Der Ukraine-Krieg bremst die wirtschaftliche Erholung von der Pandemie aus. Der Weltwährungsfonds korrigiert seine Schätzung stark nach unten - auf 3,6 Prozent Wachstum für 2022.
Die Weltwirtschaft wird nach einer Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) in diesem Jahr wegen des Ukraine-Kriegs deutlich langsamer wachsen. Gleichzeitig erwartet der IWF eine höhere Inflationsrate, angetrieben unter anderem von gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreisen.
In seiner neuen Prognose rechnet der IWF 2022 nur noch mit einem globalen Wachstum von 3,6 Prozent. Das sind 0,8 Prozentpunkte weniger als noch im Januar angenommen. Für die Eurozone erwartet der IWF ein um 1,1 Prozentpunkte geringeres Wachstum von 2,8 Prozent. In Deutschland soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) demnach nur noch um 2,1 Prozent wachsen - eine Herabstufung der Prognose vom Januar um 1,7 Prozentpunkte.
Krieg mache wirtschaftliche Fortschritte in Pandemie zunichte
Viele Staaten hätten bereits vor dem Krieg mit hoher Inflation zu kämpfen gehabt. Die jüngsten Corona-Lockdowns in China könnten neue Probleme für globale Lieferketten verursachen.
Der IWF hatte seine globale Wachstumsprognose bereits im Januar infolge der Omikron-Welle der Corona-Pandemie auf 4,4 Prozent gesenkt. Die jüngste Senkung der globalen Konjunkturprognose um 0,8 Prozentpunkte geht demnach vor allem auf die schlechteren Aussichten für Russland und die EU zurück.
Russland steht infolge der westlichen Sanktionen vor einer tiefen Rezession, was rund 0,3 Prozentpunkte der Herabstufung ausmacht. Besonders verheerend sind die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges auch für die Ukraine. Die ukrainische Wirtschaft dürfte der Prognose zufolge um 35 Prozent schrumpfen. Das BIP Russlands dürfte um 8,5 Prozent zurückgehen.
- Was kommt auf die deutsche Wirtschaft zu?
Russlands Krieg gegen die Ukraine trifft die deutsche Wirtschaft besonders hart, meint Clemens Fuest, Chef des ifo-Instituts - und warnt vor einem chinesisch-russischen Block.
Wirtschaftsprognose mit hohen Unsicherheiten
Weitere rund 0,2 Prozentpunkte gehen auf die trüberen Aussichten in Europa zurück "wegen der indirekten Effekte des Kriegs". Positivere Aussichten hätten angesichts steigender Preise 2022 derzeit nur die Volkswirtschaften großer Rohstoffexporteure.
Die neue Wirtschaftsprognose ist dem IWF zufolge mit ungewöhnlich hoher Unsicherheit verbunden.
Auch könnten gefährliche Corona-Varianten, die den Impfschutz aushebelten, zu Lockdowns und Produktionsverzerrungen führen.
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IWF rechnet mit höherer Inflation
Der IWF rechnet wegen des Ukraine-Kriegs auch mit einer höheren und länger andauernden Inflation. Der Anstieg der Verbraucherpreise dürfte in diesem Jahr in den Industrienationen 5,7 Prozent erreichen und in den Entwicklungs- und Schwellenländern 8,7 Prozent.
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) bezeichnete die neuen Prognosen als "weiteres Warnsignal, dass es ökonomisch kein einfaches Weiter so gibt". Weniger Wachstum in Verbindung mit steigender Inflation sei "eine gefährliche Kombination". International müsse es nun darum gehen, eine "drohende Stagflation" zu verhindern - einen Stillstand des Wirtschaftswachstums bei gleichzeitiger Inflation, mahnte Lindner.
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