Die Inflationsrate ist im Mai noch einmal deutlich gestiegen. Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes liegt sie nun bei 7,9 Prozent.
Die Inflation in Deutschland hat sich im Mai merklich beschleunigt. Waren und Dienstleistungen kosteten durchschnittlich 7,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Bereits im Vorfeld war klar geworden, dass die Inflation im Mai nochmals ansteigt, denn in mehreren Bundesländern war die Marke von acht Prozent geknackt worden. In Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Hessen legten die Verbraucherpreise zwischen 8,0 und 8,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu. Diese Länderdaten fließen in die erste Schätzung für die Entwicklung der Verbraucherpreise in ganz Deutschland ein.
Energie und Nahrungsmittel deutlich teurer
Bereits im April war mit 7,4 Prozent der höchste Wert seit 1981 gemessen worden. Als Preistreiber erwiesen sich auch im Mai Energie und Nahrungsmittel, die wegen des russischen Krieges gegen die Ukraine erheblich mehr kosten als vor Jahresfrist.
Nach Angaben der Statistiker erhöhten sich die Energiepreise um 38,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Auch Nahrungsmittel verteuerten sich mit 11,1 Prozent überdurchschnittlich stark. Hinzu kommen Lieferengpässe durch unterbrochene Lieferketten aufgrund der Corona-Pandemie, die noch viele andere Waren teurer machen.
Inflationsdruck bleibt vorerst hoch
Experten gehen davon aus, dass der Inflationsdruck vorerst sehr hoch bleiben wird. "Bei den von Lieferengpässen getroffenen Gütern und bei Nahrungsmitteln steckt wohl noch etwas Druck in der Pipeline, bevor die Lage sich ab dem Herbst entspannen dürfte", sagte der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding.
Der Bund verzichtet in den kommenden drei Monaten auf etwa drei Milliarden Euro an Steuern, um Benzin und Diesel von Juni bis Ende August günstiger zu machen.
Eine Inflation von mehr als sieben Prozent – im wiedervereinten Deutschland gab es das noch nie. Die hohen Energiepreise treiben immer mehr Menschen zu den Tafeln. Energieberater sind gefragt wie nie.
Inflation senkt Kaufkraft
Die stark steigenden Verbraucherpreise belasten die Kaufkraft der Deutschen. Zwar stiegen die Löhne im ersten Quartal um kräftige 4,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Da die Preise in dieser Zeit aber um 5,8 Prozent zulegten, sanken die Reallöhne um 1,8 Prozent.
Das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) geht davon aus, dass die Reallohnverluste zumindest bis zum Jahresende anhalten. "Im kommenden Jahr ist eine Trendwende möglich", sagte der wissenschaftliche Direktor des IMK, Sebastian Dullien, der Nachrichtenagentur Reuters. "Allerdings dürften auch dann nicht sofort alle Reallohnverluste aufgeholt werden, die sich aus der hohen Inflation 2022 ergeben." Deshalb sei es wichtig, dass die Politik weiter mit gezielten Entlastungspaketen helfe, die Kaufkraft der Privathaushalte zu stabilisieren.
EZB peilt Zinserhöhung im Juli an
Um die steigende Inflation zu bekämpfen, peilt die Europäische Zentralbank mittlerweile auch die erste Zinserhöhung im Euroraum seit elf Jahren an: Die EZB hat in Aussicht gestellt, mit zwei Zinsschritten im Juli und September die derzeit negativen Einlagenzinsen von minus 0,5 Prozent zu beenden.