IWF senkt globale Wachstumsprognose erneut

    Wegen Krieg und Lieferketten:IWF senkt globale Wachstumsprognose erneut

    26.07.2022 | 20:00
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    Der Internationale Währungsfonds hat seine Schätzung der globalen Konjunktur erneut nach unten korrigiert. Grund ist auch die Angst vor Energieengpässen.

    hina, Qingdao: Zahlreiche Container stehen im Hafen, dessen Containerterminal teilweise vollautomatisch funktioniert. Archivbild
    Pandemie, Krieg, unterbrochene Lieferketten - die Wirtschaft steht in diesen Tagen unter großem Druck.
    Quelle: CHINATOPIX/dpa

    Die Weltwirtschaft wird nach einer Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) in diesem Jahr wegen des Kriegs in der Ukraine und der anhaltend hohen Inflation deutlich langsamer wachsen als erwartet. "Auf eine zaghafte Erholung im Jahr 2021 folgten zunehmend düstere Entwicklungen im Jahr 2022", heißt es in der neuen IWF-Prognose zur Weltwirtschaft. Die Aussichten seien zunehmend unsicher, sagte IWF-Chefvolkswirt Pierre-Olivier Gourinchas am Dienstag. Die Abwärtsrisiken würden dabei deutlich überwiegen. Ein "plausibles Alternativszenario" halte sogar noch pessimistischere Prognosen bereit, warnte Gourinchas.
    Mehrere Schocks haben dem Bericht zufolge die durch die Pandemie bereits geschwächte Wirtschaft getroffen: Die jüngsten Corona-Lockdowns in China hätten zu neuen Problemen für globale Lieferketten geführt, heißt es in dem Bericht. Auch die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die großen europäischen Volkswirtschaften seien negativer als erwartet. Hinzu komme eine unerwartet hohe Inflation in den USA und den großen europäischen Volkswirtschaften.

    Niedrigeres BIP in Deutschland

    In seiner neuen Prognose rechnet der IWF in diesem Jahr nur noch mit einem globalen Wachstum von 3,2 Prozent. Das sind 0,4 Prozentpunkte weniger als noch im April angenommen. Für die Eurozone erwartet der IWF ein um 0,2 Prozentpunkte geringeres Wachstum von 2,6 Prozent. In Deutschland soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) demnach nur noch um 1,2 Prozent wachsen - eine deutliche Herabstufung einer Prognose aus dem Mai.
    "Die Inflation bleibt hartnäckig hoch", heißt es weiter in dem aktuellen Bericht. Es werde allgemein erwartet, dass die Inflation bis Ende 2024 in die Nähe des Niveaus vor der Pandemie zurückkehren werde, hieß es in dem Bericht.
    Mit Spannung wird in diesem Zusammenhang auch die neue Zins-Entscheidung der US-Notenbank Fed am Mittwoch erwartet. Fed-Chef Jerome Powell hatte bereits einen erneuten großen Zinsschritt von 0,75 Prozentpunkten in Aussicht gestellt. Die Rekordinflation hatte auch die Euro-Währungshüter zu einem höheren Tempo bei ihrer ersten Zinserhöhung seit elf Jahren gezwungen. Die EZB kündigte in der vergangenen Woche an, dass die Leitzinsen um 0,50 Prozentpunkte steigen. Die Zentralbanken sollten diesen Kurs beibehalten, bis die Inflation eingedämmt ist, sagte Gourinchas vom IWF.

    Inflation könnte schwierig zu senken sein

    Die jüngste Senkung der globalen Konjunkturprognose des IWF um 0,4 Prozentpunkte geht dem Bericht zufolge vor allem auf die unvorhersehbaren Folgen des Kriegs in der Ukraine zurück.
    Die neue Prognose spiegele das nachlassende Wachstum in den drei größten Volkswirtschaften der Welt - den Vereinigten Staaten, China und dem Euroraum - wider, was erhebliche Auswirkungen auf die globalen Aussichten habe, hieß es weiter. Der IWF betont allerdings, dass die Prognosen außerordentlich unsicher seien. Sie beruhten aktuell auf der Annahme, dass es zu keiner weiteren unerwarteten Verringerung der Erdgaslieferungen aus Russland an das übrige Europa komme.
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    Quelle: dpa
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