Energie, Lebensmittel, Freizeit: In fast allen Bereichen sind die Kosten auch im Juni gestiegen. Doch 9-Euro-Ticket und Tankrabatt wirken dem Trend entgegen.
89 Prozent mehr für Heizöl, 85 Prozent zusätzlich für Sonnenblumenöl, 22 Prozent mehr für Strom: Viele Preise in Deutschland sind auch im Juni wieder massiv gestiegen.
Vor allem Nahrungsmittel und Energie trieben die Inflation in Deutschland in die Höhe. Im Vormonat war noch der Verkehr der größte Preistreiber - doch hier haben die Maßnahmen der Bundesregierung ihre Wirkung entfaltet.
Folgende Tabelle zeigt die Preisentwicklung in den verschiedenen Bereichen. Mit einem Klick auf “Ganzer Verlauf →” können Sie die Inflation seit 2016 anschauen - und sehen, wie deutlich die aktuellen Preissteigerungen im Vergleich dazu ausfallen.
Bahnfahren dank 9-Euro-Ticket günstiger
Die Verkehrspreise sind im Juni zwar auch wieder gestiegen – um 8,3 Prozent im Vergleich zu zwölf Monaten davor. Aber: 9-Euro-Ticket und Tankrabatt haben die Kosten für Verbraucher*innen laut Statistischem Bundesamt gesenkt.
Schaut man auf den Vormonat - und nicht wie bei der Inflation üblich auf das vorherige Jahr - so sind die Verkehrspreise im Juni um 6,2 Prozent im Vergleich zum Mai gesunken. Das 9-Euro-Ticket hat die Bahnpreise für den regionalen Nahverkehr sogar um 45 Prozent gesenkt.
Tankrabatt: Benzinpreise gesunken - Diesel stagniert
Und auch der umstrittene Tankrabatt hat im Juni unter dem Strich für sinkende Spritpreise gesorgt - zumindest beim Benzin. E5 und E10 kosteten im Juni deutlich weniger als noch im Mai. Diesel ist dagegen nicht viel günstiger geworden.
Im Vergleich zum Vorjahr sind diese Preise trotzdem noch hoch. Ein Liter E5 kostete im vergangenen Monat bis zu 45 Cent mehr als noch im Juni 2021, bei Diesel waren es sogar 70 Cent.
Energiepreise steigen weiter rasant
Aber nicht nur der Sprit, sondern alle Energiepreise bleiben ein Problem für die Verbraucher*innen. "Hauptursachen für die hohe Inflation sind nach wie vor Preiserhöhungen bei den Energieprodukten", sagt Georg Thiel, Präsident des Statistischen Bundesamts.
Grund dafür ist vor allem die russische Invasion in die Ukraine. Aber auch andere Faktoren wie die CO2-Abgabe sorgen für die steigenden Kosten bei der Energie, so das Statistische Bundesamt.
Auch Preise für Öl, Fleisch und Gemüse steigen
Bei den Lebensmitteln sind unter anderem Speisefette die Preistreiber. Die sind 43 Prozent teurer als im Juni 2021. Besonders extrem ist die Inflation bei den pflanzlichen Fetten wie Sonnenblumenöl - die kosten sogar 85 Prozent mehr als noch zwölf Monate zuvor.
Die steigenden Preise lassen sich an einem einfachen Beispiel durchrechnen. Die zusätzlichen Kosten für die Zutaten einer einfache Pizza:
- Eine Packung Mehl: 1,13 Euro → 1,69 Euro
- Eine Flasche Ölivenöl: 3,48 Euro → 3,99 Euro
- Eine Packung Mozzarella: 1,51 Euro → 1,69 Euro
- Tomaten: 1,93 Euro → 2,29 Euro
- Gesamt: 8,05 Euro → 9,66 Euro - das macht zurückgerechnet ein Plus von 1,61 Euro oder 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wenn man die Zutaten in handelsüblichen Mengen komplett neu kaufen muss.
Auch bei den Nahrungsmitteln ist der Ukraine-Krieg einer der Gründe für die steigenden Preise - aber nicht nur. Die hohen Energie- und Rohstoffpreise oder auch Lieferengpässe treiben die Kosten nach oben.
Lebensmittel und Energie sind die zentralen Treiber der Inflation. Rechnet man beide Bereiche raus, läge die Inflation nur bei 3,2 Prozent.
Butter, Reisen, Hotels: Die detaillierten Preissteigerungen für rund 100 Produkte gibt es hier:
- So teuer wurden Verkehr und Essen im Oktober
Das Tanken war so teuer wie noch nie, die Lebensmittelpreise ziehen ebenfalls an. Wie hoch die Inflation bei einzelnen Produkten ist - der Überblick in interaktiven Grafiken.
Wie lange müssen wir noch mit steigenden Preisen rechnen?
Die Preise werden in den kommenden Monaten wohl weiter steigen. Vorgelagerte Preissteigerungen, zum Beispiel in der Landwirtschaft, werden erst mit Verzögerung an die Verbraucher*innen weitergegeben.
Schon jetzt müssen viele Menschen mit geringem Einkommen deutlich mehr Geld für Nahrungsmittel oder Energie bezahlen, so Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), im ZDF-Morgenmagazin. "Wir haben schon für viele Menschen heute eine Notsituation - nicht, weil es eine Knappheit gibt, sondern weil die Preise explodiert sind."
Mehr dazu:
- Fratzscher: "Die Situation ist bedrohlich"
Steigende Preise für Lebensmittel und Energie - für viele Menschen gebe es schon jetzt eine Notsituation, sagt Ökonom Fratzscher im ZDF. Er fordert rasches Handeln von der Politik.