Der Online-Handel wächst, der Einzelhandel in den Innenstädten hat es schwer. Wirtschaftsminister Altmaier hat mit Vertretern aus Handel, Kultur und Kommunen Lösungen diskutiert.
Der Einzelhandel stand ohnehin schon unter Druck: hohe Mieten und die Konkurrenz durch Online-Shopping. Und nun Corona. Touristen und Pendler bleiben aus. Grund zur Sorge für Deutschlands Innenstädte und Einkaufsstraßen wie die Frankfurter Zeil.
Bummeln ja, kaufen nein, das ist das Problem vieler Einzelhändler in deutschen Innenstädten. Seit Jahren sieht man schon dieses Phänomen, aussterbende Städte. Was zunächst nur in Kleinstädten in der Provinz sichtbar war, kommt nun auch in den Metropolen an. Es wird geschlendert und gefühlt, man informiert sich gerne vor Ort, aber dann kommt oft der Preisvergleich und der eigentliche Kauf erfolgt per Klick - im Internet!
Dieser schon lange zu beobachtende Trend hat sich durch Corona noch verschärft. "Alles muss raus" und "Wir schließen" liest man nun immer mehr an den Fensterscheiben der Einzelhändler. Während der Online-Handel dieses Jahr das Geschäft seines Lebens macht, weil immer mehr im Internet bestellt wird, verschwindet der Einzelhandel nach und nach in der Versenkung.
Innenstadtgipfel sollte Lösungen bringen
Wie belebt man die Innenstädte neu? Darüber hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier nun beraten - bei einem virtuellen "Runden Tisch". Mit Vertretern aus Handel, Kultur und Kommunen diskutierte der CDU-Politiker mögliche Lösungen.
Mit dabei war unter anderem der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth. Der sogenannte stationäre Einzelhandel soll digitaler werden, damit er gegen die große Online-Konkurrenz besser bestehen kann. Der Handelsverband hatte ein 100 Millionen Euro schweres Förderprogramm gefordert, um Händler bei der Digitalisierung zu unterstützen.
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Weniger "Konsummeile" - mehr "Place to be"
Innenstädte stehen vor massiven Umbrüchen. Thomas Krüger, Professor für Stadtentwicklung, plädiert im Interview mit dem 3sat-Wirtschaftsmagazin makro für die Neuerfindung der City.
Digitalisierung alleine reicht nicht aus
Viele Einzelhändler verkaufen bereits im Shop und zusätzlich über das Internet ihre Ware. So haben sie 24 Stunden geöffnet. Wer schnell, kreativ und beweglich ist, kommt besser durch die Krise. Doch es steht und fällt nicht alles mit der Digitalisierung. Auch große Einkaufszentren außerhalb der Innenstädte machen den kleineren Geschäften oft das Leben schwer.
Ziel soll daher aus Altmaiers Sicht sein, die Stadtzentren auch unabhängig vom Kommerz wieder attraktiver zu machen. Er fordert für die Händler flexiblere Ladenöffnungszeiten und mehr verkaufsoffene Sonntage in diesem Jahr. Damit sollen die Verluste aus dem Frühjahr und der Lockdown-Zeit wettgemacht werden und das Geschäft würde sich entzerren - in Zeiten von Abstand auch sinnvoll.
Geschäfte, Kultur, Erlebnis
Frische Ideen sollten beim "Innenstadt-Gipfel" dafür sorgen, dass deutschen Innenstädte wieder neues Leben eingehaucht wird; familienfreundlicher sollen sie werden und Kultur und Erlebnis-Shopping verbinden. Das wäre der Wunsch. Geschäfte sollen Orte für Kultur, Freizeit und Erholung werden. Kleinere Läden sollen das Regionale mehr in den Vordergrund stellen.
Nicht erst seit Corona stehen die Innenstädte vor einem gewaltigen Umbruch. Leere Geschäfte und Büros prägen die Stadtkerne, gleichzeitig ist Wohnraum knapp.
Problem: Wie komme ich in die Stadt?
Die Ideen, die Innenstädte wieder attraktiv zu machen, klingen alle gut und zielführend. Es bleibt nur nach wie vor ein großer Nachteil gegenüber dem Online-Handel - und das ist die Frage: wie komme ich hin? Die Autos sollen aus den Städten raus, es gibt kaum noch Parkplätze und wenn, sind sie fast unerschwinglich. Bus und Bahn sind vielen ebenfalls oft zu teuer, zu unzuverlässig oder zu umständlich. Mancherorts gibt es zu wenige Radwege und der E-Roller ist für viele auch keine echte Alternative. Hier sei besonders an ältere Menschen gedacht.
Autofreie Innenstädte hält Wirtschaftsminister Altmaier daher nicht per se für eine Lösung. Wenn die Innenstädte autofrei sein sollen, müsse sichergestellt sein, dass auch weniger mobile, ältere Menschen weiterhin einkaufen und die Waren problemlos angeliefert werden könnten. Auch nach dem Gipfel bleiben also noch viele Fragen offen, wie Shopping in der Stadt wieder attraktiv werden soll.
Sina Mainitz ist Redakteurin im Team Wirtschaft und Finanzen.