KfW: Unternehmen müssen mehr fürs Klima tun

    Staatliche Förderbank:KfW: Unternehmen müssen mehr fürs Klima tun

    ZDF-Wirtschaftsjournalist Klaus Weber
    von Klaus Weber
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    Die staatliche Förderbank KfW hat 11.000 Unternehmen zu ihren Investitionen in den Klimaschutz befragt. Fazit: Es werde zwar schon viel getan, aber es sei dennoch zu wenig.

    Staatliche Förderbank KfW, Archivbild
    Die KfW ist mit den Firmen-Investitionen für den Klimaschutz nicht zufrieden.
    Quelle: Sebastian Gollnow/dpa

    Keine Frage: 55 Milliarden Euro sind eine stolze Summe. Und die Chefvolkswirtin der Kreditanstalt für Wiederaufbau, Fritzi Köhler-Geib, gibt sich fast moderat, wenn sie konstatiert: "Es wird schon viel getan, aber es muss mehr passieren."
    Schaut man sich die Investitionslücke der deutschen Unternehmen in Sachen Klimaschutz an, ist das eine ziemliche Untertreibung. Die Umfrage der KfW unter 11.000 Betrieben aller Größenklassen zeigte dies deutlich auf.

    Nur jedes zehnte Unternehmen strebt Klimaneutralität an

    Dabei floss im Jahr 2021 zwar jeder achte Euro aller Investitionen deutscher Unternehmen in Vorhaben der Energiewende. Trotzdem sind die 55 Milliarden Euro Gesamtsumme viel zu wenig. Um wirklich Klimaneutralität in Deutschland bis zum Jahr 2045 zu erreichen, müssten allein private Unternehmen jährlich Investitionen in Höhe von rund 120 Milliarden Euro stemmen.
    Zur Orientierung: Insgesamt müssten es 190 Milliarden Euro sein, wovon die privaten Haushalte ungefähr 50 Milliarden zu tragen hätten. Die Hauptlast liegt also tatsächlich bei den Unternehmen. Am häufigsten steckten Unternehmen Geld in Maßnahmen zur klimafreundlichen Mobilität (47 Prozent), gefolgt von Verbesserungen der Energieeffizienz ihrer Gebäude etwa durch Dämmung oder Einbau von Wärmepumpen (32 Prozent).
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    Auf dem dritten Platz rangierten Maßnahmen zur Erzeugung oder Speicherung erneuerbarer Energie (27 Prozent). Dabei gibt es laut KfW einen Widerspruch, den es aufzulösen gilt. "Zwar ist in der deutschen Wirtschaft der Klimaschutz als unternehmerische Herausforderung anerkannt", sagt Fritzi Köhler-Geib dazu. Allerdings würden derzeit nur "zehn Prozent aller Unternehmen perspektivisch Klimaneutralität anstreben".

    Kleine Firmen müssen aufholen

    Vor allem die vielen kleinen Unternehmen, die in Deutschland die überwältigende Mehrheit darstellen, sind dabei aufgefordert, mehr zu tun. Dort müsse laut Köhler-Geib auch das "Bewusstsein entstehen", dass Klimaneutralität "uns alle angeht". Im Schnitt haben die großen Unternehmen in Deutschland im vergangenen Jahr 251.000 Euro für den Klimaschutz ausgegeben.
    Kleine und Kleinstunternehmen dagegen nur 23.000 Euro. Dort klafft also eine deutliche Lücke. Allerdings haben große Unternehmen auch ganz andere Finanzierungsmöglichkeiten. Sie können beispielsweise Unternehmensanleihen auf den Markt bringen.

    Finanzierungslücke von jährlich 60 Milliarden Euro

    Zudem stehen sie bei Kunden oder Finanzieren beim Klimaschutz ganz anders in der Verantwortung. Bei Anteilseignern oder Geldgebern steht die grüne Transformation inzwischen nämlich ganz oben auf der Prioritätenliste. Ein Umstand, der sich, wie Fritzi Köhler-Geib ausführt, demnächst auf die kleinen Unternehmen auswirken wird:

    Je mehr große Unternehmen und Banken sich Klimaschutzzielen verpflichten, desto mehr wird das auch bei den kleinen ankommen.

    Fritzi Köhler-Geib, KfW-Chefvolkswirtin

    Allerdings müssen für solche Investitionen auch die Rahmenbedingungen stimmen. Dabei gilt es vor allem, wirtschaftliche Anreize zu setzen und so wenig Bürokratie wie möglich bei der Investition in Klimaschutz walten zu lassen. Denn letztlich bedeutet Klimaneutralität für die deutsche Wirtschaft nicht nur Verantwortung gegenüber der Umwelt, sondern auch eine ganz große Chance.
    Für Fritzi Köhler-Geib ist Deutschland in einer "guten Ausgangslage. Es sei "technologisch in diesem Bereich hervorragend aufgestellt" um von wachsenden Märkten zu profitieren. Eine Win-Win-Situation also: fürs Klima und für die deutsche Wirtschaft. Allerdings steht davor eine Finanzierungslücke von etwa 60 Milliarden Euro jährlich. Die gilt es zu schließen und das möglichst schnell.

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