sie allerdings nichts. "Diese Tankrabatte sind sehr problematisch." Dafür führt sie zwei Gründe an: Einerseits würden sie unter Umständen nicht vollständig weitergegeben.
Beispielsweise gebe es nicht genug Ressourcen bei den Energieträgern oder Raffinerien.
Wirtschaftsweise fordert gezielte Entlastungen
Sinnvoller findet Grimm gezielte Entlastungen über Einmalzahlungen für Menschen mit niedrigeren und mittleren Einkommen, "weil man dann die Inflation nicht so weit anheizt, als wenn man breit entlastet."
Von April auf Mai 2022 zogen die Preise in Deutschland um 0,9 Prozent an. Die Wiesbadener Statistiker bestätigten am Dienstag ihre vorläufigen Angaben von Ende Mai. Inflationsraten auf dem derzeitigen Niveau gab es im wiedervereinigten Deutschland noch nie. In den alten Bundesländern muss man in der Zeitreihe bis in den Winter 1973/1974 zurückgehen, um ähnlich hohe Werte zu finden. Damals waren die Mineralölpreise infolge der ersten Ölkrise stark gestiegen.